Für die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung in Steinheim und den Teilorten gab und gibt es gute Gründe. Genauso gibt es aber gute Gründe, die Beleuchtung nachts wieder durchgängig brennen zu lassen. Licht an in Steinheim? Dafür jedenfalls hatte sich die Gemeinde ausgesprochen. Am Ende waren aber nur acht dafür und 13 dagegen. Zwei Mitglieder des Gemeinderats enthielten sich.
Die Gründe für die Nachtabschaltung:
Finanzielle Einsparung: In Zeiten klammer Kassen sind Einsparpotenziale nicht unerheblich. Die Gemeinde hatte vor der Sitzung am Dienstagabend entsprechende Daten ausgewertet und kam zu dem Schluss, dass das Einsparpotenzial durch das Abschalten der Straßenbeleuchtung zwischen 0.30 und 4 Uhr mit den ab 2025 geltenden Strompreisen circa 14.500 Euro beträgt. In Anbetracht anderweitiger Posten im Haushaltsplan einer Kommune ist das zwar nicht viel, aber dennoch einiges. So sah es beispielsweise Hans-Peter Mack (Freie Wählervereinigung): „Wir können hier quasi mit einem Handstreich Geld einsparen. Wenn wir einmal zum großen Teil auf LED umgeschaltet haben und dadurch sparen, können wir das Licht gerne wieder anmachen.“
Wir sollten erst unsere Hausaufgaben in Sachen LED machen.
Karl Fink, Freie Wähler Vereinigung
Dem pflichtete auch Karl Fink (FWV) bei: „Ich sehe keine Notwendigkeit, das rückgängig zu machen.“ Zudem sei es tatsächlich auch keine Nachtabschaltung, sondern eine „Teil-Nachtabschaltung“ von 0.30 bis 4 Uhr. „Wir sollten erst unsere Hausaufgaben in Sachen LED machen.“
Umweltschutz: Auch in Sachen Umweltschutz waren die Argumente ähnlich. Hans-Peter Mack (FWV) verwies darauf, wieviel Strom man durch diese Maßnahme einsparen kann, „Wir haben ein kommunales Wärmekonzept in Auftrag gegeben, das sich genau damit beschäftigt.“ Aus seiner Sicht macht es also keinen Sinn, an anderer Stelle dagegen zu arbeiten. Maßgeblich für die Befürworter der Nachtabschaltung war die Tatsache, dass noch immer nicht alle Straßenlampen auf LED umgestellt worden sind. Auf Nachfrage vermochte Bürgermeister Holger Weise nicht zu sagen, wann das der Fall sein wird. Er verwies dabei auf die angespannte Personalsituation und auf die vielen Themen, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus derzeit ohnehin schon beschäftigt sind.
Die Gründe gegen die Nachtabschaltung:
Sicherheitsgefühl: Mit dem subjektiven Gefühl der Steinheimerinnen und Steinheimer argumentierte die Verwaltung für die Aufhebung der Nachtabschaltung. „Es sind nicht viele um diese Zeit unterwegs“, so Bürgermeister Weise, „aber es sind eben welche unterwegs“. Besonders deutlich sei die Problematik an Silvester geworden, als man durch zusätzlichen Nebel und Smog in Steinheim teilweise kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte.
Dunkelheit kann Rettungskräfte behindern.
Mathias Brodbeck, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands
Auch Mathias Brodbeck (FWV) sah das so: „Das Sicherheitssgefühl ist subjektiv, aber es ist deshalb nicht egal.“ Es bestehe objektiv eine erhöhte Unfallgefahr für Fußgänger und Radfahrer und insbesondere für manche Frauen und ältere Menschen seien stockfinstere Straßen nachts nicht zumutbar. Ähnlich argumentierte Thomas Mücksch (CDU): „Wir reden über nicht einmal 15.000 Euro im Jahr. Das ist für mich nicht genug, um den Sicherheitsaspekt zu schlagen.“
Rettungseinsätze: Ganz unabhängig vom subjektiven Gefühl, betonten Brodbeck, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands ist, und Martin Prager (CDU und Kommandant der Steinheimer Feuerwehr) die ganz objektiven Probleme bei Rettungseinsätzen. „Dunkelheit kann Rettungskräfte behindern“, so Brodbeck. Und Prager: „Wir hatten im vergangenen Jahr zweimal die Situation, dass wir Schwierigkeiten hatten, bei einer technischen Hilfeleistung die Hausnummer zu finden.“
Am Ende überzeugten diese Argumente nicht die Mehrheit im Gremium. In Steinheim bleibt es also vorerst nachts dunkel.
Auch ein Kompromissantrag scheiterte
Hop oder Top, An oder Aus: Diese Entscheidung hatte der Gemeinderat beim Thema Nachtabschaltung zu treffen. Dabei gab es aber auch Kompromissvorschläge, die eine Beleuchtung in bestimmten Zeiten oder zu bestimmten Anlässen vorsahen. Das Problem: Die Straßenbeleuchtung ist in Zonen eingeteilt. Bei einer Änderung der Beleuchtungszeit müssen jeweils einzeln Umprogrammierungen in den Verteilerkästen stattfinden. In Söhnstetten ist der Aufwand noch größer, da durch die Beleuchtung der B466 alle übrigen Straßenzüge extra auf „Aus“ umprogrammiert werden müssen.
Michael Benning (CDU) stellte dennoch den Antrag, die Straßenbeleuchtung in der Zeit vom 20. Dezember bis zum 5. Januar anzuschalten. Der Antrag scheiterte ganz knapp: Elf waren dafür, zwölf dagegen. Da half es auch nicht, dass Benning zuvor angeboten hatte, selbst beim Umprogrammieren zu helfen.