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Edgar Joerg: Wie aus einem Fan des VfB Stuttgart ein glühender Anhänger des 1. FC Heidenheim wurde

Die Heimspiele des 1. FC Heidenheim sind ausverkauft. Doch wer sind die Fans und wo sitzen und stehen sie? Im fünften Teil unserer Serie über Stadionbesucherinnen und -besucher stellen wir vor dem FCH-Heimspiel gegen den FC Augsburg (Sonntag, 1. September) Edgar Joerg vor, der eine besondere Entwicklung hinter sich hat:

Gefühlt geht die Saison für den 1. FC Heidenheim schon länger, in der laufenden Bundesligaspielzeit steht am Sonntag, 1. September (15.30 Uhr), gegen den FC Augsburg allerdings erst das erste Heimspiel an. Dann wird auch Edgar Joerg seinen Stammplatz in der Voith-Arena einnehmen, um „seinen“ FCH zu unterstützen. Joerg wohnt allerdings „nicht gerade um die Ecke“, wie er es formuliert. Er kommt aus Böblingen, hat also eine Fahrtzeit von knapp eineinhalb Stunden vor sich. „Die Strecke nehme ich gerne in Kauf“, betont der 63-Jährige, der die Heidenheimer Fußballern allerdings auch bei Auswärtsspielen begleitet, wie zuletzt beim FC St. Pauli. Beim Spiel bei Union Berlin lernte er zum Beispiel Volker Beck, den Vater von FCH-Spieler Adrian, kennen. „Seitdem sind wir Adrian-Beck-Fans“, sagt Edgar Joerg.

Seit 2018 ist er fest dabei. Damit ist er im Raum Böblingen ein Exot, wie er es ausdrückt. Denn vorher war er, auch bedingt durch die räumliche Nähe, großer Anhänger des VfB Stuttgart. „Über große Vereine muss man sich oft aufregen. Es gibt Misswirtschaft, es werden Millionen von Euro verpulvert“, kritisiert der gelernte Mediengestalter, der in seine aktive Altersteilzeit eingetreten ist.

Der Mann mit dem ausgefallenen Pullover: Edgar Joerg mit seiner Frau Manuela. Foto: Familie Joerg

In der Zweitligasaison 2016/17 kam es dann zu einer schicksalhaften Begegnung. Edgar Joerg war mit seiner Frau Manuela beim Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den FCH im Stadion. Sein damaliger Herzensverein, der VfB, verlor mit 1:2. Doch Joerg imponierte der Heidenheimer Auftritt. Und seine Frau und er lernten in der S-Bahn ein Pärchen aus Heidenheim kennen: Uwe Mauch und dessen Frau. Zum Rückspiel in Heidenheim trafen sich die vier erneut, weil Mauchs Karten besorgen konnten. „Meine Frau und ich waren quasi undercover auf der Osttribüne“, scherzt Edgar Joerg, der natürlich das Stuttgarter gegen das Heidenheimer Trikot eintauschte.

Für ihn sei es ein spezielles Erlebnis im Heidenheimer Stadion gewesen. „Das war Fußball, wie man ihn sich als Fan wünscht. Bodenständig, voller Leidenschaft – etwas oldschool eben.“ Dabei denkt Joerg auch an den Würstchenstand „Liko’s Kiosk“.

Hier sitzt Edgar Joerg in der Voith-Arena. Foto: Screenshot Homepage FCH

Das Feuer war geschürt. Edgar Joerg ist seit Jahren als Böblinger FCH-Mitglied und Dauerkartenbesitzer. Die beiden Stammplätze der Familie (Sohn Michael kommt mit, wenn Frau Manuela mal ausfällt) befinden sich im Block K1 auf der Nordtribüne (noch vor den Businessplätzen). Besonders im Dezember ist Edgar Joerg unübersehbar. Am jeweiligen letzten Heimspiel des Jahres trägt er nämlich ein Nikolauskostüm. Aus seiner Sicht immer wieder ein Highlight.

Der Mann mit der Nikolausmütze: Edgar Joerg mit FCH-Kapitän Patrick Mainka. Foto: Familie Joerg

Dabei kann Edgar Joerg, der Heidenheim als seine zweite Heimat bezeichnet, „bestimmt einhundert besondere Momente“ im Zusammenhang mit seinem FCH aufzählen. Und er wagt einen besonderen Vergleich: „Im Champions-League-Finale 1999 traf der FC Bayern in Barcelona auf Manchester United. Das war immer das Spiel, von dem ich erzählt habe. Aber der Aufstieg des FCH in Regensburg hat das noch getoppt.“

Joerg war auch beim legendären Pokalspiel des FCH bei Bayern München dabei oder auch bei den beiden Bundesligasiegen gegen die Bayern und den VfB Stuttgart in der vergangenen Saison. Das 2:2 in Dortmund hat er sich auch nicht entgehen lassen. Natürlich seien auch Spiele zum Vergessen dabei gewesen. Die 0:1-Niederlage in Augsburg in der vergangenen Saison sei ein Spiel „Not gegen Elend“ gewesen.

Beim Spiel beim FC St. Pauli (von links) Edgar Joerg, Lothar Wanner, FCH-Kapitän Patrick Mainka und Michael Joerg. Foto: Familie Joerg

Und Edgar Joerg stellt amüsiert fest, dass vor jeder Saison es „ganz viele Nostradamusse gibt“, die den Niedergang des FCH prophezeiten. „Trotz aller Abgänge hat sich der FCH paradoxerweise ja immer verbessert“, stellt er fest. Und wie sieht es in dieser Saison aus? „Ich halte es da mit Frank Schmidt: Wir müssen drei Mannschaften hinter uns lassen“, zeigt sich Joerg kämpferisch. Und er betont: „Es hätte ja keiner ahnen können, dass es so gut läuft. Aber egal, wo die Reise hingeht, ich bin dabei. Auch, wenn es nach Aue geht.“

Wer möchte bei der HZ-Serie mitmachen?

15.000 Zuschauerinnen und Zuschauer finden im Heidenheimer Fußballstadion Platz. Und die Heimspiele des FCH sind in der Bundesliga ausverkauft. Doch woher kommen die Fans – und welche Stammplätze haben sie in der Voith-Arena? Wer mitmachen möchte, kann sich bei der HZ-Sportredaktion melden: sport@hz

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