Nach einem Jahr 120 Mitglieder

„Alb. Rot. Blau.“ - der etwas andere FCH-Fanclub

Die Anzahl der Anhänger des 1. FC Heidenheim steigt stetig, in der vergangenen Saison waren alle Heimspiele ausverkauft und auch die Fanclubs sprießen aus dem Boden. Einer davon ist der nach einem Jahr schon 120 Mitglieder zählende „Alb. Rot. Blau.“

Die Initialzündung für „Alb. Rot. Blau.“ erfolgte am 28. Mai 2023, dem Tag, an dem der FCH mit dem 3:2-Sieg in Regensburg den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Ulf Griesbach und Joachim Mack, beide schon seit Drittligazeiten Fans der Heidenheimer Fußballer, entschieden sich bei der Heimfahrt spontan zur Gründung des Fanclubs.

„Unser Grundgedanke war, dass wir teilhaben, den Verein aktiv unterstützen wollen. Und der Zulauf war gleich großartig“, berichtet Griesbach. Am 23. Juni wurde der Club offiziell und mit Urkunde anerkannt, nach einem Jahr zählt er nun schon 120 Mitglieder. Und auch wenn die Keimzelle, wie der Name verrät, im Raum Gerstetten liegt, kommen die mittlerweile aus dem ganzen Landkreis.

Ulf Griesbach (links) und Joachim Mack sind die Gründer des FCH-Fanclubs „Alb. Rot. Blau.“ Markus Brandhuber

Das Einjährige wurde am Sonntag in der Dettinger Mergelgrube gefeiert – mit vielen Erinnerungen an eine grandiose Saison, Grillfest und Torwandschießen. Zu fünf Auswärtsspielen hatte der Club Busfahrten organisiert, viele Mitglieder waren auch bei weiteren Partien im Stadion und bei den Heimspielen natürlich sowieso. Zu sehen gab’s das alles auch in einem Video von Cathy Kraus, die sich um die umfangreichen Social-Media-Auftritte des Clubs kümmert. „Sie ist unsere gute Seele, von ihr stammt auch die Deko“, lobt Griesbach die junge Frau, die schon seit früher Jugend FCH-Mitglied ist. Was gleich auffällt bei „Alb. Rot. Blau“ ist das Familiäre, alle helfen mit, der Umgang miteinander ist höflich.

Für Jakob Palinkas waren die Fahrt nach Dortmund und der 3:2-Sieg über die Bayern München die Höhepunkt der Saison. Markus Brandhuber

„Das sind hier alles ganz normale, bodenständige Leute“, sagt beispielsweise Jakob Palinkas (71), der durch die Cousine seiner Frau zum Klub kam. Eine besondere Verbindung zum FCH hatte er aber schon: „Christof Wurelly, der Schwiegervater von Frank Schmidt, war mal mein Trainer. Dem habe ich schon gesagt, dass der Schwiegersohn sein Werk ja gut fortsetzt“, so Palinkas schmunzelnd.

FCH-Fan Fritz Erhardt schätzt vor allem die Gemeinschaft. Markus Brandhuber

„Das mit den Bussen ist super, da habe ich auch mal die Möglichkeit zu einem Auswärtsspiel mitzufahren“, ergänzt Fritz Erhardt. Der in Gerstetten bekannte Friseurmeister und Musiker, dem man seine 78 Jahre in keinster Weise ansieht, genießt vor allem das Miteinander bei „Alb. Rot. Blau.“

Sissi Barth, hier mit dem FCH-Vorstandsvorsitzenden Holger Sanwad beim Trainingslager in Spanien, ist das älteste Alb.-Rot-Blau.-Mitglied. privat

Der Älteste im Club ist er aber nicht, diese Ehre gebührt Sissi Barth. Mit ihren 85 ist sie weiterhin voll aktiv, kam zum Fanfest mit etwas Verspätung. „Ich hatte noch Probe im Naturtheater, spiele seit 33 Jahren in beiden Stücken mit“, erklärt die Seniorin, die sich selbst als „fußballverrückt“ bezeichnet. Im Fernsehen läuft bei ihr meist Sport, die Heidenheimer Fußballer begleitete sie schon zu Oberligazeiten. Und das nicht nur, weil sie eine besondere Verbindung zum Verein hat: Ihr Sohn Peter ist seit vielen Jahren die bekannteste Stimme des FCH, sorgt als Stadionsprecher für Stimmung. Sissi Barth ist vielfältig interessiert, unter anderem leitete sie früher selbst Fußballcamps, arbeitet seit 40 Jahren im Behindertensport, organisierte lange Zeit die Mittelrainfreizeit und ist bis heute aktive Schützin, fährt demnächst wieder zur Landesmeisterschaft. Auch mit dem FCH war sie fleißig unterwegs, hier gibt’s aber eine Einschränkung. „In München waren die Plätze so weit oben, ich dachte, ich gehe aufs Ulmer Münster. Das tue ich mir nicht mehr an“, sagt Sissi Barth.

Diana Kascha und ihr Sohn Lion sind mit der ganzen Familie bei „Alb. Rot. Blau“ dabei. Markus Brandhuber

Im Gegensatz zu anderen Fangruppierungen gibt es bei „Alb. Rot. Blau.“ zahlreiche Frauen. Das führte auch zu überraschenden Momenten. „In Stuttgart hat es bei der Kontrolle im Gästebereich etwa eine Stunde gedauert, die Männer waren schon längst drin. Irgendwann haben uns dann die Ordner gesagt, dass von der Menge der Frauen Kinder total überfordert waren, das kannten sie gar nicht“, berichtet Diana Kascha (47), die über ihren Onkel zum Fanclub kam.

Der ist ebenso Fußballer wie ihr Mann und ihr Sohn, sie selbst kennt sich ebenfalls bestens aus und findet es „einfach sensationell“, wie der FCH durchs erste Bundesligajahr kam. Doch es geht nicht nur um den sportlichen Erfolg. „Der FCH ist einfach nah dran an den Fans und Familien, auch mit den Spielern kommt man gut ins Gespräch“, sagt Diana Kascha.

Das Besondere am Verein ist auch das besondere für den Fanclub. „Der FCH hat bewiesen, dass es auch anders geht. Ohne große Namen, mit wenig Geld, dafür viel Arbeit“, so Joachim Mack. Deshalb werde man nicht enttäuscht sein, wenn es mal nicht mehr so läuft, vielleicht wieder in die 2. Liga geht. „Ein paar Erfolgsfans gibt es überall, aber ich bin sicher, die meisten hier werden dabei bleiben“, sagt der Mitgründer des Clubs. Fürs zweite Jahr haben sich er und seine Mitstreiter schon einiges vorgenommen. Die Krönung wäre ein Besuch des Auswärtsspiels in den Play-offs zur Conference League. Aber da bleibt erst einmal abzuwarten, wohin die Reise führt.

Die Zahl der FCH-Fanclubs wächst weiter

Bei der Gründung war „Alb. Rot. Blau.“ bereits der zwölfte offizielle Fanclub des 1. FC Heidenheim, mittlerweile kamen noch vier weitere dazu. Und die sind nicht nur auf den Landkreis beschränkt, so ist „OST Alb Berlin“ in der Bundeshauptstadt zu Hause, „Red Blue Swabia 1846“ im Herzen Oberschwabens und „D.U.D. Heidenheim“ in der Region Hannover-Braunschweig-Wolfsburg. Mit 120 Mitgliedern gehört „Alb. Rot. Blau.“ zu den größten der Fanclubs.

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