Konzert

Wie "Harmonic Brass" ihr Publikum musikalisch in die Berge versetzten

Die Mitglieder des Blechblas-Ensembles "Harmonic Brass" erreichten in der Söhnstetter Martinskirche mit ihrem Programm "Gipfelstürmer" schwindelnde Höhen.

Ob die Martinskirche in Söhnstetten vom Ensemble „Harmonic Brass“ als Ort für ihr Konzert ausgewählt wurde, weil sie so schön auf dem Berg liegt? Schließlich heißt das aktuelle Programm des hier in der Gegend immer wieder gastierenden Ensembles „Gipfelstürmer“. Der Berg rief also, und das zog am Freitagabend ein großes Publikum an. Nur wenige Plätze in dem imposanten Kirchengebäude waren frei geblieben. Ein beeindruckendes Bergmassiv hinter dem Altar lockte bereits via Foto in die Höhen, und die Bergtour konnte beginnen.

Und was für eine Bergtour war das, die „Edelweiss-Liesl“, „Lawinenalex“, „Karabinercharlie“, „Hüttenwirt“ und „Steinadlerversteher“ da bestritten! Ohne zu übertreiben, könnte sie als der Mount Everest unter den Blechbläserkonzerten bezeichnet werden. Sorgsam ausgewählte Musik, hervorragend interpretiert, und das alles eingebettet in eine rundum stimmige Moderation, die ihrerseits ein Bergmassiv an Pointen bereithielt.

Zünftig und schneidig

Im Programm fanden sich „komponierte Felswände“ wie Edvard Griegs „Aus Holbergs Zeit“, die selbst in der Interpretation durch Blechbläser luftig-zarte Meditation aus „Thaïs“, Jean Sibelius‘ „Finlandia“, das ganz zünftig und schneidig daherkam, eine äußerst flotte Caprice von Niccolò Paganini – mit all diesen Stücken erklommen die Bergfexe von „Harmonic Brass“ Gipfel um Gipfel, und sie bescherten damit dem Publikum gleich mehrere Gipfel der Genüsse hintereinander.

Elisabeth Fessler (Trompete), Andreas Binder (Horn und ein Spitzen-Moderator), Karl-Wilhelm Hultsch (Tuba), Alexander Steixner (Posaune) und Hans Zellner (Trompete und zudem ein glänzender Arrangeur, der bekannte Stücke dem Ensemble auf den Leib schneidert) boten nicht nur ein jeder für sich ein Höchstmaß an Virtuosität, sondern auch eine Ensembleleistung vom Feinsten. Und zudem hatten sie sichtlich Spaß an dieser musikalischen Bergwanderung, und der Funke sprang aufs Publikum von Beginn an über. Längst hatten sich die Zuhörer mental mit Bergschuhen und Kletterseil ausgestattet, um dem Ensemble zu folgen, wohin immer auch die einzelnen Etappen führten.

Wanderlust im Klangbild

Richard Strauss‘ „Alpensinfonie“ passte da natürlich ganz großartig in das Bergkonzept, ist sie doch selbst eine vom Aufbruch über Anstieg im Dickicht und Gestrüpp und Gletscher bis zum Sonnenuntergang musikalisch umgesetzte Expedition im Gebirge. Sturm, Gewitter, Nebel und gefahrvolle Augenblicke kamen dabei im Klang ganz wunderbar zum Ausdruck, und unterstützt wurde das obendrein von fein ausgewogenen Lichteffekten, die die Wetterumschwünge wie auch die riskanten Stellen in den Bergen eindrucksvoll unterstrichen.  Und ausgesprochenen schnellen Schritts sind die „Gipfelstürmer“ unterwegs in der gleichnamigen Komposition von Elisabeth Fessler, die neben Wanderlust und endlosen Weiten auch Naturschönheiten im Klangbild haben. Auch das ein pures Vergnügen für das Publikum.

Dass Forrest Gump und Lohengrin ausgesprochene Bergvagabunden gewesen wären, ist zwar nicht bekannt, die Musik aus dem Film und das Vorspiel zum 3. Akt der Wagner-Oper schmiegte sich aber so passend ins Programm ein, dass das Publikum ihnen sofort jede Bergtauglichkeit beschieden hätte. Und das gilt auch für die Musiker der Gruppe „Queen“. Deren Hits haben ja mehrfach die Spitze der Charts erklommen und was „Harmonic Brass“ in dem Medley daraus machte, das war schon steil wie die Eiger-Nordwand. Da musste auch nicht lang gebeten werden, und das Publikum fiel in die bekannten Klatsch-und-Stampf-Rituale ein. Am Ende dieser äußerst kurzweiligen und musikalisch hochklassigen Bergtour gab es begeisterten Applaus der Zuhörer, die die Tour gerne noch ausgedehnt hätten. Die Freude war daher groß, als die bei der Zugabe, dem „Vierteljahrhundertwalzer“ von Hans Bixner, die Felswand mit dem Tanzboden tauschen durften.

Man darf gespannt sein, wann und wo „Harmonic Brass“ das nächste Mal hier im Kreis aufschlagen, und welches Programm sie dann darbieten werden. Die Fangemeinde ist mit dem Auftritt in Söhnstetten sicher nochmals größer geworden. Übrigens hat das Ensemble die Akustik in der Martinskirche so beeindruckt, dass sie dort auch ihre aktuelle CD aufgenommen haben. Unterstützt wurden sie dabei vor Ort von Karl Blum, dem Vorsitzenden des Fördervereins Martinskirche, der dafür den Titel „ADAC der Alpen“ durch das Ensemble verliehen bekam.