Wasserschäden: Rächt sich die günstige Bauweise?
„Kostensparendes und qualitätsvolles Bauen nach Meinung aller Beteiligten gelungen“: So stand es damals am 8. Juli 2000 in der Heidenheimer Zeitung, als in Steinheim das Altenhilfezentrum im Olgagarten eingeweiht wurde. 4,7 Millionen Mark hat der Bau damals gekostet. 3,5 Millionen Mark bekam die Gemeinde Steinheim an Zuschüssen von Bund und Land. Kostengünstig war es also allemal. Was das Prädikat „qualitätsvoll“ anbelangt, ist man sich heute allerdings nicht mehr so sicher.
Altenhilfezentrum Steinheim: drei Zimmer derzeit nicht bewohnbar
Der Bau macht seit einiger Zeit immer wieder Probleme. In regelmäßigen Abständen kommt es zu Wasserschäden. Aktuell hat sich herausgestellt, dass ein Schaden, der Anfang des Jahres entdeckt worden war, deutlich größere Ausmaße angenommen hat als ursprünglich gedacht: Drei Zimmer im Altenpflegezentrum sind laut Gemeinde derzeit nicht bewohnbar. Wie Hans-Peter Stoll vom Steinheimer Bauamt erklärt, sei in einem Zimmer eine auf der Bodenplatte verlegte Heizungsleitung undicht gewesen: „Das Wasser hat sich unter dem Estrich verteilt, teilweise bis in das benachbarte Zimmer.“ Zur Trocknung habe man nun durch eine Spezialfirma Löcher in den Boden gebohrt, an die dann die Schläuche des Dämmschichttrocknungsaggregats angeschlossen sind. Zudem sind noch ein Luftreiniger und ein Luftentfeuchter im Einsatz. „Parallel zur Trocknung müssen auch die Trockenbauplatten der Zwischenwände erneuert werden“, so Stoll. Das alles, so nimmt er an, wird noch etwa fünf Wochen in Anspruch nehmen.
Beheben der Schäden zieht sich in die Länge
Das Gebäude gehört der Gemeinde Steinheim und ist an das Deutsche Rote Kreuz verpachtet. Für Bürgermeister Holger Weise ist die Dauerbaustelle im Olgagarten alles andere als befriedigend: „Wir haben andauernd Probleme mit dem Dach, mit dem Boden, mit den Leitungen.“ Dabei ist es zum einen nicht so, als hätte das Steinheimer Bauamt im Moment keine anderen Baustellen zu betreuen. Zum anderen aber zieht sich das Beheben der Schäden regelmäßig enorm in die Länge: Die Versicherung muss informiert, Angebote müssen eingeholt werden. „Die werden dann wieder von der Versicherung geprüft, gegebenenfalls als zu teuer eingestuft. Dann beginnt alles von vorne“, so Weise. „Zudem sind die Auftragsbücher der Baufirmen derzeit Monate im Voraus voll.“
Natürlich mache man sich bei der Gemeinde deshalb Gedanken und sei auch im Austausch mit dem DRK. „Im Grunde genommen wäre ein Neubau die beste Lösung“, sagt Weise. Allerdings: Das Gebäude, das vor mehr als 20 Jahren bei seiner Einweihung als „Modellprojekt“ gefeiert wurde, ist als solches nach wie vor mit einem Teil der damals ausbezahlten Fördergelder behaftet, die im Falle eines Falles zurückzuzahlen wären. „Wir haben in Steinheim derzeit bekanntermaßen die ein oder andere Großbaustelle“, sagt Weise. „Aber wenn das Bauamt wieder weniger belastet ist, werden sich alle Beteiligten zusammensetzen müssen, um nach einer Lösung zu suchen. Für das DRK ist das kein Zustand.“
DRK-Geschäftsführer Brodbeck: hohe Qualität und günstig beißen sich
Auch der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Heidenheim, Mathias Brodbeck, ärgert sich natürlich über die immer wieder auftretenden Schäden: „Man erkennt daran, dass sich die Attribute ,hohe Qualität‘ und ,niedriger Preis‘ eben beißen.“ Grundsätzlich sei das Problem, dass die Art und Weise, wie die Leitungen verlegt worden sind, im Falle eines Schadens dazu führt, dass dieser erst relativ spät bemerkt werde. „Persönlich hat mir zudem die Behebung des Schadens zu lange gedauert. Es sind seitdem sechs Monate vergangen“, so Brodbeck. In dieser Zeit sind Räume nicht nutzbar, ein Umstand der für ein kleines Pflegeheim wie das im Olgagarten auch wirtschaftlich nicht gerade förderlich ist.
Was aber tun? „Für einen Neubau ist es aus meiner Sicht zu früh“, sagt der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. „Das Gebäude ist noch nicht einmal 25 Jahre alt.“ Auch Brodbeck, der selbst im Steinheimer Gemeinderat sitzt, verweist auf mögliche Rückforderungen, die in diesem Fall auf die Gemeinde zukommen würden. Auch eine grundsätzliche Sanierung wäre nahezu ausgeschlossen: Die Bewohnerinnen und Bewohner müssten in dieser Zeit schließlich irgendwo unterkommen. Momentan bleibt also unterm Strich nur die Hoffnung, dass sich die Taktung der Schäden nicht in dieser Weise fortsetzt – und dass sich ihr Ausmaß weiterhin in Grenzen hält.
Vier Pflegeheime wurden „kostengünstig und qualitätsvoll” gebaut
Das Steinheimer Altenhilfezentrum war die erste von vier Pflegeeinrichtungen, die im Rahmen eines bundesweiten Modellprojekts gebaut wurde. Das Projekt trug den Titel „Kostensparendes Bauen qualitätsvoller Altenhilfeeinrichtungen”.
Die Investitionskosten pro Pflegeplatz sollten dabei so gering wie möglich gehalten werden. In Steinheim betrugen sie 162.000 Mark pro Platz, der Kostenrichtwert lag bei 176.000 Mark.
Neben Steinheim bekam unter dieser Prämisse auch Schwalbach am Taunus ein neues Pflegeheim mit 84 Plätzen. In Leipzig wurde das Plattenbau-Pflegeheim „Heiterblick” saniert (120 Plätze), in Ennepetal (Nordrhein-Westfalen) wurde das Alten- und Pflegeheim „Am Steinnocken” umgebaut und erweitert (72 Plätze).