Wer über Gestein spricht, redet oft von einem kargen, toten Material. Dass allerdings selbst Grundmauern voller Emotionen und Erinnerungen stecken können, wurde vielen Menschen im Landkreis nach dem Abbrennen der Steinheimer Wentalhalle einmal mehr bewusst. Fast drei Jahre nach dem Großbrand erfolgte am Donnerstag der symbolische Spatenstich für den Neubau der Wentalhalle, nachdem Ende November bereits die Bagger angerückt waren. Für die Rednerinnen und Redner war es ein emotionaler Tag – denn so manche ihrer Biografien waren und sind eng mit der Sporthalle verbunden.
Mit einem mulmigen Gefühl habe Bürgermeister Holger Weise in jener Nacht des 26. Februar 2022 den Anruf von Gemeinderatsmitglied Martin Prager entgegengenommen. Die Wentalhalle brannte lichterloh – und Weise war mit einem Schlag hellwach. „So richtig begreifen konnte ich das an jenem Morgen noch nicht. Heute, seit fast drei Jahren, merken wir, wie wichtig diese Halle gewesen ist“, sagte Weise. Man sehe und wisse im gesamten Landkreis, was das Feuer der Gemeinde Steinheim genommen habe.
Nur wenige Stunden nach dem Brand habe der Bürgermeister bereits zahlreiche Unterstützungsangebote bekommen. „Das waren keine Lippenbekenntnisse.“ Weise dankte insbesondere jenen Kommunen, die seit der Zerstörung der Halle Steinheimer Sportlerinnen und Sportlern die eigenen Hallen zur Verfügung stellen, allen voran Heidenheim und Gerstetten.
Dass Erleichterung und Sorge in Sachen Wentalhalle nach wie vor Hand in Hand gehen, war Holger Weise anzumerken. Denn nach derzeitigem Stand muss die Gemeinde für den Neubau rund fünf Millionen Euro selbst in die Hand nehmen. Die Versicherung übernimmt lediglich 10,7 der insgesamt 15,7 Millionen Euro Kosten. Und trotzdem: „Mit dem Spatenstich wollen wir heute unsere Freude zum Ausdruck bringen“, so Weise.
Frust und Euphorie bei Neubauplanungen
Fast schon nostalgisch zeigte sich Steinheims Bauamtsleiter Sven Krauß: Seine Mutter sei nur zwei Wochen vor seiner Geburt noch als Übungsleiterin in die Wentalhalle gekommen. Er selbst sei zwei Wochen, nachdem er geboren worden war, erstmals in der Sporthalle gewesen. „Für viele Bürger war die Wentalhalle immer eine Art Wohnzimmer.“
Krauß sprach den Frust an, den er – ähnlich wie so einige Steinheimer – seit Beginn der Neubauplanungen verspürt habe. Er nannte noch einmal die drei Hauptgründe für den Zeitaufwand: ein komplexes und aufwendiges Vergaberecht für die Arbeiten, das lange Warten auf das Gutachten der Versicherung und zuletzt der positiv konnotierte Umstand, dass man die späteren Nutzer der Halle intensiv in deren Planung eingebunden habe. Doch auch hier: „Für mich ist das der Zeitpunkt, meinen Frust hinter mir zu lassen und stattdessen Euphorie zu verbreiten.“
Ins kollektive Gedächtnis der Steinheimer eingebrannt
Als einen Moment, der sich in das kollektive Gedächtnis der Steinheimer gebrannt hatte, bezeichnete Michael Felgenhauer vom Dezernat Umwelt und Mobilität des Landratsamtes Heidenheim die Februarnacht vor drei Jahren. Felgenhauer, der für den erkrankten Landrat Peter Polta eingesprungen war, sicherte der Gemeinde Steinheim in dessen Namen weiterhin Hilfe zu. „Denn trotz der hier gezeigten Solidarität ist das eine sehr herausfordernde Situation.“
Von ihrer ganz persönlichen Beziehung zur Wentalhalle sprach Clara Resch, Mitglied des Landtags Baden-Württemberg (Bündnis 90/ Die Grünen) und gebürtige Steinheimerin. „Ich erinnere mich gerne an meine ersten Turnstunden in der Halle, an das Gekicher in den Umkleiden, an die geschlossenen Freundschaften.“ Sport bezeichnete sie als eine der zentralen Säulen für den Erhalt von Vereinen. Die neue Halle werde sicher anders, aber ebenso schön und zugleich ein echter Gewinn für Steinheim und seine Umgebung.
„Als ehemaliger Kultusminister weiß ich, wie wichtig Sport und Bewegung für Kinder sind“, erklärte Andreas Stoch, Landesvorsitzender der baden-württembergischen SPD-Fraktion. Er und Clara Resch würden alles dafür tun, dass der Hallenneubau durch den Ausgleichsstock sowie die Sporthallenförderung unterstützt werde. In seiner Rede hatte Holger Weise die beiden Landtagsmitglieder zuvor explizit darum gebeten.
Einer, den der Verlust der Halle direkt betroffen hatte und nach wie vor betrifft, ist Maximilian Herbrik, der Vorsitzende des TV Steinheim. „Wenn man von Großbränden im Fernsehen oder im Radio hört, weiß man zwar, dass da Schicksale dahinterstehen, aber man denkt sich, dass das schon irgendwie klappt. Wenn man nun aber als Verein selbst betroffen ist, ist das ein ganz anderes Gefühl“, berichtete Herbrik.
Hier wurden Generationen verknüpft, Talente entdeckt, Freundschaften geschaffen und gepflegt.
Maximilian Herbrik, Vorsitzender des TV Steinheim
Er sprach vom Verlust eines zweiten Zuhauses, vom Verlust einer Existenz. „Hier wurden Generationen verknüpft, Talente entdeckt, Freundschaften geschaffen und gepflegt. Ohne Sporthalle kann ein Sportverein nur schwer existieren.“ Der Dank des TV Steinheim gelte der Gemeinde sowie den umliegenden Kommunen, ohne die der Verein in noch größeren Schwierigkeiten stecken würde, als es er durch die Zerstörung der Halle bereits tue. „Der Neubau wird ein sehr schönes Aushängeschild“, freute sich Herbrik.