Die Proteste der organisierten Fanszenen Deutschlands gegen einen möglichen Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußballliga (DFL) gehen weiter. Anfangs einigten sich die meisten Fangruppen auf jeweils einen zwölfminütigen Stimmungsboykott zu Beginn eines jeden Spiels. Inzwischen sind die Varianten ausgefeilter. In der Bundesligapartie zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund flogen ab der 13. Minute immer wieder Tennisbälle auf den Platz, sodass die Begegnung mehrmals unterbrochen werden musste. Dortmunder Spieler wie Emre Can äußerten nach dem Spiel Kritik an der Protestform der Fans. Der Kapitän sagte gegenüber „Sky“: „Wir leiden extrem darunter, verlieren unseren Rhythmus. Deswegen hoffe ich, dass es bald ein Ende hat."
Auf vier Räder griffen Fans bei der Begegnung zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen zurück. Sie warfen ferngesteuerte Spielzeug-Autos auf den Rasen und fuhren damit übers Spielfeld (Nach dem Motto: „Wir lassen uns nicht fernsteuern“). Mit dieser ungewöhnlichen Protestaktion sorgten auch Fans bei der Zweitligapartie zwischen Hansa Rostock und dem Hamburger SV für eine Spielunterbrechung.
Eine schrill-laute Art des Protests wählten die organisierten Fangruppen beider Mannschaften beim Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und Bayer Leverkusen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es ein knapp fünfminütiges Trillerpfeifen-Konzert. Dazu wurde auf der Osttribüne der Voith-Arena, der sportlichen Heimat der organisierten Fanszene des FCH, ein Transparent präsentiert: „Ihr pfeift auf unsere Meinung“ (dazu ein obligatorisches Banner mit der Botschaft „Nein zu Investoren in der DFL“). Auf der Westtribüne des Stadions waren im Gästeblock zwei Botschaften zu lesen: „Wir pfeifen auf eure Deals“ und: „Transparente Neuabstimmung jetzt!“
Der Schiedsrichter hat gesagt, dass er probieren wird, es mit seiner Pfeife zu übertönen.
FCH-Kapitän Patrick Mainka über das Pfeifkonzert auf den Rängen
Wie groß war die Beeinträchtigung durch das Dauerpfeifen auf dem Rasen? „Im Spiel kriege ich das nicht so mit. Aber der Schiedsrichter kam vorher zu mir und hat gesagt, dass er probieren wird, es mit seiner Pfeife zu übertönen. Ich habe zu ihm gesagt, dass er dann mehr reinpusten soll“, erklärte Patrick Mainka mit einem Augenzwinkern. Der FCH-Kapitän fügte an: „Im Spiel selbst habe ich ganz andere Sorgen. Da laufen ein Florian Wirtz, ein Grimaldo, ein Adli und ein Schick herum.“
Mainkas Mitspieler Lennard Maloney konnte dem schrillen Protest eine positive Seite abgewinnen: „Wir haben in Anführungszeichen das Glück, dass unser Spiel nicht unter- oder abgebrochen wurde. Den Unmut der Fans kann man verstehen, wir versuchen uns aber auf unser Spiel zu konzentrieren.“
Ähnlich sieht es Tim Kleindienst: „Ich bin froh, dass da nicht so viele Bälle aufs Spielfeld geflogen sind wie in anderen Stadien. Es ist aber die Bühne der Fans, die sie nutzen müssen, anders können sie es wahrscheinlich nicht machen.“ Der FCH-Stürmer zeigt Verständnis: „Die Fans wollen eine Botschaft senden. Das ist ihr gutes Recht, solange sie das Spiel nicht so derbe unterbrechen oder kurz vor einen Abbruch bringen, können sie es machen. Wer will’s verhindern?“
Bereits vor dem Auswärtsspiel des FCH bei Werder Bremen hatte Heidenheims Trainer Frank Schmidt erklärt, dass er im Konflikt zwischen Fans und Ligaverband auf eine bessere Kommunikation hoffe. Sein Vorschlag damals: „Reden, austauschen, Konsens finden.“ In diese Richtung denkt auch Patrick Mainka. „Ich glaube, dass viele Konflikte entstehen, weil es schlechte oder fehlende Kommunikation gibt“, so der Heidenheimer Spielführer. „Kommunikation ist das A und O in jeglicher Lage. Ich hoffe, dass beide Seiten sich finden, dass miteinander gesprochen und eine Lösung gefunden wird. Wenn jeder nur über den anderen spricht, findest du keine Lösung, Kommunikation muss das Ziel von beiden Seiten sein.“
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