Die Ausleihe von Eren Dinkci an den FCH ist bisher eine absolute Erfolgsgeschichte – zumindest aus Heidenheimer Sicht, denn der 22-Jährige ist erfolgreichster Torschütze und hat großen Anteil daran, dass seine derzeitige Mannschaft mit 24 Punkten aus 20 Spielen gut im Rennen um den Klassenerhalt liegt. Und nebenbei stellte der Bremer, der am Samstag (15.30 Uhr) mit dem FCH für einen Tag ins Weserstadion zurückkehrt, auch noch einen Rekord auf.
FCHler hat die Sprinterkrone
Schon im vergangenen Herbst teilte sich Dinkci mit zwei weiteren Spielern die Sprinterkrone, jetzt setzte er noch eins drauf und erzielte mit 36,41 Stundenkilometern den aktuellen Bestwert für diese Saison. Damit ist der FCHler nahe am Allzeitrekord dran, den hält noch Karem Adeyemi von Borussia Dortmund mit 36,7 km/h.
Der Bestwert überrascht ihn selbst ein wenig. „Dass ich schnell bin, wusste ich schon, aber der Schnellste der Bundesliga – das hätte ich nicht erwartet“, sagt der FCH-Express, den dieser Rekord schon ein bisschen stolz macht: „Wenn man sieht, was für Leute da auf der Liste stehen.“
Dabei war ihm sein Hang zum Tempo lange Zeit gar nicht richtig bewusst. „Mir fiel das bis zu einem Sprinttest bei der U19 von Werder Bremen nie auf, da war ich auch der Schnellste“, berichtet Dinkci, der neben den üblichen Läufen und Sprints im Mannschaftstraining noch mit speziellen Übungen an seiner Schnellkraft arbeitet. Eine Vergangenheit als Leichtathlet hat er nicht, auf die klassische 100-Meter-Strecke begab er sich zuletzt bei der Abiturprüfung. „Die Zeit weiß ich gar nicht mehr, aber für 15 Punkte hat’s gereicht“, erzählt der sympathische Deutsch-Türke.
Erfolgreichster Torschütze der Heidenheimer
Letztlich wird er nicht an seinen Sprints gemessen, sondern an der Gesamtleistung und an den Toren. Und da sieht’s ebenfalls gut aus. Dinkci wurde beim FCH in der bisherigen Bundesligasaison bis auf das Spiel, in dem er die Sperre nach der fünften gelben Karte absaß, immer eingesetzt und ist mit sieben Treffern aktuell erfolgreichster Heidenheimer.
„Eigentlich gilt immer noch, was ich zu Saisonbeginn gesagt habe: Es ist mir egal, wie viele Tore ich schieße und wie viele Scorerpunkte ich habe, Hauptsache ich spiele und bleib gesund – das ist nach wie vor so“, sagt der Offensivmann. Dennoch freut er sich über diese Bilanz: „Ich hätte nicht erwartet, dass es so läuft und bin brutal stolz darauf, weiß aber auch, dass ich immer noch eine Schippe drauflegen kann.“
Noch ein weiter Weg
Dinkci sieht die bisherige Saison für sich wie für die ganze Mannschaft als Entwicklungsprozess. „Wir haben immer wieder Spiele, in denen wir gut sind, dann gibt es auch Partien, in denen wir mehr verteidigen müssen. Trotzdem machen wir es gut und müssen schauen, dass es bis zum Saisonende so weitergeht und wir unser Ziel erreichen“, so die Einschätzung des FCHler.
Allen Lobeshymnen von außen zum Trotz, steht für ihn fest, dass es bis zu dem erhofften Klassenerhalt noch ein weiter Weg ist: „Wir haben noch gar nichts erreicht, 24 Punkte reichen nicht. Ich bin fest überzeugt davon, dass wir es schaffen werden. Trotzdem müssen wir von Spiel zu Spiel schauen und nicht aufs Saisonende.“
Nach Dinkcis Ansicht kam der FCH am dritten Spieltag mit dem 2:2 bei Borussia Dortmund so richtig in der Liga an. Anschließend gelang der erste Bundesligasieg – ausgerechnet gegen Werder Bremen, den Verein, der ihn nach Heidenheim ausgeliehen hatte. Und dann schießt Dinkci in dieser Partie auch noch zwei Tore.
Wiedersehen in Bremen
Wie es sich gehört, hielt er sich beim Jubeln zurück und das würde er sicher auch jetzt so machen, wenn es am Samstag in Bremen zum Rückspiel kommt. Für ihn natürlich eine ganz besondere Partie. „Meine Familie, meine Freundin und meine besten Freunde sind da, die lassen sich das nicht entgehen“, sagt Dinkci, der ein gutes Spiel und eine besondere Atmosphäre erwartet. „Ich denke, es wird was los sein im Stadion, Werder feiert ja auch Jubiläum. Es wird uns schon was Cooles erwarten, aber wir dürfen nicht davon fasziniert sein, sondern müssen unser Spiel durchziehen.“
Beide Teams spielen derzeit stark und sind seit sieben Spielen ungeschlagen. Die Bremer noch ein bisschen stärker, sie holten in dieser Phase 15 Punkte (FCH 13), gewannen beim FC Bayern München und sind mit drei Siegen aus drei Spielen die beste Rückrundenmannschaft.
Natürlich hat Dinkci die Geschehnisse bei seinem Heimatverein stets verfolgt. „Man schaut ja auf alle Vereine, an erster Stelle ist bei mir der FCH, an zweiter Bremen“, sagt Dinkci, nach dessen Einschätzung sich das Team von Trainer Ole Werner mittlerweile gut gefunden hat und eine gewisse Sicherheit ausstrahlt. Was wäre der Schlüssel gegen so einen starken Gegner? „Wir müssen es machen wie im Hinspiel“, so Dinkci schmunzelnd. Beim 4:2 ging es phasenweise recht wild zu. „Ich glaube, das liegt uns ganz gut, wir müssen versuchen, das auch auswärts hinzubekommen.“
Heidenheim steht für Eren Dinkci an erster Stelle
Da er erst im Sommer verliehen wurde, kennt Dinkci die Bremer Mannschaft gut, die Zeiten, in denen Spieler bei solchen Konstellationen für wertvolle Tipps herhalten dürfen, sind im heutigen Profifußball aber längst vorbei, da wird der Gegner ohnehin genau beobachtet und die Spielweise analysiert. „Der Trainer macht das schon“, sagt Dinkci schmunzelnd.
Man spürt, dass das Herz des gebürtigen Bremers auch für seinen Heimatverein schlägt, dennoch ist klar, was für ihn an erster Stelle steht: „Ich bin jetzt bei Heidenheim, da ist nichts gespalten. Ich werde das bestmögliche herausholen, um der Mannschaft zu helfen, am nächsten Spieltag kann ich dann wieder für Bremen sein.“
Und soll sein Weg auch wieder dorthin zurückführen? Laut Dinkci gab es noch keine Gespräche über das Vorgehen nach dem Ende der Leihe im Sommer. „Nein, da war noch gar nichts. Ich denke, die Gedanken kommen vielleicht zwei, drei Tage vor Saisonende. Das Ziel ist es jetzt erst einmal, so schnell wie möglich die Klasse zu halten, dann kann man weiterschauen.“
Werder feiert Jubiläum
Es wird gerade viel gefeiert beim nächsten Gegner des FCH, nicht nur, weil Bremen zuletzt dreimal in Folge gewann. Am 4. Februar waren es genau 125 Jahre, dass auf der Veranda des legendären Ausflugslokals „Kuhirte“ – gelegen auf der Flussinsel Werder – der „Fußball-Verein Werder Bremen von 1899“ gegründet wurde.
Dieses Jubiläum begeht der vierfache deutsche Meister mit einer ganzen Festwoche. Dabei gab es zahlreiche Veranstaltungen, ehemalige fußballerische Größen wie Thomas Schaaf, Marco Bode, Frank Baumann, Dieter Eilts, Ailton, Mirko Votava oder Torsten Frings waren zu Gast und natürlich wurde auch ein Jubiläumstrikot aufgelegt. Zum Abschluss gibt es am Samstag nach dem Spiel gegen Heidenheim noch eine große Geburtstagsfeier in der Alten Werft in der Bremer Überseestadt.