Bekommt die Bundesliga tatsächlich einen anderen Meister als die Bayern? Nach dem vergangenen Wochenende sind die Chancen mit dem 3:0-Heimsieg von Bayer Leverkusen gegen die Münchner erheblich gestiegen, dass der Bann des Rekordmeisters von 13 Titeln in Folge durchbrochen wird. Der noch ungeschlagene Tabellenführer vergrößerte nicht nur den Vorsprung auf den FCB auf fünf Punkte, auch der Glaube an die eigene Stärke erreichte neue Dimensionen. An diesem Samstag, 17. Februar, sind die schier unbezwingbaren Leverkusener nun auf dem Schlossberg zu Gast. Eine prägende Rolle im Mittelfeld der Rheinländer wird mit Robert Andrich ein alter Bekannter einnehmen. In der Saison 2018/19 spielte er beim FCH, ehe er für rund drei Millionen zum FC Union Berlin wechselte. Und auch der strotzt vor Selbstbewusstsein: „Wir haben ein richtig geiles Spiel gemacht, wir haben alles gezeigt, was wir draufhaben“, sagte Andrich nach der Partie am Bundesliga-Mikrophon. Dass der Defensivspezialist einiges draufhat, bewies er in der vergangenen Woche. Im Viertelfinale des DFB-Pokals traf er beim 3:2-Erfolg seiner Bayer-Elf gegen den VfB Stuttgart per Traumtor. Auf seinen starken Auftritt im Bundesliga-Topspiel folgte seine erste Nominierung für die Elf der Woche im Fachmagazin Kicker.
Robert Andrich über seine Situation bei Bayer Leverkusen: „Es ist schon nicht immer einfach“
Eine perfekte Woche, die aber nicht gerade ein Abbild von Andrichs bisheriger Saison wiedergibt. Mit der Verpflichtung des Schweizers Granit Xhaka verlor Andrich seinen Stammplatz im defensiven Mittelfeld. Spielzeit bekam er meist nur in der Europa League, als Einwechselspieler oder Vertreter der gesetzten Akteure. „Es ist schon nicht immer einfach“, sagte er noch im Januar gegenüber dem „Kicker“. „Da bin ich ehrlich. Es ist schon häufiger der Fall, dass ich schon sehr sauer bin.“
Seit Jahresbeginn hat sich sein Gemütszustand deutlich aufgehellt, der Frust wandelte sich in regelmäßige Hochstimmung. Weil mit Edmond Tapsoba und Odilon Kossounou gleich zwei Verteidiger beim Afrika Cup weilten, profitierte er von seiner Vielseitigkeit und half in der defensiven Dreierkette aus. Und nachdem sich Exequiel Palacios vor vier Wochen eine Oberschenkelverletzung zugezogen hatte, rückte Andrich auf seine angestammte Position im Mittelfeld. Dort überzeugte er und wird diese Rolle wohl auch an diesem Samstag gegen seinen Ex-Klub einnehmen. Palacios befindet sich noch im Aufbautraining. Wenn Andrich seine Leistungen weiterhin so konstant abruft, dürfte sich die Rückkehr des Argentiniers in die Startelf noch etwas hinziehen.
Schaute beim Abschiedsspiel von FCH-Legende Marc Schnatterer vorbei
Und nach der Partie auf dem Schlossberg wird sich sicherlich ein früherer Wegbegleiter zum Trikottausch finden, sodass der gebürtige Potsdamer ein weiteres FCH-Trikot mit nach Hause ins Rheinland nehmen wird. Dass er selbst in den Farben seines Ex-Klubs aufgelaufen ist, liegt gar nicht so lange zurück. Beim Abschiedsspiel von Marc Schnatterer spielte der 29-Jährige im Team seines früheren Mannschaftskollegen. Keine Selbstverständlichkeit: Die Partie fiel in eine Länderspielpause, in der er sich wieder an die Mannschaft herankämpfen musste. Obwohl er lediglich in der Zweitliga-Saison 2018/19 in den Farben der Heidenheimer spielte, scheinen diese zwölf Monate eine echte Verbundenheit hinterlassen zu haben.
Und vielleicht bringt er dem FCH neben der Verbundenheit auch noch ein weiterer Eintrag in die Geschichtsbücher ein. Im vergangenen November wurde er mit seinem Debüt für die DFB-Auswahl der erste deutsche Nationalspieler, der auf dem Schlossberg seine fußballerischen Spuren hinterließ. Spielen Andrich und Bayer Leverkusen ihren erfolgreichen Offensivfußball so weiter, könnte er für eine weitere Premiere sorgen: als erster deutscher Meister mit FCH-Vergangenheit. „Dieses Jahr ist alles möglich, wenn du so lange da oben bist, willst du es auch durchziehen“, sagte der Verteidiger am vergangenen Samstag und fügte hinzu: „Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“ Aus Sicht der gastgebenden Heidenheimer könnten Andrich und Co den ersten Schritt auf diesem Weg etwas langsamer angehen. Im Hinspiel wurden die Heidenheimer beim 1:4 in Leverkusen phasenweise schwindelig gespielt. Das kann sich der Nationalspieler ja für die Länderspiele im März gegen Frankreich und die Niederlande aufsparen.
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