Knapp 3,1 Millionen Euro sollte der Umbau des Steinheimer Zehntstadels zum neuen Veranstaltungsort laut der Schätzungen vom März 2022 kosten. Mit den bisherigen Vergaben liegt man allerdings jetzt schon bei einer Gesamtsumme von mehr als 3,3 Millionen Euro. Wie die Ergebnisse der noch folgenden Ausschreibungen ausfallen werden, steht dabei in den Sternen. Wenn sie jedenfalls dem Beispiel derjenigen Gewerke folgen, die nun in der jüngsten Gemeinderatssitzung vergeben worden sind, dann wird bei 3,3 Millionen Euro nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein.
Besser teure Angebote als keine Angebote?
Insgesamt 14 dieser Aufträge, von den Maurerarbeiten bis zur PV-Anlage, musste der Gemeinderat am Dienstagabend vergeben. Die Mehrkosten im Vergleich zur Kostenrechnung betrugen über all diese Gewerke hinweg fast 290.000 Euro bei einer gesamten Vergabesumme von 1,8 Millionen Euro. Damit zufrieden sein konnten die Mitglieder des Gemeinderats sicherlich nicht, eine Wahl hatten sie allerdings auch nicht unbedingt: Nachdem bei einer ersten Ausschreibungsrunde im vergangenen Jahr nur eine Firma für ein Gewerk ein Angebot abgegeben hatte, war man im Rathaus froh, dieses Mal überhaupt Unternehmen gefunden zu haben, die sich für die Aufträge interessierten.
Woran lagen sie nun aber, diese Mehrkosten? Architekt Wolfgang Sanwald nannte hauptsächlich zwei Gründe: Teilweise seien die Kostenberechnungen wohl doch zu optimistisch angesetzt gewesen und teilweise hätten sich die Preise vom März 2022 bis heute eben nochmals deutlich nach oben entwickelt.
Denkmalschutz erfordert Expertise
Er gab aber auch zu bedenken, dass bei den Arbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude bei einigen Gewerken eine spezielle Fachkompetenz und Expertise notwendig sei. "Diese muss bei der Ausschreibung berücksichtigt und von den Firmen nachgewiesen werden." Der Bewerberkreis wird dadurch nicht gerade größer. Dieser Umstand wiederum erklärt auch, warum unter den Firmen, die jetzt einen Auftrag bekommen haben, nur ein Steinheimer Unternehmen und nur ein weiteres aus dem Landkreis Heidenheim zu finden ist. Das gefiel nicht jedem im Gemeinderat. Karl Fink (Freie Wählervereinigung): "Ich stehe zu dem Projekt. Aber es bleiben eben diese beiden negativen Punkte: die Kostensteigerung und die Tatsache, dass nur eine einzige heimische Firma unter den beteiligten Unternehmen ist."
Nun kann man an der Herkunft der Handwerksfirmen wenig ändern, zumal der Gemeinderat auch angehalten ist, an den günstigsten Bieter zu vergeben. Die Frage blieb aber, was man gegen die Kostenentwicklung unternehmen könnte, vor allem im Hinblick darauf, dass noch fast die Hälfte der Gewerke auf eine Ausschreibung und Vergabe warten.
Mechthild Freist-Dorr (Grüne/Unabhängige) wollte wissen, ob bei den noch ausstehenden Ausschreibungen vergleichbare Kostensteigerungen zu befürchten seien. Architekt Sanwald nannte beispielsweise die Technik mit einem Volumen von rund 300.000 Euro: "Da sollte der Kostenrahmen eigentlich passen." Viele Einsparmöglichkeiten gebe es hingegen nicht. Darüber könne man wohl erst sprechen, wenn es um die Ausstattung des Zehntstadels gehe. Dort gebe es mehr Stellschrauben, an denen noch gedreht werden könne.
Erst der saure Apfel, dann die Vernunft
Genau das verlangte dann aber auch Christoph Müller (Freie Wählervereinigung) mit Nachdruck: "Dass es in den vergangenen Jahren Baukostensteigerungen gegeben hat, ist kein Geheimnis. Dann sollte man aber auch vernünftig sein und gegensteuern, anstatt einfach weiterzumachen." Er plädierte dafür, sich konsequent Gedanken über Einsparpotenziale zu machen, anstatt auf das Prinzip Hoffnung zu setzen.
Am Ende jedenfalls gab es zumindest noch eine gute Nachricht: Die Förderung aus dem Landessanierungsprogramm für diejenigen Arbeiten, die nicht unter die Denkmalförderung fallen, orientiert sich an den am Ende tatsächlich anfallenden Kosten. Förderfähig sind laut Bauamtsleiter Sven Krauß dabei 85 Prozent, die Förderung beträgt 60 Prozent. So steigt dann mit den Kosten auch die Förderung, wenngleich damit natürlich nicht alles aufgefangen werden kann. Und so blieb zum Schluss die Erkenntnis, die Bürgermeister Holger Weise auf den Punkt brachte: "Die Resonanz auf die Ausschreibung im vergangenen Jahr war eine Katastrophe. Uns bleibt jetzt also nichts anderes übrig, als erst einmal in den sauren Apfel zu beißen."
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