Wohin mit dem giftigen Müll der Steinheimer Wentalhalle?
Der Abbruch der Steinheimer Wentalhallenruine ist zwar seit April weitgehend abgeschlossen, eine der Folgen der Brandkatastrophe vom Februar 2022 ist aber noch gut sichtbar: Auf dem Gelände warten derzeit noch 138 großformatige Säcke mit giftigem Brandschutt auf die Abfuhr. In einigen Wochen sollen aber auch die verschwunden sein – tief unter der Erde.
Bürgermeister Holger Weise sprach das Thema in der jüngsten Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Umwelt, Bauwesen und Verkehr kurz an. Die Entsorgung der sogenannten Big-Bags sei „komplizierter“ und werde mit „erheblichen Mehrkosten“ einhergehen.
Teile des Brandschutts gelten als "besonders gefährlich"
Hans-Peter Stoll vom Bauamt der Gemeinde präzisiert das auf HZ-Nachfrage: Im Zuge des Abbruchs seien Teile des Brandschutts erneut beprobt worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass bei einer großen Menge Schutt die sogenannte „Deponieklasse IV“ vorliege. Diese Klassifizierung steht für „besonders gefährlichen Müll“, der nur an wenigen Orten im Land überhaupt dauerhaft gelagert werden kann.
Und auch dort kann der Steinheimer Problemmüll nicht einfach hingekarrt werden. Stoll erklärt: Es gebe Abfallagenturen, die sich darum bemühen, wo gewisse Abfälle zu welchem Zeitpunkt deponiert werden können. Weise ging im Ausschuss davon aus, dass die Gemeinde in Kürze ein Zeitfenster für die Anlieferung zugeteilt bekommen wird.
Allein durch die Einstufung in Deponieklasse IV entstünden Mehrkosten von rund 110.000 Euro, so Stoll. Insgesamt summieren sich die Mehrkosten für Abbruch und Entsorgung mittlerweile auf rund eine Viertelmillion Euro. Stoll betont, dies liege nicht in der Verantwortung der beauftragten Abbruchfirma. Zwar sei im Vorfeld ein Gutachten erstellt worden, manches durch den Brand entstandene Malheur habe sich jedoch erst später herausgestellt.
Ein Beispiel: An der Halle seien asbesthaltige Fassadenplatten verbaut gewesen. Durch die Hitze des Brandes seien diese Platte in Abertausende Splitter zerborsten und hätten sich in den Hallenraum und den um die Halle verlaufenden Kiesstreifen verteilt. Weil freigesetzte Asbestfasern aber als krebserregend gelten, gibt es für die Entsorgung hohe Sicherheitsvorschriften.
Das geht voll zu Lasten der Versicherung.
Hans-Peter Stoll, Bauamt Steinheim
Die Mehrkosten werden allerdings kein Loch in die Gemeindekasse reißen: „Das geht voll zu Lasten der Versicherung“, so Stoll. Mittlerweile liegt der Gemeinde auch die Freigabe der Versicherung für die aufwändige Entsorgung des Sondermülls vor. Auf die Gemeinde kommen lediglich noch rund 15.000 Euro an Kosten zu, weil auf dem Gelände noch zwei alte Heizöl-Erdtanks vorhanden sind, die man für die neue Halle nicht mehr brauchen werde. Sie sollen noch ausgegraben und entsorgt werden.
Markus Christadler, Geschäftsführer der Firma CK Abbruch & Erdbau, erklärt, die Partikel seien zum Teil zu klein gewesen, dass sie unmöglich von Hand hätten aussortiert werden können. In der Folge habe man gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft und der zuständigen Gewerbeaufsicht beschlossen, den Brandschutt als Ganzes in Big-Bags zu verpacken.
Der Sondermüll landet in einem ehemaligen Salzstock
Im Laufe des Abbruchs, so Christadler, habe man laufend weitere Beprobungen und chemische Untersuchungen anstellen lassen. So habe sich nach und nach herausgestellt, dass große Teile des Schutts durch die Brandeinwirkung so stark belastet und kontaminiert seien, dass sie in die höchste in Deutschland vorgesehene Deponieklasse einsortiert wurden. „Das ist sicherlich eine Baustelle mit besonderen Herausforderungen gewesen“, sagt Christadler.
Aber ein Ende ist offenbar in Sicht: Diese Woche hat der Abbruchunternehmer einen Bagger anliefern lassen, der beim Verladen der Säcke helfen soll, bevor dann noch Restarbeiten auf dem Areal zu erledigen seien.
An welchem Ort die Säcke aus Steinheim schlussendlich eingelagert werden, steht noch nicht fest, es werde aber ein ehemaliger Salzstock im Osten Deutschlands sein, sagen Stoll und Christadler. Der Unternehmer nimmt an, dass der Abtransport bis in etwa zwei Wochen beginnen kann. Für die Abfuhr sind dann nochmals rund 14 Tage vorgesehen.
Hallenneubau: Versicheurng ist am Zug
Wenn das Gelände der ehemaligen Wentalhalle komplett geräumt ist, könnte das theoretisch auch den Startschuss für den Neubau bedeuten. So schnell wird es aber wohl nicht gehen: Wie Steinheims Bürgermeister Holger Weise im Bauausschuss sagte, warte die Verwaltung derzeit auf die Rückmeldung der Versicherung, ob diese mit den Neubauplänen einverstanden sei. Die Pläne lägen der Versicherung seit zwei Monaten vor.