Eren Dinkci steuerte beim 2:1 des 1. FC Heidenheim gegen seinen Stammverein Werder Bremen am vergangenen Samstag eine Torvorlage bei. Sein Beitrag zum dreifachen Punktgewinn der Heidenheimer rückte aber in den Hintergrund. Viel wichtiger schien die Zukunft des 22-Jährigen zu sein, über die sich rund um die Partie Dinkci selbst, sein Vater, Verantwortliche von Werder Bremen und auch FCH-Trainer Frank Schmidt äußerten. Die unterschiedlichen Aussagen der Genannten sorgten statt einer klaren Antwort für viele Fragezeichen.
Die Vertragskonstellation des Offensivspielers ließ vor der Partie eigentlich nicht viele Zweifel zu. Weil Eren Dinkci in den vergangenen Jahren wenig Spielzeit bei Werder Bremen erhalten hatte, verständigte sich der Bundesliga-Klub zu Saisonbeginn mit dem FCH auf eine einjährige Leihe. Eine Kaufoption, die es den Heidenheimer ermöglicht hätte, den gebürtigen Bremer nach Ablauf der Leihe für eine festgeschriebene Summe fest zu verpflichten, wurde nicht vereinbart. „Er kehrt mutmaßlich nach Bremen zurück, weil er nur ein Jahr ausgeliehen ist“, sagte FCH-Trainer Frank Schmidt in der Pressekonferenz vor der Partie. „Wir werden da höchstwahrscheinlich nicht gefragt, weil wir da keine Handhabe haben“, so Schmidt weiter. Ähnlich klangen die Worte der Werder-Verantwortlichen vor dem Spieltag: „Wir freuen uns, dass Eren einer unserer Spieler ist und dass diese Leihe so gut aufgeht“, sagte Clemens Fritz, Leiter Profifußball bei den Bremern. Und auch SVW-Trainer Ole Werner bestätigte, dass er mit Dinkci, dessen Vertrag bei Werder noch bis Sommer 2025 läuft, plant.
Dinkci soll in der Nähe von Bremen ein Haus bauen
Noch mehr Hoffnung auf eine Rückkehr machte den Bremer Fans Vater Safak Dinkci. „Eren baut in Osterholz ein Haus, seine Freundin wohnt in Bremen“, sagte er der „Bild“. „Sein größter Wunsch ist es, im Sommer auch bei Werder eine so gute Rolle zu spielen wie in Heidenheim.“ So schien die Situation klar: Dinkci, der sich selbst als Familienmensch bezeichnet, kehrt in sein gewohntes Umfeld zurück, wo er sich häuslich niederlassen will und spielt im nächsten Jahr für Werder.
Oder doch nicht? Ganz so klar scheint die Zukunft nicht zu sein. Ziemlich deutliche Aussagen ließen berechtigte Zweifel an diesem Rückkehr-Szenario aufkommen und die kamen von Eren Dinkci selbst. „Hier in Heidenheim ist die Wertschätzung irgendwie höher als bei Werder“, sagte er in der Sendung „buten und binnen“ des TV-Senders Radio Bremen einige Tage vor der Partie. Auf eine Rückkehr nach Bremen wollte er sich nicht festlegen. „Klar wäre das schön“, sagte er, fügte dann aber an: „Klar wäre es vielleicht auch schöner, irgendwo anders und höher zu spielen, man hat seine Ziele.“ Liegen diese Ziele vielleicht fernab der Weser? Auch Frank Schmidt hatte im Vorfeld der Partie in Bremen angesichts der Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts angedeutet, dass im Sommer Dinge passieren könnten, „mit denen man nicht rechnet“, so der FCH-Trainer, der Dinkci auch gerne im nächsten Jahr in Heidenheim trainieren würde, und merkte an: „Es ist natürlich auch wichtig, was der Spieler für eine Meinung hat.“
Gibt es eine Ausstiegsklausel im Vertrag von Werder Bremen?
Also nun doch lieber Schlossberg als Weserufer? Aber spielt der FCH wirklich höher als die Bremer? Vielleicht galt das Höherspielen nicht dem Leistungsniveau, sondern der Spielstätte des Vereins. Die Voith-Arena ist bekanntlich das höchstgelegene Stadion im deutschen Profifußball. Und vielleicht meinte Vater Dinkci statt des Landkreises Osterholz bei Bremen tatsächlich im Osterholz und damit den Osten Heidenheims. Und wäre das Wirrwarr nicht schon groß genug gewesen, berichtete die „Bild“ am Montagabend über eine angebliche Ausstiegsklausel im Vertrag von Eren Dinkci. Demnach soll er den Verein im Sommer für eine Summe von fünf Millionen Euro verlassen können.
Gibt es diese Klausel tatsächlich? Eine schnelle Antwort wird es auf diese Frage wohl nicht geben. Auch von Eren Dinkci nicht – zumindest nicht in den nächsten Wochen. „Mein Stand der Dinge ist, dass ich in Heidenheim meine Ziele erreichen will und das ist der Klassenerhalt“, sagte er am Samstagabend gegenüber dem „SWR". „Danach schauen wir weiter.“ Vielleicht hätte ein bekanntes Sprichwort viele Fragezeichen verhindern können: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Doch das kommt wohl zu spät.