Bitte? Thomas Tuchel schon jetzt in Heidenheim? Hat er sich im Bundesligaspielplan vertan? Der FC Bayern München ist doch erst am 6. April zum Rückspiel in der Voith-Arena beim 1. FC Heidenheim zu Gast. Der Besuch des Bayern-Trainers hatte natürlich einen ganz besonderen Grund. Eigentlich war der Termin beim Heidenheimer Fanclub „Red Stars 78“ zum 45-jährigen Bestehen schon am 3. Dezember 2023 geplant, aber aufgrund des hohen Schneeaufkommens damals und der schlechten Straßenverhältnisse wurde der Termin verschoben.
Zum Nachholtermin am Sonntag, 28. Januar, im Heidenheimer "Piazza" versammelten sich viele geladene Gäste und warteten gespannt auf den Besuch des Bayern-Coaches. Schon Jahrzehnte ist es Tradition, dass Spieler und Trainer des FC Bayern München während der Saison verschiedene Fanclubs in der Republik besuchen. Bei insgesamt 3780 Fanclubs allein in Deutschland ist es fast wie ein Lottogewinn in den Genuss eines prominenten Bayerngastes zu kommen.
Eberhard Bosch, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorstand, weiß dies nur allzu gut. „Da muss man sich darauf bewerben und mit etwas Glück wird man dann ausgewählt.“ Dieses Glück fehlte dem traditionsreichen Fanclub aus Heidenheim satte zehn Jahre. Es waren schon einige Bayern-Stars in Heidenheim, weiß Bosch aus der bisherigen 45-jährigen Fanclubgeschichte. Alexander Zickler, Hans-Jörg Butt, Toni Kroos, Ivica Olic, Owen Hargreaves, Hasan Salihamidžić, Jérôme Boateng und sogar Jupp Heynckes gaben sich schon die Ehre in Heidenheim. Dass es jetzt wieder geklappt hat, freute die Beteiligten natürlich sehr.
Seit 2016 ist der ehemalige Sky-Reporter Dieter Nickles Bayerns Pressesprecher und dieser weilte schon eine Stunde vorher im Piazza, um den Ablauf des Tuchel-Besuches zu besprechen. Um 11.50 Uhr war es dann so weit. Höchst selbst am Steuer seines schwarzen Audi Q5 Dienstwagen fuhr Tuchel dann vor dem "Piazza" vor. Nach dem Sieg einen Tag zuvor in Augsburg und dem Punktverlust des ärgsten Widersachers Leverkusen war die Laune des 50-Jährigen natürlich bestens. So wurde er auch gleich von der Vorsitzenden Daniela Bosch mit folgenden Worten begrüßt: „Jetzt haben wir es wieder selbst in der Hand, Meister zu werden!“ Der Jubel war nach dieser Kampfansage entsprechend groß und Tuchel lächelte verschmitzt.
Mit dem Fanlied „Stern des Südens“ im Hintergrund wurde Tuchel zum Podium geführt, wo Daniela Bosch die Moderation übernahm. Auf die Frage, ob Tuchel schon mal in Heidenheim war, meinte dieser: „Durch meine Fußballervergangenheit in der Region war ich viel in der Umgebung unterwegs, aber in Heidenheim tatsächlich noch nie.“ Allerdings fand er den Weg nach Heidenheim sehr gut. „Meine Eltern wohnen ja in Krumbach, so war es für mich am Wochenende mit dem Spiel in Augsburg, Krumbach und jetzt Heidenheim einfach, ohne Navi unterwegs zu sein“, so Tuchel mit einem Schmunzeln. Nach der Aufzählung seiner Vorgänger durch Daniela Bosch meinte Tuchel nur: „Oh Danke, da muss ich mich wohl hinten anstellen“, war Tuchel sichtlich beeindruckt, wer sich vor ihm schon die Klinke in Heidenheim in die Hand gab.
Auf seinen Werdegang angesprochen zählte Tuchel zunächst seine Spielerstationen (Augsburg, Stuttgarter Kickers, Ulm) auf und erzählte auch, wie er dazu kam Trainer zu werden. Leider musste Tuchel früh, mit 25 Jahren aufgrund einer Verletzung seine Spielerkarriere beenden. Da kickte Tuchel noch für Ulm und wurde dort von seinem damaligen Trainer Ralf Rangnick darauf, gebracht eine Trainerkarriere einzuschlagen. Eine große Erfahrung waren laut Tuchel auch seine Trainerstationen im Ausland. Die Sprache, die Menschen und die verschiedenen Mentalitäten bei seinen Tätigkeiten in Chelsea und Paris kennenzulernen waren laut Tuchel sehr lehrreich. Auf eine Frage, ob er sich es sich nochmal vorstellen könnte, beispielsweise in Spanien Trainer zu werden, meinte Tuchel: „Klar, Spanien ist eine außergewöhnliche Liga, da ist alles von meiner Sichtweise und den Spielern, mit denen ich gearbeitet habe, von wahnsinnig viel Selbstvertrauen geprägt.“ Allgemein würde ihn ein Trainerjob im Ausland nochmal reizen.
Die „Red Stars“ hatten natürlich noch was vorbereitet. Unter anderem wurde Tuchel bei einer Maßkrug-Challenge herausgefordert, welche er nur knapp verlor. Auch bei einem Fußballerquiz hatte Tuchel knapp das Nachsehen. Lediglich beim Bierdeckel-Flip konnte er ein Unentschieden verbuchen. Zwei Stunden weilte der Bayertrainer in Heidenheim und war insgesamt locker und sehr sympathisch. „Einfach anders, wie man ihn manchmal aus dem Fernsehen kennt“, so Eberhard Bosch, der insgesamt sehr angetan war von Tuchel Auftritt.
Ein großer Erfolg war auch die Tombola zu Gunsten des Kinderhilfswerkes in Lima. Mit dem Kauf von Losen konnte man nicht nur das Hilfswerk unterstützen, sondern auch tolle Preise (Bayern Fanartikel) gewinnen. Insgesamt kamen dort tolle 2.000 Euro zusammen. Eine rundum gelungene Veranstaltung also. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder zehn Jahre bis zum nächsten Besuch eines Bayernspielers dauert...
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