Als der Name NK Olimpija Ljubljana bei der Auslosung der Conference League in Monaco auf der Gegnerliste des FCH auftauchte, wusste der anwesende Vorstandschef Holger Sanwald wohl auch nicht so recht, wer und was so alles hinter dem ersten Gegner in der Ligaphase steckt. Doch das hat sich mittlerweile geändert: Vor dem Heimspiel an diesem Donnerstag, 3. Oktober, gab es zwischen beiden Vereinen reichlich Kontakt. Und nicht nur Trainer Frank Schmidt wird sich im Video-Studium sportlich auf den siebenfachen slowenischen Meister vorbereitet haben. Auch Holger Sanwald dürfte sich schlau gemacht haben, damit er beim ersten europäischen Hauptrundenspiel, das um 18.45 Uhr in der Voith-Arena angepfiffen wird, ein guter Gastgeber für die Vereinsvertreter aus Ljubljana sein wird. Da der Hauptstadtverein nur wenige direkte Berührungspunkte mit deutschen Clubs hatte, geht der Blick in unserer Gegneranalyse auf die Vergangenheit und die aktuelle Situation bei den „Drachen“ aus Ljubljana.
Die Geschichte der Fußballer des NK Olimpija ist bewegt. Die ersten Spiele absolvierte der 1911 gegründete Klub auf dem Gelände, wo heute die Union-Brauerei steht. Nach dem Zweiten Weltkrieg bewegten sich die Slowenen in der jugoslawischen Liga meist zwischen Mittelmaß und Zweitklassigkeit. Das änderte sich erst mit der Abspaltung und der Unabhängigkeit 1991.
Vier seiner sieben Meisterschaften holte der Nogometni Klub in den ersten vier Spielzeiten der slowenischen Liga. Auf die großen Erfolge folgte aber der tiefe Fall. Nachdem der Verein in finanzielle Nöte geraten war, wurde er 2005 aufgelöst und als FC Bezigrad neu gegründet. Aus der fünften Liga stieg der Hauptstadtclub im ersten Jahr direkt auf und spielte – wie der FCH zur gleichen Zeit – viertklassig. Dank drei weiterer Aufstiege in Serie samt Rückkehr zum alten Vereinsnamen werden seit 2008 im Stadion Stozice wieder erstklassig Tore geschossen.
Torhüter Jan Oblak von Atlético Madrid stammt auf der Olimpija-Nachwuchsabteilung
Von einem ehemaligen Nachwuchsspieler des NK Olimpija dürften auch die meisten FCH-Fans schon einmal gehört haben. Benfica Lissabon verpflichtete im Januar 2010 den erst 16-jährigen Jan Oblak für satte vier Millionen Euro aus der Nachwuchsabteilung des Vereins. Mittlerweile steht der slowenische Nationaltorhüter seit zehn Jahren im Tor des spanischen Spitzenclubs Atlético Madrid und gilt seit längerem als einer der besten Keeper der Welt.
Gut bekannt als Spieler waren auch einige Trainer der jüngeren Vereinsgeschichte. So hatten ehemalige Superstars wie Robert Prosinecki und Savo Milosevic an der Seitenlinie das Sagen. Der Trainerverschleiß ist bei dem Traditionsverein aber deutlich größer als beim FCH: In der über 17 Jahre langen Amtszeit von Frank Schmidt wurden beim NK Olimpija über 30 Coaches entlassen.
Tabellenführer und ein Dauergast in Europa
Unter dem aktuellen Trainer Victor Sanchez läuft es für den Dritten der Vorsaison nahezu optimal. Nach zehn Spieltagen liegt der Meister der Spielzeit 2022/23 noch ungeschlagen an der Tabellenspitze. Das vergangene Wochenende gestaltete sich fast identisch wie das der Heidenheimer: Am Samstagnachmittag spielten die Grün-Weißen auswärts bei ND Primorje, erzielten in der ersten und zweiten Hälfte je einen Treffer und siegten mit 2:0. Während die Partie am Donnerstagabend für den FCH die Hauptrunden-Premiere in einem europäischen Wettbewerb ist, haben die Slowenen bereits reichlich Erfahrung.
Bei ihren bisher 25 internationalen Spielzeiten ging es aber nur einmal gegen eine deutsche Mannschaft: In der ersten Runde des Uefa-Pokals schieden die Laibacher in der Saison 1994/95 gegen Eintracht Frankfurt aus. International ist auch die Mannschaft der „Drachen“: 13 Nationen finden sich in dem Kader des NK Olimpija, der mit rund zehn Millionen Euro nur ein Fünftel so viel wert ist wie der des FCH (laut „transfermarkt.de“).
Darunter ist auch ein Schwabe. Der gebürtige Ulmer spielt seit Saisonbeginn in der slowenischen Hauptstadt. Kapitän des mit vielen Talenten bestückten Teams ist der erst 20-jährige Abwehrchef Marcel Ratnik, der sich auf den FCH bereits gut vorbereitet hat. „Sie spielen in der Bundesliga und sind sehr gut“, wird der einmalige slowenische Nationalspieler in der Tageszeitung Delo zitiert. Ratnik setzt dabei auf die Außenseiterrolle seiner Mannschaft.
„Vielleicht werden sie uns unterschätzen“, sagt er, „Wenn wir so spielen, wie wir es können, werden wir ein gutes Ergebnis erzielen.“ Optimismus herrscht auch bei Trainer Victor Sanchez angesichts der personellen Situation. Einige Spieler seien angeschlagen, so der Spanier gegenüber der Tageszeitung. „Aber wir hoffen, dass alle für das Spiel zur Verfügung stehen“, sagt Sanchez, der den Erfolgsweg des FCH offenbar genau verfolgt hat. „Mir gefallen die Geschichten, die Heidenheim geschrieben hat“, verrät der 48-Jährige.
Ein Drache mit freundlichem Gemüt
Unter den Fans den Laibacher, die nach Heidenheim kommen werden, wird ein Stimmungsgarant nicht dabei sein. Maskottchen Oli – ein Drache. Das Fabelwesen gilt als Wahrzeichen und Beschützer Ljubljanas. Auch die Spieler tragen den Drachen im Vereinswappen auf der Brust. Doch Oli ist ebenso ungefährlich wie sein Heidenheimer Pendant. Der Plüschdrache ist gegenüber den jungen Fans ähnlich freundlich gestimmt wie der Nicht-Problembär Paule.
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