Fast unbesiegbar in der zweiten Hälfte

So stürmt der 1. FC Heidenheim mit großer Moral zum Klassenverbleib

Das 1:1 im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 war quasi ein Abziehbild der bisherigen Saison des 1. FC Heidenheim, an deren Ende der Verbleib in der Bundesliga steht. Wie häufig zuvor gelang dem FCH nach einer schwächeren ersten Halbzeit eine deutliche Steigerung im zweiten Abschnitt. Auf diesem Platz steht der FCH in der Tabelle der zweiten 45 Minuten:

Das Ergebnis sei okay, sagte FCH-Trainer Frank Schmidt nach dem 1:1 am Sonntagabend gegen den FSV Mainz 05. Der 50-Jährige trug nach der Partie das offizielle Nicht-Abstiegs-Shirt der Heidenheimer, auf dem der Slogan „Gemeinsam unkaputtbar!“ stand. Dank der 38 gesammelten Punkte hat sich der Aufsteiger ein weiteres Jahr in der Bundesliga gesichert. Es hätte aber auch ein Hemd mit einem anderen Aufdruck sein können. Genau dann, wenn nur die zweite Halbzeit in die Wertung eingehen würde. „Der FCH fährt nach Europa“ oder „Heidenheim international“ wäre als Schriftzug durchaus möglich gewesen. Satte 49 Punkte stehen in der Tabelle der zweiten Spielhälfte, der FCH würde auf dem sechsten Rang liegen. Die Heidenheimer hätten somit beste Chancen auf einen Einzug in die Europa-League, die Conference League wäre für die Schmidt-Elf quasi sicher.

FCH-Trainer Frank Schmidt: „Das ist die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen.“

Der Auftritt gegen die Mainzer kann daher als ein gutes Abziehbild der Saison gesehen werden: Nach einer mehrfach mäßigen ersten Hälfte zeigen die Heidenheimer eine bärenstarke zweite. Zwar lässt sich dieses Schema nicht auf jede Partie übertragen, in der Rückrunde verliefen aber viele Spiele eben so. Aus 0:1 mach 1:1 oder so ähnlich. „Die zweite Halbzeit hat mir gefallen“, sagte Frank Schmidt nach dem Abpfiff – und das nicht zum ersten Mal. „Das ist die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen“, fügte er an. Eine beeindruckende Statistik unterstreicht die Aussage: Seit dem zehnten Spieltag „verlor“ der FCH keine zweite Spielhälfte mehr, in der gesamten Spielzeit schoss der Gegner in den zweiten 45 Minuten nur fünfmal mehr Tore als der Aufsteiger.

Robin Zentner (1. FSV Mainz 05, #27), Tim Kleindienst (FC Heidenheim, #10), GER, FC Heidenheim 1846 (FCH) vs. FSV Mainz 05 (FSV), Fussball, Bundesliga, 32. Spieltag, Spielzeit 2023/2024, 05.05.2024, DFB/DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video., Foto: Eibner-Pressefoto/Sascha Walther

Besonders eindrucksvoll waren die Moral und die Steigerung gegen die Topteams der Liga. In der Sonderwertung hätten sich die Heidenheimer gegen den FC Bayern München vier Punkte gesichert, genauso viele wie gegen den BVB. Gegen den drittplatzierten VfB Stuttgart wäre es sogar die Maximalpunktzahl von sechs gewesen.

Doch die starken Leistungen nach der Pause haben auch eine Kehrseite: die ersten 45 Minuten. Wären die Partien des FCH zu diesem Zeitpunkt zu Ende gewesen, wäre die Stimmung am Sonntagabend eine ganz andere gewesen. In der Tabelle der ersten Hälfte liegen die Heidenheimer mit 24 Punkten auf dem vorletzten Rang. „Mainz hatte bis zur Halbzeit viel den Ball und wir sind nicht so ins Pressing gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Schmidt zum ersten Spielabschnitt, in dem Jonathan Burkardt die Mainzer in der 37. Minute in Führung geschossen hatte. „Es war klar, dass wir mal wieder etwas verändern müssen.“

Patrick Mainka und Stefan Schimmer verpassen den Siegtreffer knapp

Zum Gefallen der Fans in der Voith-Arena ist die Aufholjagd den Heidenheimern mit dem Ausgleichstreffer von Tim Kleindienst (65.) – mal wieder – gelungen. In der verbleibenden 25 Minuten hatten Patrick Mainka und Stefan Schimmer sogar die Chance auf das Siegtor, scheiterten aber mit ihren Abschlüssen am Pfosten und der Latte. „Es wäre wieder typisch für uns gewesen, hinten raus das Spiel zu drehen“, sagte Frank Schmidt.

Doch bekanntlich dauert ein Fußballspiel 90 Minuten und nicht nur 45. Somit ist der FCH nicht Sechster oder 17. – er bleibt bei 38 Punkten und damit bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende sicher in der Fußball-Bundesliga. Damit schaffte der Aufsteiger eine Glanzleistung, die zurecht mit einem Feiershirt gewürdigt wurde.

Duell um Europa? Der FCH tritt am Samstag, 11. Mai, beim SC Freiburg an

Und die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb ist ebenfalls noch nicht vom Tisch. Vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag, 11. Mai, beim SC Freiburg liegt der FCH nur zwei Punkte hinter der TSG Hoffenheim – die Achter ist –, die siebtplatzierten Freiburger (41) sind ebenfalls noch nicht enteilt.

Vielleicht muss Teambetreuer Manuel Henck nach dem 34. Spieltag ja noch ein weiteres Feierhemd hervorzaubern, Vorschläge für den Aufdruck stehen ja schon bereit. Oder wenn es etwas internationaler klingen soll, könnte es heißen: „Indestructible in Europe“.

Tim Kleindienst fehlt in der Partie in Freiburg

Trotz seines Treffers zum 1:1 schickte Tim Kleindienst eine Entschuldigung an seine Mitspieler. Der Grund: In der 77. Minute hakte der Heidenheimer Angreifer unnötig gegen Sepp van den Berg nach und sah die Gelbe Karte – seine fünfte. Damit fehlt der 28-Jährige in der kommenden Partie beim FC Freiburg gesperrt. Ebenfalls von einer Sperre bedroht ist im Breisgau Verteidiger Benedikt Gimber, der gegen die Mainzer zum neunten Mal verwarnt wurde und damit die meisten Karten im Kader des FCH gesammelt hat.

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