Nach dem 0:4

FCH nach Frankfurt-Niederlage auf Relegationsplatz: Das sagen Trainer und Spieler zur Talfahrt

Mit dem 0:4 gegen Eintracht Frankfurt musste der 1. FC Heidenheim am Sonntag den nächsten Nackenschlag einstecken, kassierte die bisher höchste Niederlage in der Bundesliga und rutschte auf den Relegationsplatz ab. Wie schätzen Trainer und Spieler die Situation ein und welche Wege könnten aus der Krise führen?

„In der ersten Halbzeit lagen die Unterschiede nur in der Effektivität und in der zweiten Halbzeit war es ein Klassenunterschied gegen eine Top-Mannschaft aus der Bundesliga“, fasst Frank Schmidt das 0:4 gegen den Tabellenzweiten zusammen. Die ersten 20 Minuten ließ seine Mannschaft defensiv nicht viel zu, mit der ersten starken Aktion der Eintracht klingelte es dann aber schon.

Natürlich ist es gerade so eine Phase, in der einfach nichts klappen will, während auf der anderen Seite Teams wie Frankfurt alles zu gelingen scheint. Bezeichnend war das Ende der Partie, als Stefan Schimmer und Adrian Beck mit einem Schuss an die Latte haarscharf das 1:3 verpassten und dann sogar der vierte Treffer für die Gäste fiel. Dennoch muss sich die Mannschaft insgesamt besser aus der Affäre ziehen. „0:4 zu Hause zu verlieren, das ist nicht unser Anspruch, da hat es in der zweiten Halbzeit an den Zweikämpfen gefehlt, das muss man so knallhart sagen“, betont Schmidt.

Viele Baustellen beim FCH

Zu viele Baustellen gibt es derzeit beim FCH, der sogar die erste richtig gute Chance hat. Wie der immer noch torlose Mikkel Kaufmann diese vergab, war aber ebenfalls bezeichnend. Vorne fehlt ein Knipser, für die Abwehr ging es am Sonntag oft viel zu schnell und die Qualität der Flanken, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, war unterirdisch. So holte der FCH nur ein mageres Pünktchen aus den vergangenen sieben Spielen, von Platz sechs ging es hinunter auf Rang 16, den Relegationsplatz.

Nach zwölf Spieltagen in ihrer ersten Bundesligasaison hatten die Heidenheimer nur einen Punkt mehr und ebenfalls ein Torverhältnis von minus neun. Und doch gibt es gravierende Unterschiede. Vor einem Jahr war die Schmidt-Truppe mit dieser Bilanz Tabellen-13. und hatte drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Vor allem aber war der Trend ein anderer. In der Premierensaison verlor der FCH die ersten beiden Spiele, biss sich dann aber immer besser in die Herausforderung Bundesliga hinein. Diesmal ging es mit zwei Siegen los, doch dann kamen in zehn Spielen nur noch vier Punkte dazu.

Nur ein Punkt aus sieben Spielen

Auf dem Schlossberg ist man auch weit davon entfernt, die Situation irgendwie schönzureden. „Es waren Spiele dabei, in denen wir hätten punkten müssen oder sollen“, sagt Schmidt mit Blick auf die jüngsten Auftritte. Wohl weniger in Leverkusen oder jetzt gegen Frankfurt, aber in Kiel, möglicherweise zu Hause gegen Freiburg, Hoffenheim oder Wolfsburg. „Die zwei, drei, vier Punkte, die wir in den Heimspielen, aber auch auswärts haben liegen lassen, fehlen uns jetzt, die tun jetzt weh“, so Heidenheims Trainer.

Der nächste Hammer steht bevor

Ausgerechnet jetzt müssen die Heidenheimer zum Rekordmeister. „Es wäre komisch, wenn ich sage: Bayern München ist jetzt unser Aufbaugegner. Wir werden versuchen, uns da bestmöglich zu präsentieren und dann in den letzten beiden Spielen des Jahres etwas mitzunehmen“, so Schmidts Einschätzung. Dabei kommt der VfB Stuttgart, dann geht es zu Schlusslicht Bochum.

Die Hinrunde endet erst mit zwei Spielen im neuen Jahr: in Bremen und zu Hause gegen Union Berlin. „Wir müssen uns jetzt über kleine Schritte definieren. Natürlich gibt es noch genügend Zeit, aber zur Wahrheit gehört auch, wir müssen uns grundlegend verbessern“, mahnt Schmidt. Derzeit sei es über 90 Minuten zu wenig Konstanz, zu wenig Effektivität, so der FCH-Trainer.

„Durchleben eine sehr schwere Phase“

Ähnlich sieht es Spielmacher Niklas Dorsch. „Es ist kein Geheimnis, dass wir gerade als Mannschaft eine sehr schwere Phase durchleben. Wir brauchen ganz dringend ein Erfolgserlebnis, wissen aber auch, dass die nächsten Gegner nicht einfacher werden“, sagt der 26-Jährige, der eine gewisse Verunsicherung ausmacht: „Man merkt es auch in der Mannschaft, dass es mal anfängt, im Kopf zu rattern, wenn man hinten liegt.“

Gerade da müsse man nun noch mehr dagegen halten. „Wir dürfen uns jetzt einfach nicht unterkriegen lassen“, sagt Dorsch und bleibt optimistisch: „Wir sind ja immer gut im Spiel, haben das Gefühl, dass etwas möglich ist, das macht schon Mut. Und dann sind es in der Bundesliga einfach ganz viele Kleinigkeiten, die entscheiden, in welche Richtung es geht. Und da läuft so ein bisschen alles gegen uns, aber ich glaube ganz fest an die Qualität der Mannschaft und des Trainers.“

Niklas Dorsch glaubt an die Qualität der Mannschaft. Eibner-Pressefoto/Sascha Walther

Immerhin steht diesmal kein Spiel unter der Woche an, die vielen „englischen Wochen“ machen die Vorbereitung auf den nächsten Gegner extrem schwierig. „Wir müssen die Abläufe reinbekommen, wenn wir Systemanpassungen vornehmen, auch auf dem Platz das Gefühl dafür bekommen und nicht erst im Spiel“, erklärt Dorsch, sieht in den Conference-League-Spielen aber auch Vorteile: „Wir brauchen den ganzen Kader und es ist gut, dass jeder immer wieder Spielzeit bekommt.“

Honsak will weiter Gas geben

Mathias Honsak zeigte zuletzt ansprechende Auftritte, kam gegen Frankfurt aber nur von der Bank. „Ich hatte nach dem Chelsea-Spiel noch etwas Probleme im Oberschenkel, war nicht bei 100 Prozent“, erklärt der zu dieser Saison von Darmstadt nach Heidenheim gewechselte Offensivspieler. An das Szenario, jetzt mit dem nächsten Verein abzusteigen, denkt er keine Sekunde: „Nein, überhaupt nicht.“ Und was macht ihm Mut? „Die Mannschaft, ich glaube nicht, dass wir uns irgendwie aufgeben müssen, wir wollen weiter Gas geben, Wille und Einsatz zeigen, dann kommen auch wieder die Ergebnisse.“

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