Mikroabenteuer

Schnuppengucken auf der Gartenliege in Steinheim: So ist es, eine Nacht im Freien zu verbringen

Wenn im Juli und August der Meteorstrom der Perseiden und die Erde aufeinandertreffen, gibt es am Nachthimmel viel zu sehen. Sternschnuppen in Steinheim? Eine Nacht im Freien.

Schnuppengucken auf der Gartenliege in Steinheim: So ist es, eine Nacht im Freien zu verbringen

Am Nachthimmel den Großen Wagen zu finden, ist nicht schwer. Aber das Sternbild Perseus? Das ist dann doch eher Sternegucken für Fortgeschrittene. Also ein letztes Mal das Handy an und die „Wegbeschreibung“ raussuchen: In Verlängerung der Hinterachse des Großen Wagens über den Polarstern bis zum Sternbild Kassiopeia. Die auch Himmels-W genannte Anordnung von fünf Sternen ist hoch oben bestens zu erkennen.

Unten im Garten gewöhnen sich die Augen langsam an die Dunkelheit. Schultern, Arme und Beine an die Streben der Gartenliege, die auch die aufgelegten Polster nicht ganz kaschieren können. Kalt ist es nicht. Dafür lauter als gedacht. Ringsum zirpen die Grillen, oben lärmen Flugzeuge vorbei, und auf der Straße hinter der Gartenhecke halten sich bei Weitem nicht alle Autofahrer an die vorgeschriebenen 50 km/h. Etwas weiter entfernt brummen auf dem Feld noch immer die Erntemaschinen der Landwirte.

Perseus gefunden: erstes Erfolgserlebnis der noch jungen Nacht

Alles ausblenden, zurück zu Perseus. Das letzte Drittel des Wegs zum gesuchten Sternbild gerät leider etwas komplizierter. Also noch ein Blick aufs Handy, jetzt aber wirklich zum letzten Mal: Startpunkt ist der äußerste Stern der Kassiopeia, also im Himmels-W der Stern in Schreibrichtung ganz rechts. Von dort zwischen dem Mittelpunkt des W und dem rechten unteren Stern hindurch bis zu einem Stern, der heller leuchtet als alle um ihn herum – kurz orientieren, endlich Perseus gefunden. Das erste Erfolgserlebnis der noch jungen Nacht.

Warum das Ganze? Na wegen der Sternschnuppen, der Perseiden. Jedes Jahr, in der Zeit zwischen Mitte Juli und dem 24. August sind am Nachthimmel besonders viele von ihnen zu sehen. In der Hochphase um den 13. August angeblich bis zu 100 Stück pro Stunde. Von der Gartenliege auf der Erde aus betrachtet liegt ihr Ursprung, wie der Name andeutet, nahe an Perseus. Hat man also das Sternbild gefunden, sollte es klappen mit dem Sternschnuppengucken. Weiter braucht man nicht viel. Gartenliege, Kissen, Bettdecke, Ersatzdecken falls es doch noch kalt wird. Und ein bisschen Geduld: Besonders viele Sternschnuppen sollen in der zweiten Nachthälfte zu sehen sein, zwischen 2 und 4 Uhr, wenn Perseus höher am Himmel steht.

Gegen 23 Uhr: die erste Sternschnuppe - schnell was wünschen!

In dieser Nacht aber sind die Perseiden gnädig. Schon gegen 23 Uhr rauscht der erste Lichtblitz am Sternbild Perseus vorbei. Kaum da, schon wieder weg. Schnell was wünschen! Und kurz überlegen, wann man zuletzt eine Sternschnuppe gesehen hat. Keine Ahnung . . . Im Urlaub vielleicht? Jedenfalls ist es schon sehr lange her. Im Alltag zuhause guckt man eher selten in den Nachthimmel. Und wenn doch, ist es oft zu hell – zwischen all den Straßenlaternen, Pkw-Scheinwerfern und dem eigenen Handy-Display.

Früher war mehr Dunkelheit. Erste überlieferte Sichtungen der Perseiden stammen aus der Zeit um das Jahr 36 vor Christus. Damals staunte man in China über die verglühenden Sterne. Heute, mehr als 2000 Jahre später, im Kreis Heidenheim. Möglich macht das ein Komet mit dem nicht ganz so eingängigen Namen 109P/Swift-Tuttle. Genau genommen ist es die Staubspur, die dieser Komet im All hinterlassen hat bzw. alle 133 Jahre aufs Neue hinterlässt, während er die Sonne umkreist. Die Erde wiederum kreuzt diese Staubspur jahrein, jahraus im Juli/August. Kommen die Staubteilchen der Erdatmosphäre zu nah, bringen sie die Luft zum Leuchten. Fertig ist die Sternschnuppe.

Alles super, wären da nicht die Schnaken

Kaum vorstellbar von hier unten aus. Und vielleicht genau deshalb so faszinierend. Weder nach der ersten, noch nach der zweiten oder dritten Sternschnuppe hat man genug. Die Augen werden müder und müder, schließen will man sie trotzdem nicht. Auch wenn es im Garten für 100 Sternschnuppen pro Stunde wohl doch zu hell ist – eine Sternschnuppe könnte ja noch kommen. Und so schlägt die Kirchturmuhr 23.30, 23.45, 24 Uhr . . . Insgesamt sieben Sternschnuppen – und Wünsche – später ist dann aber Schluss. Jetzt wird geschlafen. Jedenfalls so lange, es die Stechmücken zulassen. So schön das Schnuppengucken war, so anstrengend gerät der zweite Teil der Nacht.

Held der griechischen Mythologie

Der Namensgeber des Sternbilds Perseus ist ein Sohn des Zeus und der Danaë. Um seine Mutter zu verteidigen, gelingt ihm der Sage nach die Enthauptung Medusas (Schlangen auf dem Kopf, einst Geliebte des Poseidon), deren Anblick jeden sofort zu Stein erstarren lässt. Poseidon nutzt ein Schild Athenes und muss so der Gefahr nicht direkt ins Auge blicken.

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