Sechs Strafstöße bei FCH-Spielen

Das sind die Gründe für die Elfmeterflut beim 1. FC Heidenheim in der Bundesliga

In den vergangenen drei Bundesliga-Partien gab es jeweils drei Elfmeter für und gegen den FCH. Welche Rolle der Videobeweis dabei spielt, verrät Heidenheims Ex-Bürgermeister und ehemaliger Schiedsrichter Rainer Domberg.

Das sind die Gründe für die Elfmeterflut beim 1. FC Heidenheim in der Bundesliga

Erst der Griff ans Ohr, dann das Zeichen zum Spielstopp, häufig gefolgt vom Gang an den Video-Bildschirm. Diesen Weg haben die Schiedsrichter bei den Spielen des FCH zuletzt gefühlt in der Dauerschleife genommen. Und das Ergebnis der Handlungsreihe war oft noch der Elfmeterpfiff. Mit dem Strafstoß gegen den SV Werder Bremen wurden dem Aufsteiger in den vergangenen drei Partien jeweils ein Elfmeter zugesprochen.
Doch das war nicht alles: Mit ähnlichem Prozedere bekamen die Heidenheimer jeweils einen Strafstoß gegen sich gepfiffen. Das klingt rekordverdächtig. Drei Spiele in Serie, in denen ein Elfer für und einer gegen den FCH gepfiffen wurde. Eine solche Häufung wird es wenn überhaupt nur äußerst selten gegeben haben.

FCH liegt klar über Ligaschnitt

Zum Vergleich: In der gesamten Bundesliga wurden in den 36 bisherigen Partien 16 Elfmeter verhängt. Bei den vier Spielen des FCH waren es allein schon sechs. Im Ligaschnitt sind das 0,44 Elfmeter pro Spiel, mit FCH-Beteiligung wurden insgesamt 1,5 pro Spiel gepfiffen. „Manchmal ist es einfach so, dass es geballt kommt“, sagt FCH-Trainer Frank Schmidt, „wichtig ist, dass nicht alle gegen uns waren und wir auch welche für uns bekommen haben.“
Auch ein Blick in die vergangenen Jahre zeigt, dass die Elfmeterflut bei Heidenheimer Beteiligung eher ungewöhnlich ist. An den 34 Spieltagen der Vorsaison bekam der Zweitliga-Meister vier Elfmeter zugesprochen, nur einer wurde gegen den FCH verhängt. Der frühere Heidenheimer Bürgermeister Rainer Domberg saß am vergangenen Sonntag beim Heimspiel gegen Werder Bremen ebenfalls auf der Tribüne und konnte beide Elfmetersituationen gut wahrnehmen. „Beim ersten Strafstoß war der Eingriff richtig, das war ein klares Handspiel“, so der frühere Zweitliga-Schiedsrichter, der auch im DFB-Pokal Spiele leitete. In der Situation hatte Werders Anthony Jung einen Freistoß von Niklas Beste mit dem ausgefahrenen Ellbogen touchiert. Nach Blick auf die Videobilder entschied der Unterparteiische Patrick Ittrich auf Strafstoß.

Rainer Domberg sieht auch Schwächen beim Videobeweis. Markus Brandhuber

Beim zweiten Aufreger ist Domberg mit der Schiedsrichter-Entscheidung nicht einverstanden. Während eines Klärungsversuches streifte FCH-Verteidiger Omar Traoré wohl den Ball mit den Fingerspitzen. Ittrich entschied nach kurzer Rücksprache mit dem Videoassistenten auf Elfmeter für die Bremer. „Da hat man kaum gesehen, dass Traoré überhaupt am Ball war“, sagt der Beiratsvorsitzende des FCH und legt sich fest: kein Strafstoß.

Sorgt der Videobeweis für die Häufung der Strafstöße?

Den Hauptgrund für die Häufung der Elfmeterpfiffe macht der 73-Jährige, der beim Württembergischen Fußballverband die Funktion des Schatzmeisters innehat, in der Einführung des Videobeweises aus. „Es sind die Strafstöße hinzugekommen, die der Schiedsrichter früher gar nicht wahrgenommen hat“, sagt er. Zu seiner aktiven Zeit habe man nur auf den Punkt gezeigt, wenn „man ganz sicher war“.
Doch auch das Verhalten der Referees bei Strafraumsituationen sieht er zunehmend kritisch. „Man hat das Gefühl, dass sich die Schiedsrichter im Strafraum auf die technische Hilfe verlassen“, sagt Domberg, der zudem glaubt, dass die Männer an der Pfeife mit der Unterstützung des Videoschiedsrichters einen Teil der Verantwortung abgeben.
An einen Zusammenhang zwischen der Spielweise des FCH und der Elfmeterflut glaubt Domberg derweil nicht. Seine Meinung zu den vielen FCH-Elfmetern: eher Zufall. Natürlich muss eine Mannschaft erst einmal in Tornähe sein, um die Chance auf einen Elfmeter zu haben. Doch Tabellenführer Bayer Leverkusen, bei denen der FCH an diesem Sonntag gastiert, war noch häufiger im gegnerischen Strafraum. Die Zahl der Elfmeter in Spielen mit Bayer-Beteiligung? Einer!

Gute Erinnerungen an Bayer Leverkusen

Die Vorgeschichte der Begegnung zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Heidenheim ist schnell erzählt. Lediglich einmal trafen beide Klubs aufeinander: Im Achtelfinale des DFB-Pokals gelang dem FCH – damals noch Zweitligist – im Februar 2019 ein überraschender 2:1-Heimerfolg. Julian Brandt hatte Bayer in Führung geschossen, Nikola Dovedan und Maurice Multhaup drehten mit ihren Toren in der zweiten Spielhälfte noch zugunsten des FCH.
Die Schmidt-Elf kann sich im Leverkusener Stadion der Unterstützung vieler Auswärtsfans sicher sein. Rund 700 Fans werden den Aufsteiger mit ins Rheinland begleiten. Kurzentschlossene können sich auch noch vor Ort mit Tickets eindecken: Zwei Stunden vor Spielbeginn öffnet die Tageskasse in Leverkusen.