Leserbrief

Über den „Einsiedler von Steinheim“ Sofonias Theuß und die Waffe des Geistes und der Vernunft

Leserbrief zu Steinheims Heimatmuseum und der Dokumentation über den dort geborenen Sofonias Theuß.

Beim Klosterhock in Steinheim hatte ich die Gelegenheit, erstmals das reichhaltige und sorgfältig gestaltete Heimatmuseum zu besuchen (mit einem frisch gebackenen Holzofenbrot als Mitbringsel, prima.).

Natürlich gehört zu diesem Haus auch die Dokumentation über Sofonias Theuß, den ‚Einsiedler von Steinheim‘. Als zunächst begeisterter Militärangehöriger wurde er beim Boxeraufstand in China verwendet, später in Südwestafrika sowie dann auch im Ersten Weltkrieg. Durch diese Erfahrungen wurde er mehr und mehr zum Anti-Militaristen und schrieb, und zwar schon am 29. Februar 1932, den folgenden Brief an Adolf Hitler (Auszug):

„… Was unseren Völkern Not tut, das sind nicht Waffen aus Stahl und Eisen, aus Gas und Schwefel, sondern es muss der wirkliche Kulturmensch mit der Waffe des Geistes erstehen, der mithilfe der Anwendung strenger Gesetze die gesamte Menschheit auf einen für alle gangbaren Weg führt … die Staatsmänner haben in der Zukunft die Pflicht, alle Völkerstreitigkeiten auf friedlichem Wege zu regeln und nicht wie bisher mit dem Schwert und verlogener Geschäftspolitik, sondern mit der Waffe des Geistes und der Vernunft!“

Das Gegenteil seines Appells ist daraufhin eingetreten, wir wissen es. Schwer erträglich, dass jetzt, fast 100 Jahre später, immer noch die Waffen regieren sollen. Inzwischen hatten wir doch Jahrzehnte erfolgreicher Entspannungspolitik, wir haben doch in Europa die OSZE, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, eine Plattform für Dialog auch in schwierigen Zeiten. Die baldige Rückkehr zu Verhandlungen, zu ‚Geist und Vernunft‘, wie Sofonias Theuß es formulierte, ist auch heute so nötig wie damals.

Heinz Fischer, Heidenheim