Ein Schild an der Eingangstür verkündet das endgültige Aus der Söhnstetter Hirschbrauerei: „Leider werden wir unseren Betrieb zum 31.7.2024 schließen“ steht darauf. Lediglich noch ein paar Termine zur Leergut-Annahme werden genannt. Tatsächlich wurde zum 1. August nun auch offiziell das Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit eröffnet. Gläubiger haben bis 6. September Zeit, Ansprüche geltend zu machen.
Der Ulmer Insolvenzverwalter Tobias Sorg kümmert sich um die Abwicklung des Unternehmens, soll heißen: Es wird versucht, noch möglichst viel Geld aus dem Unternehmen zu generieren, um den Forderungen der Gläubiger gerecht zu werden bzw. Schulden zu begleichen. Hier gäbe es zum Beispiel noch technische Anlagen, wobei Sorg bezweifelt, dass diese viel Geld bringen würden.
Von Beginn an zum Scheitern verurteilt?
Und genau hier, so beschreibt es der Insolvenzverwalter, lag offenbar auch von Beginn an das Problem: Der Betrieb und die Anlagen seien bei der Übernahme durch Wolfgang Wilhelm Reich und Georg Engels bereits erheblich in die Jahre gekommen gewesen. „Bei alten Brauereien gibt es oft noch eine Art Bestandsschutz für die Eigentümer. Das ändert sich dann bei einer Übernahme.“ Erhebliche Investitionen in die Anlagen seien deshalb unumgänglich gewesen: „Und zwar in einer Höhe, die nicht in Relation zu den Einnahmen der Brauerei gestanden hätten.“
Es habe seitens der beiden Investoren die Hoffnung gegeben, dass es funktionieren könnte, den Traditionsbetrieb zu erhalten, „nicht zuletzt, weil Herr Reich ja Erfahrungen auf dem Gebiet von Brauereien geltend gemacht hatte“, so Sorg weiter. „Eine an sich schöne Idee, aber der Betrieb war schlichtweg nicht mehr zu retten.“ Die ursprüngliche Entscheidung des Vorbesitzers der Brauerei sei aus Altersgründen getroffen worden. Und zwar nicht nur aus Gründen des eigenen Alters, so beschreibt es Sorg, sondern auch wegen des Alters der Brauerei und ihrer Anlagen. Nicht ohne Grund hätten größere Brauereien kein Interesse an einer Übernahme gehabt.
Bleibt die Biermarke dennoch bestehen?
Die Insolvenz der von Reich und Engels gegründeten Betreibergesellschaft Hirsch-Bräu Eventservice & Zeltverleih GmbH bedeutet nun also das Ende der Söhnstetter Hirschbrauerei. Aber bedeutet sie auch das Ende der Marke Söhnstetter Hirsch-Bier? Das bleibe tatsächlich noch abzuwarten, so Sorg: „Wir sind da mit Interessenten im Gespräch, die die Marke eventuell übernehmen würden.“ Das würde aber freilich nur den Erhalt des Namens bedeuten, gebraut wird in Söhnstetten wohl nicht mehr.
Man kann nicht nur von der Tradition leben.
Tobias Sorg, Insolvenzverwalter Hirsch-Bräu
13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zuletzt bei der Hirsch-Bräu angestellt. „Alle von ihnen sind bereits anderweitig untergekommen“, sagt Sorg. Vor allem die Fahrer hätten hier keine Schwierigkeiten. „Menschen mit einem Lkw-Führerschein werden händeringend gesucht“, so der Insolvenzverwalter. Ansonsten seien hauptsächlich Aushilfskräfte tätig gewesen.
Das Ende der Söhnstetter Hirschbrauerei bedeutet sicherlich das Ende eines Traditionsbetriebs. Das weiß auch Insolvenzverwalter Tobias Sorg. „Allerdings kann man nicht nur von der Tradition leben“, sagt er. Zuletzt hätte der Betrieb einfach kaum noch Kunden und kaum noch Einnahmen gehabt.