2:0-Sieg

FCH gewinnt irres Schwaben-Derby gegen den VfB Stuttgart

Was für eine Reaktion des 1. FC Heidenheim. Nach vier Niederlagen zeigt die Mannschaft ausgerechnet im württembergischen Duell gegen den VfB Stuttgart eine Topleistung und gewinnt den "El Schwabico" mit 2:0 - etwas glücklich, aber unterm Strich verdient.

FCH gewinnt irres Schwaben-Derby gegen den VfB Stuttgart

Was ein irres Schwaben-Derby. Lange Zeit war das Duell zwischen dem  1. FC Heidenheim und dem VfB Stuttgart am Sonntagabend in der Voith-Arena ein Festival der vergebenen Chancen, dann brachte Jan Schöppner mit seinem Kopfballtor den FCH auf die Siegerstraße und Tim Kleindienst machte mit einem Traumtor von der Mittellinie den Deckel drauf.

Zwei Neue in der Heidenheimer Startelf

Nach zuletzt vier Pflichtspielniederlagen in Folge hatte Trainer Frank Schmidt die Abwehr umgebaut: Jonas Föhrenbach und Tim Siersleben bekamen eine Pause, dafür rückte erstmals Benedikt Gimber in die Startformation und Norman Theuerkauf wechselte vom zentralen Mittelfeld nach links hinten. Seine Rolle nahm Jan Schöppner ein – das zweite Startelfdebüt.


Im Mittelpunkt sollten aber die Angriffsreihen stehen. Nach beiderseits etwas vorsichtigem Beginn und einer dicken Chance für die Gäste, bei der Gimber stark gegen Silas rettete, nahm das Spiel so ab der 15. Minute Fahrt auf. Im Dauerregen ging es wie wild hin und her, beide Teams vergaben Großchancen im Minutentakt. Der FCH holte in der ersten Halbzeit 8:1 Ecken heraus und fast alle brachte Niklas Beste brandgefährlich in den Stuttgarter Strafraum.

Dreimal rettete die Latte

So klatschte bei Kopfbällen von Schöppner und Gimber das Leder an die Latte, Kleindienst wurde einmal irgendwie noch vom sitzenden Verteidiger Dan-Axel Zagadou geblockt und scheiterte einmal am glänzend reagierenden Torwart Alexander Nübel. Auch Konterchancen ergaben sich, dabei zögerte Eren Dinkci einmal zu lange, so dass Waldemar Anton noch herein grätschen konnte, dann spielte der sonst so starke Heidenheimer Stürmer bei einer 3-gegen-1-Chance genau in die Beine von Anton.


Aber auch die Stuttgarter hatten ihre Möglichkeiten, ein Freistoß von Angelo Stiller landete ebenfalls an der Latte, Chris Führich schoss aus etwa zehn Meter frei übers Tor. Insgesamt hätten die Heidenheimer aber mit einer Führung in die Pause gehen müssen. Die zweite Hälfte begann dann etwas ruhiger, zunächst gab es nur eine Chance für Beste. Dann schien das Pendel doch auf die Seite des hohen Favoriten auszuschlagen. Nach einer Stuttgarter Ecke in der 56. Minute zeigte Schiedsrichter Florian Badstübner plötzlich auf den Punkt: Patrick Mainka hatte wohl den an ihm vorbei stürmenden Anton kurz am Trikot gehalten.

Strafstoß übers Tor

Es war bereits der siebte Strafstoß gegen den FCH in dieser Saison – und der zweite verschossene. Silas Mvumpa donnerte die Kugel gut eineinhalb Meter übers Gehäuse. Das war noch einmal eine Initialzündung für die Heidenheimer, die sich beim neunten Eckball dann belohnten: Jan Schöppner köpfte Bestes wieder gute Hereingabe in der 70. Minute präzise ins linke untere Eck. "ich hätte schon in der ersten Halbzeit eine Bude machen müssen, umso erleichterter bin ich, dass mir das wichtige 1:0 gelungen ist", sagte Schöppner, der sein Startelfdebüt so gleich mit einem Tor krönte.

Natürlich antwortete der VfB mit wütenden Gegenangriffen, Heidenheims Abwehr zeigte sich aber auf dem Posten. Mainka und Gimber als Innenverteidiger konnten immer wieder klären, beide Hereinnahmen von Schmidt zahlten sich also aus.

Ein Schuss des eingewechselten Maximilian Mittelstädt, den Omar Traoré noch leicht abfälschte, blieb lange die einzige Möglichkeit, ehe der FCH in der Nachspielzeit doch noch die Fußballgötter etwas bemühen musste. So prallte der Schuss von Luca Raimond aus kurzer Distanz von der Unterkante der Latte wieder ins Feld und anschließend rettete Mainka auf der Linie.


Kurz vor Schluss gelang noch ein Entlastungsangriff, Kleindienst nutzte einen Fehler von Anton und beförderte das Leder von kurz hinter der Mittellinie über den weit vor seinem Tor stehenden Nübel zum 2:0 in die Maschen – der irre Schlusspunkt in einem irren Spiel.

Diesmal das Glück erarbeitet

Damit beendete der FCH eine Serie von vier Niederlagen in der Liga und im Pokal, verschaffte sich vor der Monsteraufgabe bei Bayern München wieder etwas Luft und spielte erstmals seit dem Sieg über Union Berlin wieder zu Null.

Die neue Abwehr hat also ihre Bewährungsprobe bestanden, auch wenn natürlich eine gute Portion Dusel dabei war. Zur Wahrheit gehört aber ebenso, dass die Heidenheimer auch sechs oder sieben Tore hätten erzielen können und so war es alles in allem, trotz der deutlich größeren Spielanteile für die Gäste, ein verdienter Sieg. Oder anders gesagt: Wie von Coach Schmidt vor der Partie gefordert, hat sich der FCH dieses Mal das Glück erarbeitet. "Wir haben uns reingefightet, die Leidenschaft gezeigt, die du gegen so einen Gegner haben musst. Am Ende haben wir uns das erarbeitet, Kompliment an meine Mannschaft und ich denke, der Sieg ist auch nicht ganz unverdient", fasst Schmidt zusammen.