Zum nachgeholten Jubiläum ein begeisterndes Konzert
Wegen Corona hat der evangelische Kirchenchor Steinheim vor drei Jahren seinen 100. Geburtstag nicht feiern und mit einem prächtigen Festkonzert krönen können. Das wurde jetzt vor 350 Zuhörern am Abend des Kirchweihsonntags nachgeholt. Dazu hatte Pfarrer Georg Steffens das Publikum herzlich begrüßt, dem Chor und vor allem dem Dirigenten Harald Geisler von Herzen gratuliert und im Voraus für ein Konzert gedankt, für das wochenlang geprobt worden war.
Eher verhalten eröffnete der Chor A capella mit Anton Bruckners „Locus iste“ („Diesen Ort hat Gott gemacht“) diese kirchenmusikalische Abendmusik in der evangelischen Peterskirche zu Steinheim. Es folgte, unterstützt durch Streicher, Mozarts bekanntes „Ave verum corpus“. Zu einem der ersten Höhepunkte dieses Jubiläumskonzerts aber wurde von Felix Mendelsohn Bartholdy der Ruf: „Richte mich, Gott“, in dem schließlich doch der Rat eindrucksvoll wird: „Harre auf Gott“.
Vivaldi musikalischer Höhepunkt
In der Folge erklang als absoluter Höhepunkt von Antonio Vivaldi das „Gloria in D“, das 1715 komponiert worden ist und das über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten war und heute zu den ganz großen, wieder gern gehörten Werken geistlicher Musik zählt, aber anspruchsvoll in der Aufführung ist. Dazu gehört weniger der Text in Latein, als der wiederholte Wechsel von Dur in Moll. In der Mitte dieses Glorias ließen die Alt-Arien „Dominus Deus“ und „Agnus Dei“ aufhorchen wegen der überraschend erklingenden Einwürfe des Chores. Die Solistinnen Magdalena Hug und Ann-Kathrin Benning waren mit ihren glockenhellen Stimmen die richtige Besetzung. Beinahe schon tänzerische Anklänge nicht bloß durch die Instrumente waren beim abschließenden „Cum Sancto Spiritu“ hörbar.
Nun lässt sich treffliche darüber streiten, ob es in allen Fällen von so einem musikalischen Hochgenuss wirklich Sinn macht, nicht zwischendurch mal heftig klatschen zu dürfen. Nach Antonio Vivaldis Gloria in D (RV 589) war das Publikum förmlich am Platzen. Genau jetzt hätten die Zuhörer gerne lange geklatscht, denn sie erlebten meisterhafte Darbietungen.
Das Konzert klang aus mit Josef Gabriel Rheinbergers (1839 – 1901) Abendlied. Nach dem mit Blümchen den Instrumentalisten und Solistinnen wie dem Chorleiter Harald Geisler gedankt worden war, verabschiedete sich der 103 Jahre alte Chor mit dem „Vater unser“ in der nicht traditionellen Fassung, wie er in einer Messe selbst in evangelischen Kirchen gerne gesungen wird.