Die Liebe für den Verein geht bei einigen Fans sehr weit – manchmal geht sie auch unter die Haut. Nach dem Bundesliga-Aufstieg des 1. FC Heidenheim verewigten einige Anhänger diesen Erfolg dauerhaft und tätowierten sich Schriftzüge oder die Meisterschale. Manuel Henck ist kein klassischer Fan – oder besser gesagt nicht mehr. Seit siebeneinhalb Jahren ist er Mannschaftsbetreuer beim FCH, bei besagtem Aufstieg in Regensburg saß er erst mit auf der Bank und stürmte mit auf den Rasen. „Das ist ein Moment, der nie wieder kommt“, blickt der gebürtige Heidenheimer zurück. „Wir sind zum ersten Mal in die Bundesliga aufgestiegen“, fügt er an.
Das Tor des 1. FC Heidenheim zum Aufstieg in die Bundesliga auf der Wade
Und der entscheidende Moment, das Tor von Tim Kleindienst in der 99. Minute zum 3:2 gegen Jahn Regensburg, war für Henck derart speziell, dass er ihn festgehalten hat – als Tattoo auf seiner Wade. „Die Idee kam über ein Vesperbrettchen des Magazins 11Freude, wo die Spielsituation drauf war“, erklärt er das Design, das sich in wenigen Worte zusammenfassen lässt: Jonas Föhrenbach auf Jan-Niklas Beste, weiter zu Tim Kleindienst und Tor!
Kein gewöhnliches Motiv. Das passt auch zum Werdegang des 37-Jährigen beim Bundesligaaufsteiger. Denn gewöhnlich ist der Weg keinen Fall: Vom Ultra auf die Bank, so lässt sich dieser gut umschrieben. Bei seinem ersten Besuch einer Partie spielten die Heidenheimer noch in der Landesliga. „Damals hat mich mein Vater mal mitgenommen“, so Henck. Und dem Sprössling gefiel, was er da sah, die Liebe war schnell entflammt. „Danach war ich immer häufiger bei den Spielen und da war dann ein Haufen von Jungs, die Tabula rasa gemacht haben“, erzähl Henck, der sich schnell dem Haufen anschloss und fortan Teil der organisierten Fanszene der Heidenheimer war.
Es folgten emotionale Aufstiege, die seine Beziehung zum Verein noch enger werden ließen. „Mit der Zeit und dem Alter bin ich aber etwas ruhiger geworden, da braucht man nicht mehr die die ganze Verrücktheit“, erzählt Henck, der sich dann in der Fanbetreuung und als Fan-Fotograph beim FCH engagierte.
Erster Vertretung, dann dann voll dabei: Seit 2016 ist Henck Betreuer beim 1. FC Heidenheim
Dass er sehr bald noch sehr viel mehr bei seinem Herzensverein eingebunden sein würde, damit hatte Manuel Henck, der lebenslanges Mitglied des FCH ist, Ende 2015 aber nicht gerechnet. Weil sein Vorgänger Alfred „Freddy“ Gawenda mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte und nicht mit ins Wintertrainingslager im Januar 2016 reisen konnte, erreichte Manuel Henck einige Wochen davor eine Anfrage. „Ich habe eine Lehre zum Textilreiniger gemacht, der Verein wusste das auch“, blickt er zurück, „So wurde ich gefragt, ob ich nicht vertretungsweise als Betreuer mitfahren würde.“ Lange überlegen musste Henck nicht, nahm eine Woche Urlaub und flog mit in die Türkei.
Er macht die Arbeit, die bei anderen Vereinen zwei oder drei Personen machen.
FCH-Trainer Frank Schmidt über die Bedeutung seines Teambetreuers.
Aus dieser Woche sind mittlerweile siebeneinhalb Jahre geworden. Weil Gawenda seine Position nicht mehr voll ausüben konnte, fiel die Wahl noch im Trainingslager auf Manuel Henck. „Frank Schmidt und Holger Sanwald kamen auf mich zu und fragten, ob ich die Position ab der kommenden Saison 2016/17 nicht hauptberuflich machen möchte“, blickt der Mannschaftsbetreuer zurück. Henck erbat sich zwar Bedenkzeit, die Entscheidung war aber eigentlich schon gefallen: für den FCH.
Die Idee kam von Frank Schmidt: "Ich habe die größte Wertschätzung für ihn"
Mittlerweile ist der 37-Jährige gar nicht mehr wegzudenken aus dem Funktionsteam des Bundesligisten. „Ich glaube, es war damals meine Idee, Manu zu fragen“, verrät Frank Schmidt. Eine gute Idee, wie der FCH-Trainer im Trainingslager in Algorfa noch einmal betont. „Ich habe die größte Wertschätzung für ihn. Denn er macht die Arbeit, die bei anderen Vereinen zwei oder drei Personen machen“, so Schmidt, der „sehr dankbar“ ist, Henck in seinem Team zu haben.
Und so sorgt der Teambetreuer nicht nur im Trainingslager dafür, dass es den Spielern an nichts fehlt. „Ich kümmere mich um die Bälle, das Arbeitsmaterial, die Trainingsklamotten, Trikots, richte die Kabine her oder kümmere Snacks wie Obst, Brote und Joghurt für die Reisen“, zählt Henck auf. Die Liste ist aber noch viel länger. Selbst wenn auch mal ein Wunsch außerhalb seiner Arbeitszeiten aufkommt, sagt Manuel Henck nicht Nein. „Ich bin eigentlich immer erreichbar“, sagt er.
Und das wird er weiter sein. Denn: Ans Aufhören denkt Henck noch lange nicht. „Aktuell gibt es keinen besseren Job für mich“, so Henck. Bei einem anderen Verein sowieso nicht.
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