Vor vier Wochen schien der Abstieg des 1. FC Heidenheim aus der Bundesliga fast schon besiegelt, nach sieben Punkten aus den jüngsten drei Spielen ist die Hoffnung zurück. Auch bei Niklas Dorsch, der zuletzt in Wolfsburg voranging und sein Team auch in der heutigen Partie (15.30 Uhr, Voith-Arena) gegen den amtierenden Meister aus Leverkusen nicht chancenlos sieht.
Rückkehr nach vier Jahren
Die Freude bei den Fans war groß, als der FCH am letzten Tag der Wechselfrist im vergangenen Sommer die Rückkehr von Niklas Dorsch bekanntgab. Bei seiner ersten Zeit im Heidenheimer Trikot hatte er von 2018 bis 2020 für eine neue Komponente im Spiel gesorgt, überzeugte als Schaltzentrale im Mittelfeld. Über den belgischen Spitzenklub Gent ging es anschließend nach Augsburg, wo Dorsch nach gutem Start allerdings mit Verletzungen zu kämpfen hatte und am Ende nach eigener Aussage „nicht mehr ganz glücklich“ war.
Mit einer laut des Portals „transfermarkt.de“ bei 3,5 Millionen Euro liegenden Ablöse – wohl genau die gleiche Summe, für die er damals nach Gent gegangen war – nimmt er die Rolle des bisherigen Rekordtransfers beim FCH ein. Damit hat sich der 27-Jährige zu keiner Zeit beschäftigt. „Ich habe das irgendwann mal gelesen, aber es kam nie einer zu mir und hat gesagt: Du bist der Rekordtransfer, du musst jetzt besonders abliefern“, so Dorsch und zeigt sich dankbar, von Anfang an das Vertrauen von Seiten des Vereins gespürt zu haben. „Da gilt es für mich, alles reinzuhauen – das hätte ich auch gemacht, wenn ich ablösefrei gekommen wäre“, sagt der Spieler.
Der Start war nicht einfach
Für ihn war es eine unerwartete Chance und Dorsch wusste nach vier Jahren immer noch, was er am FCH hat: „Als ich den Anruf bekam, musste ich gar nicht überlegen, war für mich sofort klar, dass ich zurückmöchte. Ich habe hier ganz viel, das mir guttut, um mit meiner Leistung an die Grenze zu kommen – der richtige Trainer, das richtige Umfeld, die richtige Mannschaft“, sagt Dorsch, für den es aber auch nicht gleich problemlos lief.
Erst musste der Trainingsrückstand wett gemacht werden, dann gab es eine Sperre nach roter Karte und schließlich eine langwierige Verletzung. Beim 1:1 in Hoffenheim hatte der Mittelfeldmann wieder seinen ersten Einsatz, in den beiden jüngsten Spielen stand er in der Startformation und beide Male ging der FCH als Sieger vom Platz.
Seit drei Spielen wieder auf dem Platz
Beim 1:0 in Wolfsburg brachte Dorsch 97 Prozent seiner Pässe an den Mann, dazu kam die Hälfte seiner Flanken an. Aber auch seine Zweikampfbilanz war gut, sein Einsatz vorbildlich. „Wenn ich meine erste Zeit in Heidenheim sehe, da war es viel mit Ball. Da hatte ich auch noch Jungs um mich herum, die – sage ich mal – die Drecksarbeit erledigt haben. Umso höher es in der Liga ging, musste ich lernen, dass es auch gilt, hart gegen den Ball zu arbeiten“, beschreibt Dorsch seine Entwicklung. Und wie sieht es der Trainer? „Er ist wichtig für die Mannschaft, deshalb haben wir ihn ja auch geholt. Er profitiert wiederum von Spielern wie Jan Schöppner, die unheimlich laufstark sind, auch in der Luft präsent sind. Das ist das entscheidend, dass die Kombination passt“, sagt Frank Schmidt.
Dass der Kampf um den Klassenerhalt extrem schwer wird, ist allen klar, aber zumindest hat sich der FCH zuletzt wieder in eine aussichtsreiche Position gebracht. „Wir sind mit einem sehr guten Gefühl aus Wolfsburg zurückgefahren, weil das Ergebnis gut war, aber auch wegen der Art und Weise, wie wir das Spiel angegangen sind und es 90 Minuten durchgezogen haben“, erklärt Dorsch. Deshalb müsse dem FCH jetzt auch nicht bange sein, dass mit Leverkusen, Bayern München, Frankfurt und Stuttgart vier „dicke Brocken“ bevorstehen.
Keine Angst vor „dicken Brocken“
„Wir müssen versuchen, denen auf den Sack zu gehen, dass sie merken, heute ist es schwierig hier. Dann ist es auch egal, wer kommt“, gibt Dorsch die Marschroute aus. Schon vor dem Spiel gegen Kiel sei der FCH mit dem Rücken zur Wand gestanden. „Da hat keiner mehr an uns geglaubt. Ähnlich ist wahrscheinlich unsere Rolle in den Spielen, die jetzt kommen, und da liegt, glaube ich, unsere Chance, in der Außenseiterrolle zuzuschlagen“, so Dorsch.
Er bleibt also optimistisch und auch wenn sein Vertrag beim FCH, der bis 2028 geht, ebenso für die 2. Liga gelten würde, verschwendet er an diese noch keinen Gedanken. Der Glaube ist da und auch die Zufriedenheit, hier wieder angekommen zu sein. Mit seiner Frau lebt er wieder in Heidenheim, die beiden schauen Elternfreuden entgegen. Überhaupt hat sich bei dem 27-Jährigen einiges verändert. Einst wollte er in die Bundesliga, nun hat er schon 80 Spiele im Oberhaus – und weiß inzwischen, wie wichtig die Gesundheit ist. „Früher hätte ich vielleicht gesagt, Nationalspieler zu werden, Deutscher Meister zu werden, jetzt sage ich, einfach mal ein Jahr konstant und mit guter Leistung zu bleiben“, so Dorsch.