Platz ist weg: Treuer Besucher von Heimspielen des 1. FC Heidenheim ist sauer
Nicht mehr lange, dann wird der Ansturm auf die Tickets für die erste Bundesliga-Saison des FCH beginnen. Ob Bernd Czogalla auch zugreifen wird, weiß er noch nicht. Als Dauerkarteninhaber könnte er ab dem 3. Juli seinen Sitzplatz verlängern. Doch die Sache hat einen Haken. Einen, über den der Heidenheimer, um es nett auszudrücken, nicht erfreut ist. Und seine Nachbarn im Stadion, so sagt er, auch nicht.
Mit dem Platz auf der Südtribüne hoch zufrieden
Czogalla sitzt, oder besser gesagt saß, in der Arena auf dem Schlossberg in Block B, Reihe 12, Platz 33. Mit diesem Platz auf der Südtribüne war er hochzufrieden. Seit Jahrzehnten.
Das war in der Vergangenheit. Unlängst bekam er einen Brief des FCH, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass sein Platz in Zukunft nicht mehr für Zuschauende zur Verfügung steht.
Der Verein erklärt im Schreiben, dass wegen nötigen Umbauarbeiten die Dauerkartenplätze im Block D2 auf den benachbarten Block D1 umziehen müssten.
„Auch betroffen von der Veränderung sind die oberen Reihen in Block B. Für unsere Dauerkarteninhaber in diesem Bereich haben wir einen Umzug in Block G2 geplant“, ist im Schreiben zu lesen.
Von B in G2? Das heißt: Von einem Platz nahezu auf Höhe der Mittellinie geht’s nach schräg gegenüber, an den Rand der Haupttribüne. Entgegenkommend verweist der Verein: Der Umzug wird im ersten Jahr zu den neuen Südtribünenpreisen angeboten.
Nun ist Czogalla längst nicht der einzige Adressat des Schreibens. Wie der FCH auf Nachfrage mitteilt, sind von den Veränderungen 62 Personen in Block B und 58 Personen in Block D2 betroffen.
Kommentatoren des Fernsehens brauchen mehr Platz
Aus folgenden Gründen: Im Block B, erklärt Petra Saretz vom FCH-Vorstand, müssten die Kommentatorenplätze für die TV-Übertragungen erweitert werden. „Hier ist in der Bundesliga einfach mehr Platz erforderlich und zwar auf Höhe der Mittellinie“, so das Vorstandsmitglied. Das sei so in den Medienrichtlinien der Deutschen Fußball-Liga festgelegt.
Im Block D2 müssten die Plätze an den Gastverein gegeben werden. Da in der Bundesliga 8000 Sitzplätze für eine Spielstätte gefordert seien, davon 10 Prozent an den Gastverein gehen, müsste der FCH nun 800 Sitzplätze an den Gastverein geben. „Das gelingt uns nur, wenn wir den Block D2 komplett dem Gästeblock zurechnen“, so Saretz.
Für die Gesamtkapazität der Sitzplätze habe der FCH für die Bundesligasaison 2023/2024 eine Ausnahmegenehmigung erhalten, weil anerkannt werde, dass der Verein im Bebauungsplanverfahren bereits einen ersten Beschluss erhalten habe und „alles für den weiteren positiven Verlauf“ unternehme.
Czogalla versteht das alles zwar, ist mit dem für ihn nun vorgesehenen Sitzplatz aber nicht zufrieden. Er bat darum, einen künftigen Sitzplatz in Block B zu finden, in dem er seit Jahrzehnten gesessen sei, auch zu zu Zeiten, in denen der FCH in der Landesliga spielte und es darum gegangen sei, nicht in die Bezirksliga abzusteigen.
FCH hat Karten für Mitarbeiter und Spielerfrauen umgebucht
Seinem dringlichen Wunsch konnte der FCH nicht entsprechen. Weil: „Alle Sitzplätze in der Voith-Arena sind mit Dauerkarten belegt. In Block G konnten wir die beiden Reihen genau so unterbringen, wie sie auch jetzt nebeneinander sitzen. Das war nur möglich, weil wir interne Karten, beispielsweise von den Angehörigen unserer Spieler, umplatziert haben. In anderen Bereichen wäre es nicht möglich gewesen, die Karteninhaber wieder nebeneinander zu platzieren“, so Saretz auf Nachfrage.
Dem FCH sei klar, dass besonders die Zuschauerinnen und Zuschauer im Block B teils eine lange Beziehung zum Verein und zum Heidenheimer Fußball haben. Nur ließen die Ligaanforderungen keine andere Wahl.
Czogalla und die anderen Betroffenen haben bis maximal 23. Juli Zeit, sich mit dem neuen Platz anzufreunden.
Was aber, wenn er auf das Angebot nicht eingeht? „Wir werden uns genau merken, wer davon betroffen war, und nach dem Ausbau des Stadions lassen wir uns für diese Karteninhaber sicherlich etwas einfallen“, gibt Saretz ein kleines Versprechen.
Wie funktioniert der Dauerkartenverkauf?
Der Dauerkartenverkauf startet am Montag, 3. Juli, um 10 Uhr. Dauerkartenbesitzer drei Wochen lang Zeit, ihr Saisonticket aus der Zweitliga-Spielzeit auch für die Bundesliga zu verlängern (bis Sonntag, 23. Juli, 24 Uhr).
Mitglieder haben in dem gleichen Zeitraum die Möglichkeit, neue Dauerkarten für den Stehplatzbereich zu kaufen. Bleiben nach der ersten Verkaufsphase Saisontickets übrig, gehen diese in den freien Verkauf.
Der FCH hat die Zahl der Dauerkarten auf 9000 begrenzt. Zudem müssen pro Partie 2000 Karten für Gästefans bereitgestellt werden. Somit verbleiben 4000 Karten, die vor den Heimspielen in den Verkauf gehen werden. Dabei werden die Mitglieder wieder als erste Zugriff auf die Tickets haben.
Zusätzlich zu der physischen Dauerkarte bietet der FCH fortan auch eine digitale an. Damit können sich die Inhaber die Karte aufs Smartphone laden und erhalten an Spieltagen Zugang zum Stadion. Mit einem Online-Profil kann die Dauerkarte verwaltet werden und beispielsweise Einzeltickets an Dritte weitergeleitet werden.