25 Jahre lang hatte Klaus-Dieter Schmitt die Söhnstetter Hirschbrauerei geführt, bevor er den Familienbetrieb im Mai 2023 schweren Herzens abgeben musste. Dass dieser nun insolvent ist, schmerzt ihn sehr. Bestimmte Aussagen des Insolvenzverwalters über die Gründe für das Aus schmerzen ihn aber nicht nur, sie ärgern ihn. Und er möchte sie so nicht stehen lassen.
Betrieb aus gesundheitlichen Gründen abgegeben
Konkret geht es um die Aussage des Insolvenzverwalters Tobias Sorg, der Betrieb sei 2023 nicht nur aus Gründen des Alters des Vorbesitzers, also Schmitt, sondern auch aus Gründen des Alters des Betriebs und seiner Anlagen abgegeben worden. Für Schmitt ist diese Aussage aus zweierlei Gründen falsch: „Ich habe den Betrieb nicht aus Altersgründen abgegeben, sondern aus gesundheitlichen Gründen.“ Schmitt leidet an einer chronischen Erkrankung, ohne die der damals 63-Jährige die Brauerei gerne noch weitergeführt hätte. Noch mehr stört ihn aber, dass der Insolvenzverwalter impliziert, der Betrieb und die Anlagen seien veraltet gewesen. „Wir haben bis zur Übergabe einen gut funktionierenden Betrieb mit ordentlichen Anlagen geführt“, so der Söhnstetter, der mittlerweile mit seiner Frau in Steinheim wohnt.
Beim Verkauf der Brauerei habe Schmitt eine Liste übergeben, auf der die anstehenden und auch notwendigen Investitionen aufgeführt gewesen seien. Aus seiner Sicht wurde danach aber in einer Höhe investiert, die für die kleine Brauerei gar nicht notwendig gewesen wäre. Bis zum vergangenen November war er noch beratend im Betrieb tätig.
Erst gingen die Privatkunden, dann die Vereine
„Irgendwann kam dann plötzlich die Änderung unserer Liefer-Touren, die bis dahin hervorragend funktioniert haben“, sagt Schmitt. Die Folge sei gewesen, dass zuerst das Privatkundengeschäft eingebrochen sei. Irgendwann folgten die Vereine in der Umgebung, die bei ihren Festen in der Vergangenheit stets Söhnstetter Bier verkauft hätten. „Wir sind eine lokal verankerte Brauerei. Wir leben davon, dass wir vor Ort präsent sind, Kontakte pflegen und mit den Leuten reden“, sagt Schmitt. Auch die seit Jahren und Jahrzehnten eingeübten Abläufe in der Brauerei seien verändert worden, was aus seiner Sicht ebenfalls nicht förderlich für den Betrieb gewesen sei.
Wir leben davon, dass wir vor Ort präsent sind, Kontakte pflegen und mit den Leuten reden.
Klaus-Dieter Schmitt, früherer Inhaber der Hirschbrauerei
Klaus-Dieter Schmitt betont jedenfalls, dass es ihm nicht darum gehe, jemandem „vor den Karren zu fahren“ oder Vorwürfe zu machen. Stattdessen geht es ihm um Klarstellung. Zwar hat er den Betrieb im Mai 2023 abgegeben, eng mit ihm verbunden war, ist und bleibt er aber weiterhin.
Das sagt Investor Wolfgang Reich
Geschäftsführer Georg Engels hat auf eine HZ-Anfrage zu Schmitts Angaben nicht geantwortet. Investor Wolfgang Reich verweist auf Nachfrage darauf, dass er selbst nicht als Geschäftsführer tätig war, sondern lediglich Kapital für den Weiterbetrieb der Hirschbrauerei zur Verfügung gestellt habe. Zu Fragen bezüglich der Liefertouren oder der Betriebsabläufe seien ihm deshalb keine Details bekannt. Zu den getätigten Investitionen sagt er: „Es wurde eine neue Flaschenwaschmaschine erworben und in die Füllerei investiert. Dies war nach Aussage der Verantwortlichen dringend notwendig.“ Zudem habe man eine neue Brauereianlage in Spanien erworben. Für sie suche er derzeit nach einem neuen Standort.