FCH in Dortmund: ein Tag voller Emotionen
Der FCH kann Bundesliga, Heidenheim kann Bundesliga – das hat der Auftritt am Freitagabend im Dortmunder Fußball-Tempel gezeigt. Mit einem mutigen Auftritt in der zweiten Halbzeit machte die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt vor der Wahnsinnskulisse im Signal-Iduna-Park ein 0:2 wett, war am Ende sogar einem Sieg näher, auch wenn über die ganze Spielzeit gesehen natürlich die Borussia mehr klare Chancen hatte.
Der Auftritt des Teams war beherzt, die Unterstützung großartig. Im Konzert der großen Traditionsvereine mag man weiter über das kleine Heidenheim lästern, aber wenn aus einer 50.000-Einwohner-Stadt, im ersten Bundesligajahr, an einem Freitagabend über 4000 Fans die Reise antreten, so ist das schon bemerkenswert. Viele davon saßen in einem Sonderzug und waren nach dem 28-Stunden-Trip ordentlich gerädert.
Blaue Farbtupfer im schwarz-gelben Meer
Die lautstarke Unterstützung half der Mannschaft, sogar eine kleine rot-blaue Choreografie war im Heidenheimer Block zu sehen. Auf der anderen Seite sorgte die Atmosphäre in Deutschlands größtem Fußballstadion, das mit 81.365 Zuschauern wieder ausverkauft war, bei vielen Heidenheimern für Gänsehautmomente. Vor allem wenn die berühmte „gelbe Wand“, die mit fast 25.000 Plätzen größte Stehplatztribüne, so richtig Gas gab. Ihre Tore erzielten die Heidenheimer dann auch in Richtung eigener Fans.
Um wieder zum Historischen zu kommen: Neben dem ersten Punkt im Oberhaus und dem ersten Spiel im geschichtsträchtigen Westfalenstadion gab es am Freitag auch das erste Auswärtstor in der Bundesligageschichte des FCH. Es ging auf das Konto von Eren Dinkci, der von Werder Bremen ausgeliehene Offensivmann machte insgesamt ein gutes Spiel. „Ich habe da nicht viel überlegt, sondern einfach geschossen. Danach haben wir einen turbulenten Elfmeter bekommen und da war Tim natürlich eiskalt. Mit einem Punkt in Dortmund können wir absolut zufrieden sein, aber am Ende hätten wir mit etwas Glück sogar 3:2 gewinnen können“, sagt der 21-Jährige.
Das erste Auswärtstor des FCH
Es war nicht sein erster Besuch im Signal-Iduna-Park: „In der Corona-Zeit haben wir mit Bremen hier gespielt, ich bin aber nicht eingesetzt worden und diese Kulisse habe ich jetzt auch zum ersten Mal erlebt.“ Gegen 77.000 lautstarke Dortmunder und einen 0:2-Rückstand stemmten sich die FCHler erfolgreich. „Der Trainer hat uns in der Halbzeit nochmals motiviert, gesagt, dass wir trotzdem mutig weiterspielen sollen – und ich denke, das haben wir gut umgesetzt“, so Dinkci.
Und der FCH hat nun seinen ersten ersten Elfmeter in der Bundesliga verwandelt. Dabei war es für Tim Kleindienst mit dem Hin und Her, der zweimaligen Überprüfung und sechs Minuten Wartezeit alles andere als leicht. „Das mit dem Elfmeter war natürlich ganz wild, keine Ahnung, was die da gemacht haben. Ich habe mich erst gefreut, dann kam der Schiedsrichter und hat Abseits gepfiffen. Danach stehst du im Mittelkreis, weil du dir denkst, es geht mit Freistoß weiter. Dann schauen sie es sich drei Minuten noch mal alles an und es gibt doch Elfmeter. Ich habe mich festgelegt, wo ich hinschieße und habe Gott sei Dank getroffen.“
Kleindienst behält die Nerven
Für ihn war es nicht der erste Einsatz im Signal-Iduna-Park. „Ich hatte schon einmal das Vergnügen, da habe ich mit Freiburg hier auch 2:2 gespielt. Da haben wir aber geführt und in der 90. Minute noch den Ausgleich kassiert. Aber klar, das ist geil hier, das ist Bundesliga“, so der 28-Jährige. Dabei zeigt er sich begeistert von den mitgereisten Heidenheimer Fans. „Das war Regensburg-Feeling, die haben uns nach vorn gepeitscht. Es ist für die Fans ja nicht einfach am Freitagabend.“
Für Kleindienst war es am Ende ein gewonnener Punkt, ein verdientes Unentschieden, doch sein Blick geht nach vorn: „Gut spielen und keine Punkte holen bringt einen auf Dauer nicht weiter, deshalb war es heute sehr wichtig für uns, etwas Zählbares mitzunehmen. Wir lernen von Spiel zu Spiel und stellen die Fehler immer mehr ab.“
Es geht um Effizienz
In diese Richtung geht auch das Fazit von Patrick Mainka: "Wir haben viele positive Sachen gezeigt, auf die wir aufbauen können, aber es bringt nicht viel, immer nur gut zu spielen. Wir haben gesehen, um was es in der Bundesliga geht: Effizienz, Effizienz, Effizienz. Wenn es am Ende heißt, wir haben viele gute Spiele gemacht, sind aber mit zehn Punkten abgestiegen, kannst du dir auch nichts davon kaufen.“
Der Heidenheimer Mannschaftskapitän hat Dortmunder Vergangenheit, spielte zwei Jahre in der zweiten Mannschaft der Borussia. „Ich habe hier einige Highlight-Spiele auf der Tribüne erlebt, jetzt durfte ich eines auf dem Platz erleben. Das hat Spaß gemacht, wir kommen nächstes Jahr wieder, so Mainka schmunzelnd.
"Wir stehen wieder auf"
Die Partie beschreibt er so: „Viele Tiefschläge erste Halbzeit, wildes Spiel zweite Halbzeit, verdienter Punkt, wenn nicht vielleicht sogar am Ende zu wenig. Aber wir mussten auch die ein oder andere Situation überstehen. Es ist kein gefühlter Sieg, es ist ein Punkt in Dortmund, den wir uns am Ende verdient haben.“
Besonders wichtig sei es gewesen, nicht noch ein drittes Tor zu kassieren. „Lässt man uns am Leben, stehen wir wieder auf, das haben wir oft genug gezeigt.“ Nur ihm war kein Tor vergönnt: „Ich glaube langsam, meine Kopfbälle sind verflucht. Vergangene Woche war es ein gegnerischer Spieler auf der Linie, jetzt war es ein eigener Spieler auf der Linie.“