Die nackten Zahlen sind hart. Gegen Stuttgart kassierte der FCH vergangenen Sonntag die siebte Niederlage in Folge (Bundesliga und Conference League), in den zurückliegenden elf Partien gab es nur einen Sieg (2:0 in Edinburgh) und ein Unentschieden (0:0 gegen Hoffenheim). In der Bundesliga liegt die Mannschaft mit 10 Punkten aus 14 Spielen auf dem Relegationsplatz, in der vergangenen Runde waren es zu diesem Zeitpunkt 14 Zähler und Rang 13.
Punkte kommen nicht mit der Weihnachtspost
Passiert ist aber auch noch nichts, nur ein Punkt fehlt derzeit auf St. Pauli und damit das rettende Ufer. Ob das Spiel gegen den VfB ein Fortschritt war, lässt sich schwer sagen, denn letztlich zählt nur das Ergebnis. „Es war ein ganz anderes Spiel, das hat man auch an den Reaktionen der Zuschauer gemerkt, es war für mich ein packendes Spiel und die Entscheidung fiel erst in der 85. Minute“, sagt Trainer Frank Schmidt und stellt gleichzeitig die Frage: „Was nehmen wir mit? Mit Weihnachtspost werden keine Punkte zugeschickt. Wir schaffen es nicht, uns zum richtigen Zeitpunkt zu belohnen. Aber die Art und Weise, diese Chancen gegen den VfB Stuttgart überhaupt zu haben, damit können wir leben, da müssen wir weitermachen.“
Soll heißen: Gegen andere Gegner könnte es mit so einem Auftritt reichen. Wäre es da wichtig, nun öfters mit der – zumindest weitgehend – gleichen Elf beginnen zu können? Noch wirkt die Mannschaft nicht komplett eingespielt, passen nicht alle Laufwege, was angesichts der gravierenden Änderungen im vergangenen Sommer auch verständlich ist. Schmidt schränkt ein: „Es wäre schön, aber wir spielen international, es ist eine Riesenbelastung, mental und auch im athletischen Bereich immer wieder einen neuen Anlauf zu nehmen.“
„Wir müssen uns das meiste erarbeiten“
Sein Team betreibe einen wahnsinnigen Aufwand, erklärt der FCH-Trainer. „Wir spielen nicht wie der VfB oder andere Mannschaften. Wir müssen uns das meiste erarbeiten, das kostet Kraft im Kopf und in den Beinen und deswegen ist es immer noch alternativlos, dass wir immer wieder durchwechseln und schauen, wer für die nächste Aufgabe bereit ist“, so Schmidt. Es wird also weiterhin nicht ohne Rotation gehen, ob diese sich mehr auf die internationalen Einsätze beschränkt und in der Bundesliga Konstanz einkehrt, wird sich zeigen und hängt natürlich auch von Verletzungen und Sperren ab.
Patrick Mainka hat da noch eine andere Sichtweise. „Klar, wir hatten in den vergangenen Jahren immer eine relativ klare erste Elf, jetzt haben wir durch die vielen Spiele viel rotiert. Aber jeder ist wichtig. Es geht nicht darum, wer auf dem Platz steht und wer auf der Bank sitzt, sondern darum, dass jeder seine Energie der Mannschaft zur Verfügung stellt“, sagt der Heidenheimer Kapitän.
Mainka will lieber „dreckige“ Punkte
Genauso wenig will er jetzt über die Leistung gegen Stuttgart sprechen. „Ich bin jetzt so lange mit dabei, die Punkte sind einfach wichtiger als die Leistung. Da gewinne ich lieber dreckig“, so Mainka. Man könne sich jetzt nicht auf die Schulter klopfen und sagen, dass man gut gespielt hat. Mainka: „Niederlage ist Niederlage. Da ist es die Aufgabe, dass wir in diesen kleinen Momenten, wo es um die Punkte geht, da sind. Das gelingt uns momentan in der schwierigen Phase nicht. Daran müssen wir weiterarbeiten und die Emotionen von heute noch mal in die letzte Woche mitnehmen, um dann einen positiven Abschluss für dieses Jahr zu finden.“
„Dann stehen die Fans auch hinter uns“
Ein bisschen anders war’s für Marvin Pieringer, der etwas überraschend schon drei Wochen nach seiner Bänderverletzung in Leverkusen schon wieder spielen konnte. Der Stürmer war darüber erst einmal froh, auch wenn es noch nicht ganz für 90 Minuten reichte. Mit seinem Comeback konnte Pieringer zufrieden sein, mit dem Auftritt des FCH gegen Stuttgart im Großen und Ganzen auch. „Wenn wir so eine Leistung zeigen, dann stehen die Fans auch hinter uns. Das hat in den letzten Wochen gefehlt, da haben wir uns in manchen Spielen einfach dem Ergebnis hingegeben“, sagt der 25-Jährige.
Dass es trotzdem nicht auch zu Zählbarem reichte, hat für ihn vor allem einen Grund: „Leider kriegen wir zu extrem ungünstigen Zeitpunkten die Gegentore, was einen dann schwächt. Ich finde, dass es aktuell eine schwierige Situation ist, wo man sich aber einfach rauskämpfen muss. Es gilt jetzt einfach in den nächsten zwei Spielen dies zu machen“, so Pieringer mit Blick auf die Spiele gegen St. Gallen (Donnerstag, 21 Uhr) und beim Schlusslicht Bochum (Sonntag, 15.30 Uhr).
Ohne Benedikt Gimber nach Bochum
Auf einer Position muss FCH-Trainer Frank Schmidt im nächsten Bundesligaspiel auf jeden Fall wechseln: Innenverteidiger Benedikt Gimber sah im Spiel gegen den VfB Stuttgart am Sonntag seine fünfte gelbe Karte und ist für die Partie in Bochum gesperrt. Als nächstes droht Marvin Pieringer dieses Ungemach, er wurde schon viermal verwarnt. Jan Schöppner kommt auf drei gelbe Karten, alle anderen Spieler sind noch ein gutes Stück von einer Sperre entfernt.