So liefen die Filmmusiknächte des Musikvereins Steinheim
Die Filmmusiknächte des Musikvereins Steinheim sind volljährig geworden. Auch die 18. Auflage dieser an zwei Abenden zelebrierten Konzerte hat nichts an Attraktion eingebüßt. Das wurde in diesem Jahr einmal mehr als deutlich, als innerhalb von nicht einmal zwei Stunden im Vorverkauf alle 800 Eintrittskarten einen Besitzer gefunden hatten. Standing Ovation, spontaner Szenenapplaus und Bravorufe. Das Publikum ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Die 64 Musikanten unter Stabführung von Jan Jäger liefen zur Hochform auf.
Neu im Programm war am späteren Samstagnachmittag eine Filmmusikveranstaltung für Kinder. Dabei wirkten das Orchester Kunterbunt und die aktive Kapelle unter Jan Jäger mit. Ein Versuchsballon, der nicht platzte. Immerhin 350 Leute füllten den Dieter-Eisele-Saal der Musikschule Steinheim. Über die Leinwand flimmerten Zeichentrickfilme und bekamen viel Applaus.
So eine Filmmusiknacht lebt von den Effekten, lebt von einer geradezu fantastischen Saaldekoration in der Albuchhalle. Und so tanzten doch tatsächlich die vom Deko-Team geschneiderten Puppen, als das Große Blasorchester „die Muppets Show“ auf den Notenpulten vor sich hatte und in atemraubenden Tempo diesen Part der Filmmusiknacht famos gestaltete.
"Ein musikalischer Höhepunkt im Kulturleben Steinheims"
Einmal mehr moderierte Marita Kasischke diese „musikalischen Höhepunkte im Kulturleben der Albuchgemeinde“. Zu Anfang hatte sie nicht zu viel versprochen, als sie eine große Performance ankündigte und zugleich versicherte, jeder sei längst wieder Zuhause, bis die Ampelregierung in Berlin die Finanzprobleme im Griff habe. Und ganz bestimmt sei Bundestrainer Nagelsmann dann noch immer im Amt. Besonderen Beifall bekam Ehrendirigent und Musikdirektor Norbert Hann, der vor Jan Jäger den Musikverein leitete und als Vater der Filmmusiknächte in die Vereinsgeschichte einging. Heute leitet Hann in Achern die dortige Stadtkapelle.
Marita Kasischke, die belesen wie humorvoll durch den Abend begleitete, stellte die verschiedenen Filme und ihre Entstehung vor. Howard Shore schrieb die Melodien für „die Gefährten“ aus „Herr der Ringe“, die die unterschiedlichen Register forderten und auf „den Pfad der Weisheit“ mitnahmen. Eingebunden in die teils dramatische Musik waren entsprechende Wortbeiträge. Vor allem erinnern sich die Dabeigewesenen an wunderschöne Flötensoli und einen meisterhaften Filmschnitt (Dennis Hanert und Manuel Schlegel).
„Mein Nachbar Totoro“ – arrangiert von Yo Goto – wurde vor meist düsterer Filmkulisse zu einem begeistert aufgenommenen Hörgenuss. Grundlage für die Musik von Joe Hisaishi waren japanische Kinderlieder. Als ein Märchen für Erwachsene, bei der die Liebe im Vordergrund steht und nicht immer das ersehnte Happyend, wurde aus dem Streifen „Bodyguard“ der Song „I always love You“ angekündigt. Die Sängerin Regina Heiß aus Sontheim im Stubental (die als Jazz-Sängerin und Vokalpädagogin in Nürnberg arbeitet) bekam tosenden Applaus. Spontan wurden daraufhin die letzten Takte dann als Zugabe unmittelbar wiederholt.
Bei früheren Filmmusiknächten flimmerten öfters Kriegsfilme über die Leinwand, begleitet von martialischen Klängen. Nach den „Guardians of the Galaxy“ (arrangiert von Michael Brown) und den Außerirdischen bewies „the Band of Brothers“ den Zusammenhalt und auch die Hilfe der Fallschirmjäger für die unter dem Krieg und seinen Folgen leidenden Menschen. Ergreifend die Szenen, als abgemergelte Menschen aus einem Konzentrationslager befreit wurden. Die getragenen Melodien prägten die Flöten und die Klarinetten.
Die Zuhörer klatschten minutenlang
Von der fröstelnden Atmosphäre des D-Days in der Normandie wurde das Publikum mitgenommen in die Südsee nach Polynesien. Bei „Vaiana“ bekam die Solistin Regina Heiß immer wieder Zwischenapplaus. Doch das Beste sollte erst noch kommen. „Kevin allein Zuhaus“ von John Williams sollte zu einem fulminanten Höhepunkt werden. Der Junge, der Zuhause von den Eltern vergessen wurde, durchlebte ein Abenteuer nach dem anderen und vertrieb selbst noch die Einbrecher, die die Gegend um die Weihnachtszeit heimsuchten. Die Musiker lebten die Freude an der Musik und entsprechend minutenlang klatschten die Zuhörer.
Bei den beiden Zugaben entfaltete „dieses größte Orchester, das Steinheims Filmmusiknächte je erlebte“ (Zitat von Marita Kasischke) noch einmal große Strahlkraft und begeisternde Virtuosität. Als Gesangsolisten verdienten sich bei „Mama Mia“ Annika Früholz und Regina Heiß kaum enden wollenden Beifall. Am Ende des großen Kinos tuckerte Lukas der Lokomotivführer mit seiner fauchenden Lokomotive durch „Lummerland“. Gerne hätte jeder mitfahren und noch mehr Filmmusiknacht erleben wollen.