Marc Schnatterer, Tim Göhlert, Alper Bagceci oder Ingo Feistle: Diese Namen stehen stellvertretend für das erste Kapitel des sportlichen Aufstiegs des 1. FC Heidenheim. In den vergangenen Jahren hat sich eine zweite Generation herauskristallisiert, die den Erfolgsweg ihrer Vorgänger weitergegangen ist. Neben Norman Theuerkauf und Kevin Müller hat sich Patrick Mainka zu einem der prägenden Gesichter auf dem Schlossberg entwickelt.
Der Kapitän des FCH, der im Sommer 2018 auf die Ostalb wechselte, steht für große Identifikation, Zuverlässigkeit und vor allem Leistung. Bei der 0:3-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt bestritt der 30-Jährige sein 250. Pflichtspiel für die Heidenheimer. Im Interview spricht Mainka über sein Debüt im FCH-Trikot, seine persönliche Entwicklung und die Herausforderungen im Kampf um den Klassenverbleib in der Bundesliga.
Mehr als 250 Pflichtspiele haben beim FCH nur sechs Spieler absolviert. Was bedeutet Ihnen diese Zahl?
Die 250 Spiele sind eine Marke, auf die ich sehr, sehr stolz bin. Das bedeutet zunächst einmal, dass ich gesund geblieben bin. Das ist für einen Leistungssportler und auch ganz allgemein das Allerwichtigste. Es bedeutet außerdem, dass ich mit dem Verein viel erlebt habe und mit dem FCH wachsen konnte. Wir hatten viele erfolgreiche, aber auch weniger erfolgreiche Momente. Es hat mich als Sportler und als Mensch sehr geprägt.

Ihr Debüt für den FCH haben Sie vor gut sechseinhalb Jahren bei einem 1:1 in Kiel gefeiert. Haben Sie noch Erinnerungen an diese Partie?
Das erste Spiel bleibt immer im Kopf. Es war natürlich eine gewisse Aufregung da. Ich habe mich sehr darauf gefreut, wir hätten das Spiel am Ende sogar gewinnen können. Es war ein gelungenes Debüt. Danach gab es noch viele erfolgreiche Spiele und Momente, die in Erinnerung bleiben, aber auch bittere Niederlagen.
Welche waren das?
Mein erstes Tor gegen Sandhausen und natürlich die Relegationsspiele gegen Bremen. Das Spiel in Regensburg bleibt unvergessen. Hinzu kommen das erste Bundesligaspiel, das erste Bundesligator und natürlich der Sieg gegen den FC Bayern. Bei 250 Spielen kommen einige zusammen, die wirklich außergewöhnlich waren.
Ihr Jubiläumsspiel endete mit einer Niederlage. Hätten Sie vor ein paar Jahren zu träumen gewagt, dass Sie Ihr 250. Spiel für den FCH als Kapitän in der Bundesliga bestreiten?
Zum Feiern war mir nicht zumute. Aber ich bin stolz, den Verein in den letzten Jahren mitprägen zu dürfen und diesen Aufstieg zu erleben. Ich hätte 2018 sicherlich nicht gedacht, dass ich mein 250. Spiel gegen die Eintracht bestreiten darf. Das Ergebnis hätte ich aber gerne geändert.
In den vergangenen Monaten gab es deutlich mehr Niederlagen als in den Vorjahren. Wie empfinden Sie diese Phase Ihrer Karriere?
Es ist sehr herausfordernd, wir sind in einer sehr schwierigen Situation. Es ist aber auch lehrreich. Als Führungsspieler kommen andere Aufgaben auf dich zu. Wenn man lange kein Erfolgserlebnis hat, muss man zusehen, dass die Stimmung nicht kippt und wir positiv bleiben.
Andererseits gab es mit der Conference League eine besondere Premiere.
Natürlich war es auch außergewöhnlich, die Spiele in Europa mitzuerleben. Es war eine neue Herausforderung, mit drei Spielen in einer Woche. Man entwickelt sich mit und kann aus diesen Erfahrungen nur lernen.
Der FCH befindet sich fünf Spieltage vor Saisonende mitten im Abstiegskampf. Wie müssen Sie die nächsten Wochen angehen, um erfolgreich mit dieser Situation zurechtzukommen?
Das Wichtigste ist es, in dieser Situation nicht die Nerven zu verlieren, sondern sich auf das zu fokussieren, was uns immer stark gemacht hat. Wir müssen die Ruhe bewahren, ich bin positiv gestimmt für die letzten Spiele.
Am Samstag geht es gegen den FC Bayern München: Was muss zusammenkommen, damit der FCH den Sieg aus der Vorsaison wiederholen kann?
Es ist eine ganz andere Ausgangssituation als letztes Jahr. An sich ändert sich aber nichts. Wir müssen die FCH-Tugenden wie Intensität, Aggressivität und ‚eklig sein‘ auf den Platz bringen. Wir wollen den Bayern zeigen, dass es auf dem Schlossberg immer sehr unangenehm ist. Vielleicht brauchen wir auch etwas Glück und wieder einen sehr, sehr guten Torwart. Wir haben gezeigt, dass es nicht unmöglich ist. Deswegen können wir auch gegen Bayern Punkte holen.

Die vergangenen beiden Jahre endeten mit dem Aufstieg und dem Einzug in den Europapokal. Wie hoch wäre es einzuschätzen, wenn der FCH in der Bundesliga bleibt?
Der Klassenerhalt wäre mit den Herausforderungen, die wir in diesem Jahr hatten, eine Wahnsinnsleistung. Wir hatten die Spiele in Europa und das zweite Bundesligajahr gilt ja allgemein als schwieriger. Es wäre die nächste Sensation in der Geschichte des 1. FC Heidenheim.
Und wie würde der Klassenverbleib gefeiert werden?
Jetzt schon ans Feiern zu denken, wäre der falsche Zeitpunkt. Wenn es so weit ist, kriegen wir sicherlich sehr spontan eine Riesenfeier hin.
Bei Ihnen werden zu den 250 noch einige Spiele für den FCH hinzukommen. Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesteckt?
Das Wichtigste ist es, gesund zu bleiben. Gesundheit ist die Basis, sonst kann ich die Spiele gar nicht machen. Das kurzfristige Ziel ist nur der Klassenerhalt. Darauf liegt der volle Fokus, und das möchte ich mit unserer Mannschaft erreichen.