Mit einer aufwendigen Choreografie sorgten die Fans des 1. FC Heidenheim auf der Osttribüne dafür, dass die Farben der Gastgeber beim 2:1-Erfolg über Olimpija Ljubljana einmal deutlich zu sehen waren. Rund um das erste internationale Hauptrunden-Spiel in der Vereinsgeschichte des FCH dominierte nämlich Schwarz – versehen mit dem Verbandslogo der UEFA und dem Conference-League-Schriftzug. Nicht nur wegen der Premiere in der Ligaphase war auf dem Schlossberg vieles anders als bei den Heimspielen in den anderen Wettbewerben. Dazu ein Blick auf die verschiedenen Facetten des historischen Abends.
Die Voith-Arena im neuen Gewand
Als Gast im eigenen Stadion mag sich der ein oder andere der 12.887 Zuschauer vorgekommen sein, als er seinen Platz auf den Tribünen eingenommen hatte. Denn am Donnerstagabend hieß das Heidenheimer Stadion nicht mehr Voith-Arena – es war namenlos. Sämtliche Schriftzüge, Farbgebung und Symbole waren abgedeckt. Auf den Werbebanden flimmerten die weitgehend unbekannten Sponsoren des Wettbewerbs. Zwar gibt es diese Vorgehensweise auch im DFB-Pokal, das Veranstaltungsprotokoll der UEFA war aber weitaus strenger.
Die Spieler auf dem Rasen ließen sich von der Umgestaltung ihres sportlichen Zuhauses jedoch nicht ablenken. „Wir haben am Anfang ein gutes Spiel gemacht und können schon höher führen, dann haben wir sie mit Ballverlusten stark gemacht“, sagte Tim Siersleben, der sich der Bedeutung des Erfolgs bewusst war. „Es war ein besonderer Abend für uns alle und den Verein, und wir sind sehr happy mit dem Sieg“, so der Innenverteidiger.
Dass die Conference League nicht nur europäisch, sondern auch über die Kontinentalgrenzen hinaus international ist, ließ sich eindrucksvoll auf dem Rasen erfahren. Rund um die Elfmetersituation, die dem 2:1-Siegtreffer vorausging, zeigte der albanische Schiedsrichter Enea Jorgji dem spanischen Trainer Vitor Sanchez die gelbe Karte. Zuvor hatte Peter Agba, ein nigerianischer Verteidiger, den Ball mit der Hand gespielt. Beim Tabellenführer der slowenischen Liga versuchten neben den einheimischen Spielern zwei Portugiesen, zwei Österreicher sowie je ein Brasilianer, Niederländer, Argentinier, Spanier und Ecuadorianer, dem FCH das Leben schwer zu machen.
Der Deutsch-Österreicher Paul Wanner ließ sich von dem internationalen Gegner aber nicht stoppen und erzielte den entscheidenden Treffer – mit dem er eine kuriose Leistung schaffte. Nach je einem Tor bei den FCH-Debüts im DFB-Pokal, in der Bundesliga und in den Play-offs traf er auch gleich in seinem ersten Spiel in der Hauptrunde des Wettbewerbs. „Ich versuche immer, mein Bestes zu geben. Heute hat es wieder geklappt, und ich bin froh, dass wir die drei Punkte haben“, sagte der 18-Jährige.
Die Fans erlebten einen sprachlichen Mix beim Sieg des 1. FC Heidenheim
Die Verständigung mit dem Schiedsrichtergespann funktionierte bestens. Damit auch alle Fans – ob einheimisch oder slowenisch – über das Geschehen auf dem Platz im Klaren waren, wurden sie umfassend informiert. Das Tor von Adrian Beck in der sechsten Minute wurde nicht nur einmal, sondern gleich dreimal durchgesagt – auf Deutsch, Englisch und Slowenisch. Der Mittelfeldspieler selbst freute sich über seinen ersten Treffer auf internationaler Bühne: „Ich bin intuitiv nach innen gezogen und habe mit links abgeschlossen“, so Beck. „Es war wichtig, dass wir früh in Führung gehen.“ Über den Erfolg sei er „überglücklich“, sagte der 27-Jährige. „Wir haben es aber spannender gemacht, als es nötig war.“
Am Ende zählt der Sieg, und der war auch verdient.
FCH-Trainer Frank Schmidt
Im deutsch-slowenischen Wechsel verlief auch die Pressekonferenz nach dem erfolgreichen Auftritt: Die Fragen an Trainer Frank Schmidt und dessen Antworten wurden von Dolmetscherin Anja Wutej in die Sprache der Gäste übersetzt. So auch sein Fazit zu der Partie: „Heute war es ein etwas anderes Spiel für uns. Wir hatten viel Ballbesitz und dies haben wir in den ersten 30 Minuten sehr gut gelöst“, sagte er über die gute erste Halbzeit der Gastgeber. „Da ist das zweite Tor eben nicht gefallen, und dann war Ljubljana besser im Spiel“, fügte Schmidt an, und Anja Wutej übersetzte im Eiltempo, was dem 50-Jährigen imponierte. „Auf Slowenisch ist es wohl kürzer“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. Die Gastgeber hätten es mit einer besseren Chancenverwertung in der ersten Halbzeit einfacher haben können, merkte Schmidt an. „Aber am Ende zählt der Sieg, und der war auch verdient“, sagte der FCH-Trainer.
Ein Platz in der Tabelle der Conference League ohne Aussagekraft
Mit den gesammelten drei Punkten belegen die Heidenheimer aktuell den 13. Rang in der ellenlangen Tabelle mit 36 Mannschaften. Bei noch fünf folgenden Partien in der Ligaphase ist für Schmidt und Co. aber noch nicht abzusehen, wie gut die Chancen auf die Qualifikation für die K.-o.-Runde stehen. Deshalb freute sich der FCH-Trainer über das Erreichen des kurzfristigen Ziels in dem Wettbewerb: „Wir wollten mit einem Sieg starten.“ Und dahinter konnte Schmidt einen Haken machen.