Ex-FCH-Torhüter

Der steile Aufstieg des Ex-FCHlers Diant Ramaj bei Ajax Amsterdam zum Stammtorhüter

Nach seinem Wechsel von Eintracht Frankfurt zum niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam im Sommer war Diant Ramaj zunächst nur dritter Torhüter. Wie es des frühere Keeper des 1. FC Heidenheim zur Nummer eins geschafft hat und was ihm sein damaliger Torwarttrainer Bernd Weng noch zutraut:

Der steile Aufstieg des Ex-FCHlers Diant Ramaj bei Ajax Amsterdam zum Stammtorhüter

Die Anhänger von Ajax Amsterdam konnten kaum glauben, wie da mit ihrem Herzensverein geschah. Der Rekordmeister stand Ende Oktober am Tabellenende der niederländischen Liga – zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Das Ziel, das aus dem eigenen Selbstverständnis entspringt, war vor der Saison der Gewinn der 37. Meisterschaft. Dass sich die Amsterdamer aus dem Kreis der Abstiegskandidaten verabschiedeten, daran hat auch ein Spieler mit einer Vergangenheit beim FCH seinen Anteil gehabt: Diant Ramaj, der von 2018 bis 2021 auf dem Schlossberg nach Bällen hechtete. Im vergangenen Sommer war der 22-Jährige von Eintracht Frankfurt für eine mittlere einstellige Millionensumme zu Ajax gewechselt.

Ein Schritt, der unerwartet kam und auch als durchaus mutig zu bewerten ist. Stammtorhüter beim Amsterdamer Spitzenklub war zu Saisonbeginn kein geringerer als ein argentinischer Weltmeister. "Es war klar, dass Geronimo Rulli die Nummer eins sein wird", sagte Ramaj in einem Interview im vereinseigenen TV-Format über seinen Konkurrenten.

Schwieriger Einstieg für junge Torhüter in den Profibereich

Und bei den Torhütern ist die Hierarchie meist starrer als auf anderen Positionen. Wie auch beim FCH legen sich die Trainer zu Saisonbeginn auf ihre Nummer eins fest, Nationaltorhüter Manuel Neuer verlängerte jüngst seinen auslaufenden Vertrag – im Alter von 37 Jahren. Deshalb sind Wechsel in der Startformation oder während der Partie eher eine Seltenheit. "Ein Generationenwechsel auf dieser Position kann dauern", sagt FCH-Torwarttrainer Bernd Weng. Bei den jungen Torhütern sei daher "viel Ausdauer und Geduld" gefordert. "Hinzu kommt natürlich auch, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein", sagt Bernd Weng, der Ramaj während seiner Zeit auf dem Schlossberg unter seinen Fittichen hatte.

Bewegung in die bestehende Hierarchie kommt meist nur durch Wechsel: Entweder wechselt die Stammkraft zu einem anderen Verein, der Trainer wird gewechselt oder es muss verletzungsbedingt gewechselt werden. Für Diant Ramajs Aufstieg mussten zwei dieser Möglichkeiten zusammenkommen. Als sich Stammkeeper Rulli zu Saisonbeginn verletzte, setzte Ajax-Trainer Maurice Stejn zunächst auf Ramaj-Konkurrent Jay Gorter. Dann der Doppelwechsel: Erst wurde Stejn entlassen, dann verletzte sich Gorter in der Partie gegen den FC Utrecht. Mit seiner Einwechslung rückte Ramaj am 22. Oktober in den Mittelpunkt.

Lob von Ajax-Trainer van 't Schip: "Er hat einen fantastischen Job gemacht"

Der neue Cheftrainer John van 't Schip setzte nach seinem Amtsantritt weiter auf den gebürtigen Stuttgarter – und ist von dessen Qualitäten überzeugt. "Er war gut mit dem Ball, genauso wie bei seinen Paraden", sagte van 't Schip zu seiner Leistung beim 2:0-Sieg über den FC Volendam gegenüber "Voetbal International" und fügte an: "Er hat einen fantastischen Job gemacht."

Diant Ramaj (FC Heidenheim, #40), 1. FC Heidenheim 1846, 2. Bundesliga, Mannschaftsfoto und Portraettermin, Saison 2020/2021, 17.09.2020, DFB/DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video., Foto: EIBNER/Sascha WALTHER

Für Bernd Weng kommt die Entwicklung des Torhüters, der mittlerweile acht Pflichtspiele in Liga und Europapokal (Stand: Mittwoch, 29. November) gemacht hat, nicht überraschend. Das außergewöhnliche Talent von Diant Ramaj sei schon früh erkennbar gewesen. "Deswegen wollten wir ihn auch unbedingt schon in jungen Jahren zu uns ins Nachwuchsleistungszentrum holen", so Weng, der mit dem 22-Jährigen immer noch in Kontakt steht. Die Entwicklung von Ramaj sieht der Torwarttrainer aber lange noch nicht am Ende. "Er wird seinen Weg gehen", ist sich Bernd Weng sicher.

Heidenheim und Amsterdam. Das hat im Fußball ja ohnehin schon einmal gut zusammengepasst. Der Heidenheimer Horst Blankenburg spielte in den 1970ern fünf Jahre an der Seite von Fußball-Ikone Johann Cruyff für den niederländischen Hauptstadtklub. Gemeinsam gewannen sie dreimal den Europapokal der Landesmeister. Diant Ramajs Vertrag bei Ajax läuft ebenfalls fünf Jahre lang (bis 2028). In diesem Zeitraum ähnlich viele Trophäen zu sammeln wie Blankenburg, wäre aber ein ziemlich ambitioniertes Ziel.

Wer wird der nächste Ramaj?

Nach dem Abgang von Diant Ramaj zu Eintracht Frankfurt im Sommer 2021 rückte Paul Tschernuth auf die Position des dritten Torhüters. Doch wie sieht die Zukunft der Nachwuchskeeper beim FCH aus? Torwartrainer Bernd Weng zeigt sich optimistisch: "Wir haben ja mit Frank Feller und Paul Tschernuth schon zwei junge talentierte und noch entwicklungsfähige Torhüter im Profikader, die aus unserem Nachwuchsleistungszentrum stammen." Im Nachwuchsleistungszentrum kümmert sich ein Team von Torwarttrainern mit NLZ-Torwart-Koordinator Mario Aller um die Talente. "Es werden die nächsten Jahre sicherlich wieder Torhüter mit sehr viel Potential nachrücken", so Weng.

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