Es waren schlechte Nachrichten, die der Steinheimer Bauamtsleiter Sven Krauß für den Gemeinderat in seiner letzten öffentlichen Sitzung vor den Kommunalwahlen dabei hatte: Die Versicherung wird zwar einen großen Teil der Kosten für den Neubau der Wentalhalle übernehmen, allerdings längst nicht in der Höhe, die man sich erhofft hatte. Am Ende könnte ein Betrag von fünf Millionen Euro an der Gemeinde Steinheim hängen bleiben. Das wäre ein Drittel der geschätzten Gesamtkosten.
Gemeinde hat bereits einen Fachanwalt beauftragt
Einfach so schlucken will das die Gemeinde nicht. „Wir haben bereits einen Fachanwalt für Versicherungsrecht beauftragt, der sich die Posten im Gutachten nochmal ansehen wird“, erklärte Bauamtsleiter Krauß am Dienstagabend. So wolle man rechtlich sicher in die erneuten Verhandlungen mit der Versicherung gehen. Ob diese von Erfolg gekrönt sein werden? Unklar. „Es wird ein Delta bleiben“, so Krauß. „Wie groß das am Ende sein wird, ist noch nicht klar.“ Er betonte, dass man zusätzlich auch noch Fördergelder zu erwarten habe, dass man zudem auch bei einigen Posten, etwa dem Außenbereich, für den zwei Millionen Euro angesetzt wurden, noch sparen könnte. Dennoch: Im Raum stehen nun erst einmal etwa fünf Millionen Euro, die die Gemeinde beim Neubau selbst aufbringen muss.
Warum ist das so? In ihrem Gutachten habe die Versicherung den Brutto-Neuwert der Wentalhalle auf rund 8,8 Millionen Euro beziffert. „Dieser Wert liegt sogar über dem, den unsere Ingenieure angenommen hatten“, so Krauß. Diese Kosten werden komplett von der Versicherung übernommen. Hinzu zu diesem Brutto-Neuwert kommt ein zweites Kosten-Paket, das die Versicherung zugrunde legt: Dieses beinhaltet laut Krauß Posten wie die Abbruchkosten, die Mehrkosten für den Bau der Halle nach heutigen Standards und die Preissteigerungen bei den Baukosten. Dieses Paket sei insgesamt auf rund 5,5 Millionen Euro beziffert worden. Das Problem: Die Kostenübernahme durch die Versicherung ist bei diesem Paket bei zwei Millionen Euro gedeckelt. Somit würden also insgesamt nur 10,8 Millionen Euro von der Versicherung bezahlt werden – bei geschätzten Gesamtkosten von 15,5 Millionen Euro für die neue Wentalhalle.
undefinedHans Peter Mack: „Schadet nicht, das Kleingedruckte zu lesen“
Dieser Betrag, so Krauß am Dienstag, sei noch mit einigen Unwägbarkeiten behaftet, naturgemäß blickte er bei den Gemeinderäten aber nicht gerade in begeisterte Gesichter. Guido Rieberger (CDU), der Bürgermeister Holger Weise in der Sitzung als Vorsitzender vertrat, stellte fest: „Es bleibt uns am Ende nichts anderes übrig: Die Halle muss wieder aufgebaut werden.“ Ähnlich sah das auch Mathias Brodbeck (Freie Wählervereinigung): „Wir werden uns mit dieser Situation auseinandersetzen müssen.“ Kritik an der Verwaltung musste aber aus seiner Sicht auch sein: „Haben wir jetzt tatsächlich zwei Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass nicht alles von der Versicherung übernommen wird?“ Und auch Hans-Peter Mack (Freie Wählervereinigung) stellte lapidar fest: „Offenbar schadet es manchmal nicht, auch das Kleingedruckte zu lesen.“
Bürgermeister Holger Weise: „Gibt nichts Kleingedrucktes“
Steinheims Bürgermeister Holger Weise ist derzeit auf Partnerschaftsbesuch in Colombelles. Auf Nachfrage bezeichnet er die Kritik aus dem Gemeinderat als „völlig unqualifizierte Aussagen“: „Es gibt nichts Kleingedrucktes. Ohne das Gutachten war keine Berechnung der Versicherungsleistung möglich.“ Immerhin habe ja sogar die Versicherung selbst den geschätzten Zeitwert der alten Halle aufgrund des Gutachtens jetzt deutlich nach oben korrigieren müssen. „Ich habe immer und überall vor einem möglichen großen Delta, welches an der Gemeinde hängen bleibt, gewarnt“, so Weise weiter. Die Planungen so voranzutreiben sei ein bekanntes Risiko gewesen, das privat keiner gemacht hätte. Gehofft habe er aber trotzdem, dass Steinheim am Ende mehr bekommt. „Fünf Millionen Euro sind eine Hausnummer, welche die Gemeinde für andere Investitionen in der Zukunft deutlich einschränken wird.“ Der Bürgermeister hofft nun, dass Mittel aus der Sportstättenförderung und aus dem Ausgleichsstock fließen werden.
Zudem bleibt auch die Hoffnung, dass das letzte Wort mit der Versicherung noch nicht gesprochen ist. Zusammen mit dem zuständigen Architekten sei die Verwaltung das erstellte Gutachten bereits durchgegangen. „Wir haben durchaus Punkte gefunden, an welchen wir ansetzen werden. Ich bin da optimistisch“, so Weise.
Zeitplan steht weiterhin
Die schlechten Nachrichten von der Versicherung ändern nichts am Zeitplan für den Neubau: Laut Baumamtsleiter Sven Krauß soll der Baustart nach wie vor im Herbst erfolgen. Derzeit werde an den Ausschreibungen für die Gewerke gearbeitet. Beim nächsten Treffen mit dem zuständigen Bauausschuss soll eine Besichtigungsfahrt stattfinden, um zu einer Entscheidung zur Fassadengestaltung zu kommen.