Klimawandel und neue Regelungen

Vor welchen Herausforderungen Privatwaldbesitzer im Landkreis Heidenheim stehen

Der Kreis Heidenheim ist sehr waldreich, die meisten Flächen gehören dem Land Baden-Württemberg oder den einzelnen Kommunen. Doch es gibt auch rund 1000 private Waldbesitzer. Die Herausforderungen wurden auch für diese in den vergangenen Jahren nicht weniger.

Der Oktober auf der Ostalb ist kalt, nass und neblig. In Gnannenweiler, dem höchst gelegenen Ort im Landkreis Heidenheim, oftmals noch mehr als sonst wo in der Umgebung. Dass hier oben das Klima nochmal etwas rauer sein kann, mag den ein oder anderen stören, der Natur allerdings tut dieser Umstand meistens gut. Nicht zuletzt betrifft das die Wälder hier auf mehr als 700 Metern.

Es gibt im Landkreis Heidenheim sehr viel Staatswald, der von der Forst BW bewirtschaftet wird. Ebenso gibt es große Waldflächen, die den einzelnen Städten und Gemeinden gehören. Und dann gibt es noch die privaten Waldbesitzer, rund 1000 an der Zahl über den ganzen Landkreis verteilt. Werner Barchet ist einer von ihnen. 76 Jahre alt ist er heute und die Arbeit im Wald kennt der Gnannenweiler schon von klein auf: In Gussenstadt, wo er aufgewachsen ist, gingen schon der Großvater und der Vater in den eigenen Wald, um Holz zu machen. Barchet selbst kam 1976 nach Gnannenweiler, zur Landwirtschaft, die er übernahm, gehörte wie selbstverständlich auch Privatwald. Das ist heute noch oftmals so.

Privatwälder: Besitzverhältnisse ändern sich häufiger

Das allerdings, so erklärt Michael Laible, der Fachbereichsleiter für Wald und Naturschutz am Landratsamt, ändert sich nach und nach. „Wer aus der Landwirtschaft kommt, der bringt oft die notwendigen Fähigkeiten an der Maschine und auch viel Wissen mit“, sagt er. Dass Höfe aber von Generation zu Generation weitergegeben werden, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Immer wieder fallen Privatwälder in den Besitz von Erbengemeinschaften. „Wir hatten auch schon Fälle, in denen Privatwaldbesitzer gar nicht wussten, dass sie Privatwaldbesitzer sind“, sagt der Steinheimer Revierförster Andreas Kühnhöfer. Das wiederum macht es auch für die zuständigen Förster nicht immer einfach, einen Ansprechpartner zu finden oder den Kontakt zu halten. Kühnhöfer beispielsweise steht etwa 300 Privatwaldbesitzern zur Seite. „Die meisten davon kenne ich persönlich.“

Andreas Kühnhöfer ist der Revierförster in Steinheim. Foto: Carolin Wöhrle

Die Privatwald-Parzellen sind oft klein und eng zugeschnitten. Hier in Gnannenweiler zum Beispiel sind sie teilweise zwar einen Kilometer lang, dafür aber nur zehn Meter breit. Aus Barchets Erfahrung heraus schadet es nicht, sich mit den benachbarten Besitzern auszutauschen und gut zu verstehen. Dem Klimawandel jedenfalls ist es egal, wem ein Waldstück gehört. Die Herausforderungen sind für jeden dieselben, ganz gleich, ob Privatmann- oder -frau, Kommune oder Staat.

Bürokratie macht auch vor dem Wald nicht Halt

Wie andernorts auch wird in den Privatwäldern heute viel ausprobiert und experimentiert. Barchet zum Beispiel versucht sich auch in der Pflanzung unterschiedlicher Baumarten wie der Rotbuche oder der Douglasie. „Die Privatwaldbesitzer sind hier zum Teil experimentierfreudiger, als wir das im Kommunal- oder Staatswald sind“, lobt Kühnhöfer. Es bleibt zu hoffen, dass das auch so bleibt, denn gesetzliche Regelungen und Bürokratie machen auch vor den Wäldern nicht halt. „Eine angestrebte Änderung des Bundeswaldgesetzes würde die Freiheit bei der Auswahl der Baumarten einschränken“, nennt Fachbereichsleiter Michael Laible ein Beispiel. Hinzu komme eine geänderte EU-Verordnung, die absehbar einen erheblichen bürokratischen Mehraufwand mit sich bringen würde. „Der Aufwand wird größer, die Dokumentationspflichten werden strenger“, sagt Laible. „Privatwaldbesitzer wie Herr Barchet bräuchten dann künftig eine E-Mail-Adresse, mit der sie online Dokumente ausfüllen könnten, um wiederum eine Referenznummer zu bekommen und so weiter.“ Attraktiver wird der private Waldbesitz so eher nicht.

Michael Laible ist seit dem Frühjahr neuer Fachbereichsleiter für Wald und Naturschutz am Landratsamt Heidenheim. Foto: Carolin Wöhrle

Und finanziell? Lohnt sich das überhaupt? „Niemand hat einen Privatwald als Hauptverdienst“, sagt Kühnhöfer. Die Holzpreise schwanken, Fördergelder fließen mal, mal fallen sie wieder weg und der Besitz eines Waldes ist auch mit einer Menge Arbeit verbunden. Und mit Verantwortung: Die Gefahr durch den Borkenkäfer trifft natürlich auch die Wälder auf Privatgrund. Befallene Bäume rechtzeitig zu entnehmen, liegt in der Verantwortung der Eigentümer. Tun sie das nicht, besteht die Gefahr, dass auch angrenzende Wälder befallen werden.

Werner Barchet jedenfalls nimmt die Verantwortung für seine 9,5 Hektar Wald sehr ernst. Natürlich kann er das nicht alleine. Hilfe bekommt er von der Familie, vom Förster, von entsprechenden Holzernte-Unternehmen und von den Kolleginnen und Kollegen der Forstbetriebsgemeinschaft. Hier sind Privatwaldbesitzer zusammengeschlossen, beispielsweise um sich regelmäßig auszutauschen, um Pflanzen zu beschaffen oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu teilen. Barchet selbst war zwölf Jahre lang Vorsitzender der Steinheimer Gemeinschaft.

Werner Barchet ist 76 Jahre alt und wohnt in Gnannenweiler. Er besitzt rund 9,5 Hektar Wald. Foto: Carolin Wöhrle

Der 76-Jährige ist regelmäßig in seinen Wäldern unterwegs. Täglich? „Nein, aber immer dann, wenn ich daheim genug hab“, sagt er und lacht. Dabei nimmt er seine Säge mit – mittlerweile akkubetrieben – und sieht nach dem Rechten. „Der Wald kann nicht selbst für sich sprechen“, sagt Werner Barchet. „Wir müssen ihn genau beobachten und in seinem Sinne handeln.“

Info-Nachmittag für Waldbesitzer

Das Kreisforstamt Heidenheim veranstaltet am Freitag, 25. Oktober, einen Informationsnachmittag für Waldbesitzer und alle Interessierten. Treffpunkt ist um 14 Uhr auf dem Wanderparkplatz an der Ausflugsgaststätte Heiderose in Steinheim.

Thematisch wird es um die Folgen von Klimaveränderungen und um die sich daraus ergebenden waldbaulichen Möglichkeiten gehen.

Die Veranstaltung dauert etwa zwei Stunden und findet bei jedem Wetter statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die einzelnen Stationen im Wald sind nur über unbefestigte Erdwege erreichbar und daher nicht barrierefrei.

Für Fragen zur Veranstaltung oder generell zu forstlichen Themen steht das Kreisforstamt des Landratsamtes unter Tel. 07321.321-1371 oder per E-Mail an ufb-heidenheim@landkreis-heidenheim.de zur Verfügung.

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