Da setzte sich Eren Dinkci mit seinem achten Saisontreffer an die Spitze des vereinsinternen Torjägerliste, Tim Kleindienst hätte fast noch den Siegtreffer erzielt und über Niklas Beste spricht aktuell sowieso jeder. Das Offensivtrio bekommt regelmäßig das meiste Scheinwerferlicht ab, wenn es nach Spielen in der Interviewzone geht. FCH-Trainer Frank Schmidt rückte auf der Pressekonferenz nach dem 1:1 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach aber einen ganz anderen Spieler in den Mittelpunkt: Norman Theuerkauf. "Ein Riesenkompliment an ihn, er hat eine richtig gute Leistung gezeigt", sagte Schmidt über seinen Defensivspezialisten. Wie wichtig der 37-Jährige in der Partie war und für den 1. FC Heidenheim noch ist, belegen diese Zahlen:
Theuerkauf spielte in der Bundesliga bereits auf drei Positionen
3 Genau so viele Positionen besetzte der 37-Jährige im Laufe dieser Saison. Gegen Borussia Dortmund lieferte er als linken Außenverteidiger eine Vorlage, gegen die Mönchengladbacher spielte er erst im defensiven Mittelfeld und in der zweiten Spielhälfte in der Innenverteidigung. "Nach der Umstellung auf die Raute war klar, dass ich nur einen Sechser brauche, aber Theuer (Spitzname von Norman Theuerkauf, Anm. d. Red) war so gut, dass ich ihn nicht rausnehmen konnte", erklärte er den Positionswechsel seines erfahrensten Feldspielers. So musste Tim Siersleben weichen und Theuerkauf überzeugte auch im Abwehrzentrum. "Mit seiner Ruhe und Erfahrung im Zweikampf ist nichts mehr angebrannt", so Schmidt.
11 Spiele bestritt Theuerkauf in dieser Saison von Beginn an. In acht weiteren wurde er eingewechselt. "Ich kenne meine Rolle im Team", sagte er nach Remis am Samstag. Diese Rolle ist nicht an eine Position gebunden, er spielt da, wo er gebraucht wird. Mit der Verletzung von Lennard Maloney und der Sperre von Benedikt Gimber geriet der Defensivverbund des FCH das erste Mal so richtig ins Wanken, dass er zusammenfiel, verhinderte Theuerkauf eindrucksvoll. Mit seiner Vielseitigkeit und seiner Konstanz bestätigte er die Entscheidung von Frank Schmidt und Vorstandschefs Holger Sanwald, im Winter keinen weiteren Innenverteidiger zu verpflichten.
Seit neun Jahren beim FCH: Der Mittelfeldspieler kam 2015 von Eintracht Braunschweig
9 Jahre spielt der Familienvater, der von Eintracht Braunschweig an die Brenz gekommen war, bereits beim FCH. Weil seine starke Leistung vom Samstag in dieser Saison kein Einzelfall ist, drängt sich eine Frage auf: Muss er nicht die Zehn beim FCH voll machen? Körperlich wäre er allemal dazu in der Lage, Verletzungen plagen ihn eigentlich nie. "Wenn ich sehe, was er alles dafür macht, um so ein gutes Bundesligaspiel zu zeigen, da können sich die Jungen eine Scheibe von abschneiden", sagte Frank Schmidt, der sich wohl auch nicht gegen eine Verlängerung von Theuerkaufs im Sommer auslaufenden Vertrags stemmen würde. "Momentan gibt es keinen Grund, warum das nicht möglich wäre", sagte Schmidt und fügte an: "aber es kommt auch darauf an, was Theuer will."
Auf Nachfrage sagte der viel Gelobte, dass er sich mit Holger Sanwald und Frank Schmidt zusammensetzen werde, um die beste Entscheidung für beide Seiten zu treffen. "Wenn ich noch ein Jahr machen darf, freue ich mich", sagte er, "Ich freue mich aber auch auf eine andere Aufgabe."
In der aktuellen Form des 37-Jährigen müsste bei dem Gespräche eigentlich herauskommen, dass das Karriereende noch ein Jahr warten muss. Denn: Der gebürtige Nordhäuser hat für Frank Schmidt einen Nutzen wie ein Schweizer Taschenmesser bei einem Campingausflug. Obwohl es oft schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, funktioniert es noch zuverlässig. Deshalb könnte der FCH-Trainer sein Nordhäuser Taschenmesser ohne Bedenken noch ein weiteres Jahr zum Einsatz bringen – und das in der Bundesliga.