Conference League

Diant Ramaj und Frank Feller: Die „verrückte Geschichte“ der Musterschüler aus dem Nachwuchs des 1. FC Heidenheim

Im Hinspiel der Conference-League-Playoffs standen sich zwei ehemalige Talente aus dem Nachwuchs des FCH gegenüber. Frank Feller hütete das Heidenheimer Tor, Diant Ramaj hielt für den FC Kopenhagen. An diesem Donnerstag, 20. Februar, kommt es zum erneuten Wiedersehen der beiden Torhüter, die ein Sinnbild für die gute Heidenheimer Nachwuchsarbeit sind.

Erst Tim Wiese, dann Roman Weidenfeller und schließlich Kevin Trapp. Die Torwartschule des 1. FC Kaiserslautern galt lange als die beste in ganz Deutschland und brachte mehrere Nationalkeeper hervor. Nun könnte der FCH dem FCK Konkurrenz machen. Das beste Beispiel für die starke Nachwuchsarbeit – speziell bei den Torleuten – bot das Playoff-Hinspiel der Conference League beim FC Kopenhagen am vergangenen Donnerstag.

Nach umkämpften 90 Minuten freute sich FCH-Trainer Frank Schmidt nicht nur über den 2:1-Erfolg seines Teams, sondern auch über die Leistungen der beiden Torhüter – Diant Ramaj bei den Gastgebern und Frank Feller im Kasten der Heidenheimer. „Unsere zwei U-19-Torhüter aus dem NLZ stehen im Tor, das ist Wahnsinn, das ist die nächste verrückte Geschichte“, sagte Schmidt am RTL-Mikrofon.

Mit dem FC Kopenhagen: Diant Ramaj kehrt erstmals nach Heidenheim zurück

Den zweiten Teil dieser verrückten Geschichte könnte es an diesem Donnerstag, 20. Februar, im Rückspiel um den Achtelfinaleinzug in der Voith-Arena geben (Anpfiff um 18.45 Uhr). Ramaj wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dann erstmals in einem Pflichtspiel den Rasen in der Voith-Arena betreten. Der 23-Jährige ist beim dänischen Rekordmeister seit seinem Leih-Wechsel von Borussia Dortmund vor zweieinhalb Wochen gesetzt. Und Feller unterstrich in Kopenhagen mit einer starken Vorstellung, dass sein Trainer ohne Bauchschmerzen dem Stammkeeper Kevin Müller auch mal eine Verschnaufpause gönnen kann.

Überzeugte bei seinem ersten Spiel in der Conference League für den FCH: Frank Feller (am Ball). Foto: Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn

Dass der FCH gleich zwei entwicklungsfähige Torhüter auf Bundesliga-Niveau hervorgebracht hat, daran hat das Team um Bernd Weng einen ordentlichen Anteil. Der 55-Jährige kümmert sich schon seit einem Vierteljahrhundert um die Schlussmänner auf dem Schlossberg – als Torwarttrainer bei den Profis und als Koordinator im Nachwuchs. Entsprechend hat er die Entwicklung der beiden Emporkömmlinge hautnah miterlebt. „Es freut mich extrem für die Jungs, weil ich weiß, wie hart sie dafür gearbeitet und vieles untergeordnet haben, um dort hinzukommen, wo sie jetzt sind“, sagt Weng, der den Weg des Duos als Bestätigung für das Konzept des FCH sieht.

Über Eintracht Frankfurt und Ajax Amsterdam ging es zu Borussia Dortmund

Wie schwierig der letzte Sprung zu den Profis ist, zeigt ein Blick auf die anderen Positionen. Mit Tim Skarke und Kevin Sessa schafften es bisher nur zwei Feldspieler aus dem Heidenheimer Nachwuchs in die Bundesliga. Dort hat Ramaj schon zweimal gespielt – was er Feller voraushat. Nach seinem Abschied beim FCH im Sommer 2021 feierte der gebürtige Stuttgarter zunächst bei Eintracht Frankfurt sein Debüt und wechselte nach zwei Spielzeiten zum niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam.

Bernd Weng (rechts) kümmert sich schon seit fast 25 Jahren um die Heidenheimer Torhüter. Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Buerke

Am letzten Tag des Wintertransferfensters schlug Borussia Dortmund jüngst zu und überwies rund fünf Millionen Euro nach Amsterdam. Damit Ramaj – anders als in den vergangenen Monaten bei Ajax – Einsatzminuten erhält, wurde er von den Borussen gleich an die Kopenhagener weiterverliehen. „Der Wechsel zu Borussia Dortmund, einem der größten Vereine Deutschlands, ist für ihn persönlich ein fantastischer Schritt“, sagt Vorstandschef Holger Sanwald, der bestätigt, dass der FCH von dem Transfer „finanziell profitiert“ hat.

Der Wechsel zu Borussia Dortmund, einem der größten Vereine Deutschlands, ist für ihn persönlich ein fantastischer Schritt.

FCH-Vorstandschef Holger Sanwald

Nicht nur bei der Zahl der Vereine hat Ramaj seinem zweieinhalb Jahre jüngeren Gegenüber einiges voraus. „Diant hat schon ein paar Jahre Vorsprung, aber Frank ist für sein Alter auch schon sehr weit. Beide sind auch als Menschen sehr klar und erwachsen, total fokussiert, aber trotzdem mit der nötigen Gelassenheit“, charakterisiert Weng seine Schützlinge, denen er einen erfolgreichen Weg im Profifußball zutraut.

Steiniger Weg zum Profi: Beharrlichkeit von Feller und Ramaj zahlt sich aus

Dass dieser Weg nicht immer bergauf geht, haben beide Torhüter am eigenen Leib erlebt. Nach einem Trainerwechsel in Amsterdam verlor Ramaj seine Rolle als Stammkeeper, trotz seines Transfers zum BVB muss er für die wichtige Spielpraxis den Umweg über die schwächere dänische Liga nehmen. Das Thema Spielpraxis taucht auch bei Frank Feller auf: Der Einsatz im Hinspiel war in dieser Saison erst sein dritter in einem Pflichtspiel. In der Vorsaison stand er keine einzige Minute auf dem Rasen. Seinen Platz im Kader der deutschen U-20-Nationalmannschaft hatte er wegen der fehlenden Einsatzzeit schon eingebüßt. Ungeduldig ist Feller dadurch aber nicht geworden und wurde wie Ramaj, der sich in Frankfurt in einer zweijährigen Phase als Ersatzmann hinter Kevin Trapp weiterentwickelte, für die Beharrlichkeit belohnt.

Vorbilder für die nächste Torhütergeneration beim 1. FC Heidenheim

Bei Ramaj folgte der Aufstieg zur Nummer eins, perspektivisch ist diese Rolle auch in Dortmund möglich. „Wenn er gesund und klar bleibt, wird der BVB viel Freude an ihm haben“, sagt Bernd Weng. Und nicht nur die Dortmunder könnten profitieren. Als Musterschüler der „Heidenheimer Torwartschule“ kann Ramaj nicht nur als Orientierungspunkt für seinen Nachfolger Frank Feller dienen, sondern auch für weitere junge Torwarttalente, die auf dem Schlossberg ihre nächsten fußballerischen Schritte machen wollen.

„Unsere Jugendspieler sehen, was möglich ist und haben die Plattform, um den gleichen Weg zu gehen“, meint auch Weng, „Es macht uns als FCH sicherlich auch interessant für neue Talente.“ Vielleicht ist eins dieser Talente am Donnerstag schon unter den Zuschauenden und macht irgendwann den Weg zwischen die Pfosten beim FCH. Das wäre dann eine weitere „verrückte Geschichte“.

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