Fußball-Bundesliga

Der schwächelnde Favorit: Wie der 1. FC Heidenheim den VfB Stuttgart im Schwaben-Duell knacken kann

Zum vierten Mal treffen am Freitag, 25. April, der VfB Stuttgart und der 1. FC Heidenheim in der Bundesliga aufeinander. Der VfB konnte bisher nur ein Duell für sich entscheiden. Warum der FCH gegen die favorisierten Stuttgarter erneut eine Überraschung erreichen kann, zeigt die Gegneranalyse:

VfB gegen FCH: Zum Ende der vergangenen Saison wäre das Treffen der beiden württembergischen Bundesligisten noch ein Topspiel gewesen. Die Stuttgarter feierten die Vizemeisterschaft, die Heidenheimer den Einzug in die Conference League. Doch die Vorzeichen haben sich vor dem Wiedersehen an diesem Freitag, 25. April, geändert: Der FCH steckt tief im Kampf gegen den Abstieg.

Rund 90 Kilometer westlich sind die Siege ebenfalls deutlich seltener geworden. Zwar kann der VfB über einen Sieg im Finale des DFB-Pokals einen europäischen Wettbewerb erreichen, als aktuell Elfter blieb der Traditionsverein in der Liga aber hinter den eigenen Erwartungen zurück. Zuletzt offenbarten die Stuttgarter einige Schwächen, die dem FCH für das Auswärtsspiel (Spielbeginn um 20.30 Uhr) Mut machen können.

Die Wackelabwehr: Der VfB kassiert die drittmeisten Gegentore in der Rückrunde

24 Gegentore kassierte der FCH bereits in der Rückrunde. Doch die Stuttgarter stehen ihrem kommenden Kontrahenten diesbezüglich in nichts nach. Mit der gleichen Zahl an Gegentreffern stellt der VfB ligaweit die drittschlechteste Abwehr. Trainer Sebastian Hoeneß sprach nach dem Auswärtsspiel bei Union Berlin, das mit 4:4 endete, das Thema Gegentore direkt an. Drei Berliner Treffer fielen nach ruhenden Bällen. „Sowohl die Entstehung als auch die Verteidigung der Standards waren nicht gut“, sagte er.

In der Hinrunde bejubelte der VfB Stuttgart einen 3:1-Sieg auf dem Schlossberg. Foto: Eibner/Wolfgang Frank

Neben der Schwäche bei gegnerischen Eckbällen und Freistößen zeigte sich das Team vom Neckar anfällig bei Kontern. Die Gründe: Der VfB konnte die Abgänge von Waldemar Anton und Hiroki Ito mit der Verpflichtung von Nachfolgern nicht kompensieren, zudem ist die Hoeneß-Elf bereits 25-mal mit einer veränderten Abwehrreihe aufgelaufen. Stabilität sieht anders aus.

Die Heimschwäche: Die MHP-Arena ist schon längst keine Festung mehr

„Wir müssen es wieder schaffen, zu Hause eine Macht zu sein“, forderte Sebastian Hoeneß nach der 1:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen – der fünften in Serie in der Bundesliga. Zum Vergleich: Im Vorjahr verloren die Stuttgarter nur eins der 17 Heimspiele. In der aktuellen Spielzeit ging man bei den 15 Auftritten in der MHP-Arena bereits sieben Mal als Verlierer vom Platz.

Dabei startete der VfB stabil und kassierte seine erste Heimniederlage Mitte November, bis Anfang Februar gab es nur eine weitere. In den folgenden Wochen bis in die Gegenwart waren die Stuttgarter nicht weit weg von Siegen, verspielten aber regelmäßig Führungen und kassierten späte Gegentore. Bei sechs der sieben Heimniederlagen verlor der VfB mit einem Tor Unterschied. Es fehlte nicht viel, aber immer ein bisschen.

Der fehlende Fokus: Die Abkürzung nach Europa führt über den DFB-Pokal

Obwohl der VfB in der Rückrunde nicht gerade glänzt, ist die Stimmung im Verein bestens. Das Erreichen des Pokalfinals in Berlin entfachte bei den Fans eine Rieseneuphorie. Der 3:1-Sieg im Halbfinale gegen RB Leipzig überdeckte die schwachen Ergebnisse der Wochen zuvor und tut dies immer noch. Obwohl Sportvorstand Fabian Wohlgemuth den vollen Fokus auf die Bundesliga einforderte, blieben die Leistungen weiterhin wechselhaft.

Mit den vier Punkten aus drei Spielen, die der VfB seither erreicht hat, rückt die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb über die Ligaplatzierung – bei sechs Punkten Rückstand auf Rang sechs – in weite Ferne. Außerdem bleibt im Hinterkopf: Mit einem Sieg im Pokal gegen den Drittligisten Arminia Bielefeld ist die Europapokal-Teilnahme fix. Ein Gedanke, der vielleicht das eine oder andere Prozent an Leistungsbereitschaft kosten könnte – bewusst oder unterbewusst.

Der Blick in die Vergangenheit: Der 1. FC Heidenheim kennt die Siegformel

Dass der VfB selbst in Bestform zu bezwingen ist, bewies der FCH in der Vorsaison. In der Hinrunde gelang nach Treffern von Jan Schöppner und Tim Kleindienst auf dem Schlossberg ein überraschender 2:0-Erfolg. Und am Ostersonntag drehten die Heidenheimer in Stuttgart einen 0:2-Rückstand in eine 3:2-Führung, erst in der Nachspielzeit schafften die Gastgeber noch den Ausgleich.

Der FCH weiß, wie VfB-Torhüter Alexander Nübel zu überwinden ist. In drei Duellen in der Bundesliga trafen die Heidenheimer sechsmal. Foto: Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank

Klar ist aber: Nicht nur wegen der Überlegenheit beim 3:1-Erfolg der Stuttgarter beim ersten Treffen im vergangenen Dezember geht der VfB als Favorit in das schwäbische Duell. Chancenlos ist der FCH am Freitagabend aber keineswegs.