Laufen, grätschen, Bälle gewinnen und auch offensive Akzente setzen. In der Partie gegen RB Leipzig holte Luca Kerber 74 Minuten lang alles aus sich heraus, was in seinem Körper steckte. Der 22-Jährige ist in diesen Wochen gefordert und hat das Vertrauen von Trainer Frank Schmidt. „Er hat sich definitiv entwickelt“, sagt Schmidt, „gerade was das Engagement, die Verlässlichkeit und das Erfüllen taktischer Aufgaben betrifft.“ Der Heidenheimer Trainer sieht trotzdem noch Steigerungspotenzial: „Wenn er das Tempo in den Aktionen – mit und ohne Ball – verbessert und wenn im Offensiv- und Passspiel der nächste Schritt kommt, ist er richtig gut unterwegs.“
Seit der Degradierung und des späteren Abgangs von Lennard Maloney ist der Sommerneuzugang zum Startelfkandidaten aufgestiegen. Wie er seine ersten Monate beim FCH, die Herausforderungen der Bundesliga und seine neue Rolle auf dem Platz erlebt, verrät er vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag, 1. März.
Wirklich Zeit, um sich in seiner neuen Heimat einzugewöhnen, blieb Luca Kerber in seinen ersten Monaten seit seinem Wechsel vom 1. FC Saarbrücken auf die Ostalb nicht. Denn nicht nur das Anfangsprogramm hatte es in sich: Nach den zwei Trainingslagern startete er mit dem FCH mit einem straffen Programm aus DFB-Pokal, Liga und der Qualifikation für die Conference League. Und so ging es bis zur Winterpause weiter.
Erst nur in der Conference League gesetzt: Bundesliga-Startelfdebüt gegen FC Bayern München
„Im ersten halben Jahr, mit den ganzen englischen Wochen, die wir hatten, bin ich gar nicht allzu viel zu Hause gewesen“, blickt Kerber zurück auf die ersten Monate, in denen er in der Bundesliga die meisten Spiele von der Bank aus verfolgte. Denn in der Liga spielten zum Saisonbeginn andere, zum Einsatz kam er nur als Einwechselspieler. Dank Frank Schmidts Wechselfreude zwischen den Wettbewerben stand er hingegen bei den internationalen Spielen häufig in der Startelf.

Viele „sehr tolle Erlebnisse“, die für ihn noch gar nicht greifbar sind, habe er erlebt, sagt Kerber. Seine erste Startelfnominierung in der Liga wird er wohl auch nicht so schnell vergessen. In der Allianz-Arena spielte er gegen die Superstars des FC Bayern München. „Der Unterschied zur 3. Liga ist schon ein großer“, sagt er. Und den spürt Kerber quasi in jeder Partie. „Wenn man jetzt überlegt, was für Namen da sind, ob das jetzt ein Florian Wirtz, Jamal Musiala oder Xavi Simons ist“, zählt der Mittelfeldspieler auf. Letzterem machte er das Leben am vergangenen Sonntag sichtlich schwer. Gegen die Reihe an Weltklassespielern müsse er Woche für Woche an sein Leistungsmaximum gehen, um „eine Chance zu haben“, so Kerber.
Erster Bundesliga-Treffer gegen Werder Bremen
Seine Chance, sich in der Bundesliga nachhaltig zu empfehlen, kam vor einigen Wochen unerwartet. Beim Rückrundenabschluss in Bremen (3:3) war Lennard Maloney nach seinem geäußerten Wechselwunsch nicht mehr im Kader, Niklas Dorsch humpelte nach neun Minuten mit einer Knieverletzung vom Feld. Dann kam Kerber, lief und grätschte, gewann Bälle und traf. „Er war super nach so einem Kaltstart, hat viele gute Aktionen gehabt, hat das Tor gemacht“, sagte Kapitän Patrick Mainka nach dem Tordebüt seines Teamkollegen, „Hut ab, er ist in der Bundesliga angekommen.“

Und Kerber kam nicht nur an, er blieb und spielte in fünf der vergangenen sechs Ligaspiele von Beginn an. Zwar nicht in der Rolle der Vorsaison, als er in Saarbrücken als Achter viele Tore erzielt hatte. Für Kerber waren die Aufgaben als Arbeiter im Mittelfeldzentrum aber nicht neu: „Das habe ich in Saarbrücken von Anfang an so gespielt, bin dann mit der Zeit immer offensiver geworden.“
Die Stimmung ist gut in der Mannschaft, der Punktgewinn in Leipzig hat für ein befreiendes Gefühl in der Kabine gesorgt.
Luca Kerber
Seine Position in den kommenden Wochen im „schwierigen“ Abstiegskampf sei für ihn ohnehin zweitrangig, so Kerber. „Ich spiele da, wo der Trainer mich braucht.“
Das gilt auch für das Wiedersehen der Heidenheimer mit Ex-Kollege Tim Kleindienst beim Heimspiel gegen die Gladbacher. „Die Stimmung ist gut in der Mannschaft, der Punktgewinn in Leipzig hat für ein befreiendes Gefühl in der Kabine gesorgt“, erzählt Kerber. Damit das Gefühl auch über das Wochenende erhalten bleibt, wird der 22-Jährige ab 15.30 Uhr wieder laufen, grätschen und …