Der Zauberfuß: Worüber Niklas Beste vom 1. FC Heidenheim zu Hause auf dem Sofa lacht
Er kann in einem Atemzug mit Leroy Sane genannt werden: Genau so viele Tore vorbereitet wie der Nationalspieler hat auch Niklas Beste – nämlich acht. Nur der Leipziger Xavi hat neun, allerdings bestritt er auch ein Spiel mehr. Dabei hatte Beste zu Beginn der Trainingswoche einen Schreckmoment zu überstehen. „Ich hatte ein bisschen Probleme mit dem Knie und musste Anfang der Woche das Training abbrechen“, erzählte der Linksfuß, betonte aber: „Es ist keine große Sache, wo ich groß ausfalle, sondern eine Belastungsgeschichte.“
Auch gegen den SV Darmstadt lief Beste teilweise etwas „unrund“, nachdem er sich vertreten hatte. Was ihn aber nicht daran hinderte, alle drei Heidenheimer Tore (42., 69. und 71. Minute) direkt vorzubereiten und damit zum Spieler des Spiels zu werden. Die Treffer fielen jeweils nach Standardsituationen, einem Freistoß und zwei Ecken. Bei der Antwort, wie er das denn mache, blieb Beste pragmatisch. „Es ist ja auch einerseits mein Job“, um dann aber doch weiter auszuführen: „Bei ruhenden Bällen attackiert dich keiner und du kannst dich darauf konzentrieren, die Bälle in die Zielbereiche zu bringen. Den Rest machen die anderen Jungs.“
Klingt einfach. Ist es das aber auch? Bestes Trainer weiß, dass der FCH in seiner ersten Bundesligasaison selbst schon relativ oft Gegentore nach Standards bekommen hat, „die uns auf die Verliererstraße gebracht haben“, wie es Frank Schmidt ausdrückte. Umso erfreuter war der 49-Jährige, dass seine Mannschaft nun den Spieß umdrehen konnte. Und Schmidt betonte, dass die Stärke bei Standards eine Rückversicherung im Abstiegskampf werden könnte.
Denn nach dem zwischenzeitlichen 1:2 nach Toren von Tim Skarke und dem Eigentor von Lennard Maloney (52. und 60. Minute) musste sich der FCH kurz sammeln. Niklas Beste gestand: „Auf einmal steht es 1:2. Man guckt sich gegenseitig an und denkt: ‚Oh, was ist jetzt passiert?‘“
Doch dann kam der große Auftritt von Niklas Beste und Patrick Mainka. Ecke, Kopfball – Tor. Ecke, Kopfball – Tor. Mal von links, mal von rechts. Und das innerhalb von nur knapp zwei Minuten. Jan Schöppner, Torschütze des 1:0, lobte Bestes „goldenen Fuß“. Mainka sprach gar von einem „Zauberfuß“. Der Kapitän erklärte: „Ich weiß nicht, wie er das macht. Auch auf schwierigem Geläuf. An der Eckfahne sieht’s nicht gut aus mit der Standfestigkeit, aber das ist dem Jan-Niklas Beste scheißegal. Ihm muss man da nicht viel beibringen, der kann uns allen etwas beibringen.“
Doch woher kommt so eine Technik? Beste blickte zurück: „Früher als Kind haben mein Bruder und ich stundenlang immer geschossen, geschossen. Irgendwann hat man sich eine Schusstechnik antrainiert“, so der 24-Jährige. Der Ablauf sei ganz wichtig und Wiederholungen über die Jahre im Training. Beste fügte aber auch an: „So richtig kann ich es tatsächlich auch nicht erklären.“
Das sagt Niklas Beste zu Gerüchten
Durch seine starken Leistungen – neben acht Torvorbereitungen hat Beste auch fünf Treffer selbst erzielt – werden natürlich auch andere Vereine immer mehr auf ihn aufmerksam. Zuletzt gab es das Gerücht, dass der italienische Verein AC Florenz Interesse an Beste habe. „Das habe ich auch gelesen. Mir wurden so viele Artikel geschickt“, sagte Beste und deutete an, dass daran nichts dran ist. „Gerüchte sind Gerüchte. Ich wusste davon nichts. Ich saß zu Hause auf der Couch, habe nur darüber gelacht. Meine Frau hat auch darüber gelacht.“ Beste betonte: „Ich fühle mich hier wohl. Ich fokussiere mich voll und ganz auf Heidenheim.“ Doch nicht nur andere Vereine könnten gesteigertes Interesse an ihm zeigen. Was würde er sagen, wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann ihn anrufen sollte? Über diese Frage musste Beste lachen. „Ich glaube, dass ist noch so weit weg. Wir sind letzte Saison aufgestiegen. Darüber denke ich gar nicht nach, sondern genieße den Tag.“