Premiere für den FCH: Noch nie hat die Mannschaft aus Heidenheim im Berliner Olympiastadion gegen den Ball getreten. Am Mittwochabend, Anpfiff ist um 18 Uhr, treffen die Schützlinge von Trainer Frank Schmidt in der zweiten Pokalrunde auf Hertha BSC. Bei der „Alten Dame“ gab es am vergangenen Samstag ebenfalls eine Premiere in der Partie gegen den Karlsruher SC: Kevin Sessa und Florian Niederlechner, beide mit FCH-Vergangenheit, liefen zusammen in der Startelf für den Hauptstadtclub auf. Gut möglich, dass sie auch im Pokal beginnen werden.
Sessa, der zum Ende der vergangenen Saison Heidenheim den Rücken gekehrt und sich der in der zweiten Liga spielenden Hertha angeschlossen hatte, kämpft sich nach seiner schweren Verletzung vom Sommer allmählich zurück, ist aber körperlich noch nicht in Top-Verfassung. Der 24-Jährige zeigt sich zwar auf dem Feld und setzt einige gute Akzente nach vorn, streut aber auch unnötige Fehler ein. Sein Trainer Christian Fiel hat angekündigt, sich mit ihm noch über den FCH auszutauschen. „Er ist generell gut für einen Plausch, aber wenn ich seine Einschätzung nicht nutzen würde, wäre ich ja verrückt“, so der Hertha-Coach im Vorfeld.
Konkurrenzkampf im Sturm, Engpässe in der Defensive
Florian Niederlechner, von 2013 bis 2015 beim FCH, steht immer noch in Kontakt mit seinem früheren Trainer Frank Schmidt. Zuletzt lieferte Niederlechner im Hertha-Sturm ab und erzielte beim 3:1 gegen den Karlsruher SC sein fünftes Saisontor. Der 34-Jährige hatte zuletzt den Vortritt vor seinen Teamkollegen bekommen, die nach dem Abgang von Zweitliga-Torschützenkönig Haris Tabakovic um den Platz in der Sturmspitze konkurrieren.
Hertha-Trainer Fiel hat allerdings nicht auf allen Positionen die Qual der Wahl: Eine Problemzone der „Alten Dame“ ist die große Zahl an verletzten Spielern. Am schwersten wiegt der Ausfall von Flügelstürmer Fabian Reese, und auch in der Innenverteidigung ist das Spielerangebot derzeit überschaubar. Neben Eigengewächs Linus Gechter fehlt auch Routinier John Anthony Brooks. Im zentralen Mittelfeld fällt mit Diego Demme, der seit Wochen unter Schwindelanfällen leidet, ein weiterer Leistungsträger aus.
Ob Offensivspieler Ibrahim Maza im Pokal auflaufen wird, ist fraglich. Er erlitt gegen den KSC bei seinem Führungstreffer eine Knieprellung. Sein Ausfall wäre eine klare Schwächung für das Spiel der Berliner. In der Pressekonferenz vor dem Gastspiel der Heidenheimer drehte sich viel um das Toptalent. Coach Fiel ließ sich jedoch nicht in die Karten schauen, zudem waren die Trainings in den vergangenen Tagen nicht öffentlich. An der Seite von Maza zieht der Ex-Bayern-Spieler Michaël Cuisance offensiv die Strippen und beeindruckt konstant.
In der 2. Bundesliga fehlt es der Hertha noch an Stabilität
Die Stabilität geht der Berliner Mannschaft insgesamt in der Liga noch ab: Dort belegt Hertha derzeit Platz fünf, zeigte überzeugende Spiele, etwa gegen Nürnberg, Kaiserslautern und zuletzt den KSC, präsentierte sich andererseits jedoch nicht griffig genug.
Darauf setzt Fiel aber gegen den FCH. „Wir müssen, was Intensität und die Zweikampfstärke des FCH angeht, dagegenhalten und uns von deren Umschaltspiel nicht überrumpeln lassen“, so der Berliner Coach, der die Entwicklung der Gäste als „beeindruckend und bemerkenswert“ bezeichnete.
Bei der Auslosung hatte sich Frank Schmidt über ein weiteres Auswärtsspiel im Pokal geärgert. Bei Hertha hingegen muss man sich fragen, ob das Heimspiel ein Vorteil ist. Im „Wohnzimmer“ Olympiastadion gelangen in fünf Spielen gerade mal zwei Siege. Insgesamt hat der Pokal in Berlin allerdings einen besonderen Stellenwert: Der Traum vom Finale vor der eigenen Haustür lebt jedes Mal aufs Neue auf.
2016 gewann Hertha im Pokal auf dem Schlossberg
Im Februar 2016 traf der 1. FC Heidenheim, damals Tabellenachter der 2. Liga, im Viertelfinale des DFB-Pokals vor heimischem Publikum auf Hertha BSC, zu dieser Zeit Tabellendritter der Bundesliga. Bereits damals im Tor der Heidenheimer: Kevin Müller.
Eine schnelle Heidenheimer Führung durch Arne Feick drehte die „Alte Dame“, wie die Hertha auch genannt wird, binnen weniger Minuten und ging zwischenzeitlich nach zwei Toren von Vedad Ibisevic und einem Treffer von Genki Haraguchi mit 3:1 in Front. Marc Schnatterer gelang in der 82. Minute nur noch der 2:3-Anschlusstreffer durch einen verwandelten Elfmeter.