Seit Sonntag ist es nun auch rechnerisch klar: Der 1. FC Heidenheim bleibt in der Bundesliga keine Eintagsfliege, der Aufsteiger darf sich vorzeitig über den Klassenerhalt freuen. Damit straft die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt die vielen Lästerer Lügen, die dem FCH einen sang- und klanglosen Abstieg prophezeit hatten und dem Verein allein schon aufgrund seines Standorts am liebsten ein Existenzrecht im Oberhaus abgesprochen hätten.
FCH lässt renommierte Bundesligisten hinter sich
Das war zum Teil respektlos, aber natürlich nicht ganz aus der Luft gegriffen, denn nominell – was den Etat, den Wert des Kaders, die Anzahl der Bundesliga- und Länderspiele anbelangt – befanden sich die Heidenheimer allenfalls mit Mitaufsteiger Darmstadt auf Augenhöhe. Jetzt haben die Kicker vom Schlossberg aber mehr als doppelt so viele Punkte wie das Schlusslicht, sie werden renommierte Bundesligisten, ja gar Champions-League-Teilnehmer Union Berlin hinter sich lassen. Und sie haben zwei Spieltage vor Saisonende noch die Chance auf einen Startplatz in einem europäischen Fußballwettbewerb. Allein diese Möglichkeit ist schon phänomenal.
Der FCH kam dabei nicht irgendwie zu seinen Punkten, er begeisterte mit Aufholjagden, einem Sieg über den großen FC Bayern München, einem bei jedem Heimspiel ausverkauften Stadion und einem Schnitt von bisher rund 2500 Fans, die die Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten. Damit liegt der Verein auf Rang zwölf – auch das hatten viele Bobachter Heidenheim nicht zugetraut.
Was bringt das „verflixte zweite Jahr“?
Der Aufstieg des FCH war nichts anderes als eine Sensation, der Klassenerhalt ist für Schmidt eine noch größere. Jetzt kann der Heidenheimer Coach noch eins draufsetzen, denn um ein drittes Bundesligajahr zu erspielen, wird seine Mannschaft wieder alle Gesetzmäßigkeiten des hochklassigen Profifußballs außer Kraft setzen müssen.
Dabei geht es nicht um das viel zitierte „verflixte zweite Jahr“, in dem bei vielen Aufsteigern die Euphorie nachlässt, während die Konkurrenz das Team besser auf dem Schirm hat. Schaut man auf die vergangenen zehn Spielzeiten, so mussten sechs Aufsteiger direkt wieder in die 2. Liga runter, fünf erwischte es im zweiten Jahr. Einige Klubs stiegen nach drei oder vier Spielzeiten wieder ab, dauerhaft etabliert haben sich seither Leipzig, Freiburg, im zweiten Anlauf der VfB Stuttgart, Bremen, Köln und Union Berlin – den beiden letzteren droht allerdings nun der Abstieg.
Die Leistungsträger zu halten, wird nicht einfach
Oder anders gesagt: Die zweite Saison wird nicht leichter, sie wird vielleicht sogar noch schwerer. Nämlich dann, wenn mehrere Leistungsträger den FCH verlassen. Und einige Spieler, das ist die Schattenseite des Erfolgs, haben sich nun einmal ins Rampenlicht gespielt. Eren Dinkci ist schon weg, es wird auch Interessenten für Niklas Beste, Tim Kleindienst und vermutlich noch zwei, drei weitere Spieler geben.
Bei vielen laufen zwar noch die Verträge, aber es gibt zum Teil Ausstiegsklauseln und es gibt Angebote, bei denen ein finanziell weiterhin zu den kleinen Lichtern zählender Verein wie der FCH nicht Nein sagen kann. Ob es so kommt, ist noch völlig offen, aber wenn, dann wird der Ersatz sicher wieder in unteren Klassen gesucht. Das zeigen schon die bisherigen Verpflichtungen. Dies ist der Heidenheimer Weg. Ob er erfolgreich bleibt oder vielleicht auch mal wieder in die 2. Liga führt, hängt von vielen Faktoren ab. Er ist aber – zumindest derzeit noch – alternativlos.
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