Der Samstag bot einen besonderen Moment im deutschen Fußball und der FCH war ein Teil davon. Nachdem 1:1 wurde Christian Streich, sicher einer der ungewöhnlichsten und von den Fans besonders geschätzten Bundesligatrainer, mit ganz viel Emotionen verabschiedet. Das 1:1 gegen Heidenheim war sein letzter Streich vor heimischem Publikum, nach der Partie bei Union Berlin kommendes Wochenende nimmt der 58-Jährige dann nach fast 30 Jahren im Verein und über zwölf Jahren als Chefcoach seinen Abschied beim SC.
Frank Schmidt traf es in der Pressekonferenz nach dem Spiel ziemlich gut: „Es fällt mir schwer heute zum Spiel etwas zu sagen, wenn man erlebt hat, was danach los war. Das war für mich heute das Highlight, obwohl wir das Spiel wahnsinnig gern gewonnen hätten“, sagt Heidenheims Trainer mit Blick auf die Verabschiedung von Streich.
Geistesblitz von Kevin Sessa
Seiner Mannschaft merkte man das Fehlen von Torjäger und Offensiv-Angelpunkt Tim Kleindienst in der Offensive an, bis auf einen Geistesblitz von Kevin Sessa, der in der 38. Minute nach schöner Einzelleistung das 1:1 erzielte, kam nicht viel. Das reichte aber, weil der FCH aufopferungsvoll kämpfte, wieder einen starken Keeper Kevin Müller und auch eine Portion Glück hatte. So traf Freiburg Pfosten und Latte, zudem schoss Gregoritsch Müller aus vier Metern ab, anstatt den Ball einfach neben ihn zu legen.
„In der ersten Halbzeit war das Unentschieden für mich okay, es gab wenig Chancen. Die zweite Halbzeit ging dann komplett an Freiburg, wir hatten keinen Torschuss mehr. Freiburg hatte die Chancen, wir hatten Kevin Müller und einmal Latte, einmal Pfosten. Deswegen nehmen wir diesen hart erkämpften Punkt gern mit nach Heidenheim“, so Schmidts Zusammenfassung.
Schmidt: „Freiburg hatte Chancen, wir hatten Müller“
Die Gastgeber nahmen ihren Chancenwucher recht gelassen, die ganz großen Emotionen waren für die Verabschiedung von Streich und Co-Trainer Patrick Baier reserviert. Irgendwie passte das Unentschieden dann auch, denn es war einer der seltenen Momente bei einem Bundesligaspiel, in dem sich alle lieb hatten.
Es passt zu Streich, dass seine ersten Worte in diesem Moment dem Gegner galten: „Glückwunsch an Heidenheim zum Unentschieden. Wenn wir schon ein Heimspiel nicht gewinnen können, dann am liebsten gegen Heidenheim“, sagt der viel Geehrte und Beschenkte. Auch vom FCH gab’s einen Geschenkkorb und Maskottchen „Paule“ – natürlich im Streich-Trikot. Und Schmidt bekam den Applaus der Freiburger Fans, als er sagte: „Wir sind stolz, hier sein zu dürfen. Christian Streich gebührt die maximale Anerkennung für seine Leistung."
Gegenseitige Wertschätzung
Zu den Klängen von Bob Dylan, der für Streich im Gegensatz zu ihm selbst wirklich „Kult“ sei, drehte der scheidende Coach seine Ehrenrunde und wurde auch von den FCH-Anhängern gefeiert, auf einem extra angefertigten Banner stellten sie Streichs Ehrlichkeit und Loyalität heraus. Auch ein „Flitzer“ störte da nicht, Streich tröstete den vom Sicherheitsdienst überwältigten Mann, der in Tränen aufgelöst war.
So dauerte es am Samstag sehr lang, bis die Gedanken wieder der sportlichen Analyse und dem Ausblick galten. Dabei haben beide Mannschaft noch ein wichtiges Spiel vor der Brust, der letzte Bundesligaspieltag kommenden Samstag (15.30 Uhr) hat es in Sachen Abstieg und Europaliga noch einmal in sich. Egal wie der Punkt im Breisgau zustande kam, unterm Strich hat der FCH nun nur eines der vergangenen acht Spiele verloren, in der gesamten Rückrunde nur ein Auswärtsspiel verloren. Mit einem Heimsieg gegen Köln können auch die 21 Punkte der Hinrunde wiederholt werden. Die schon mehrfach abgeschriebenen Rheinländer werden nach ihrem erneuten Last-Minute-Sieg gegen Union Berlin aber extrem motiviert auf die Ostalb reisen, können jetzt doch noch den Relegationsplatz erreichen.
In der Schlussrunde ist noch einmal für Spannung gesorgt
Es ergibt sich also folgende Konstellation für die Schlussrunde: Union Berlin muss gegen Freiburg gewinnen, um die Chance auf den direkten Klassenerhalt zu wahren und mindestens einen Punkt holen, um den Relegationsplatz zu sichern. Freiburg muss aber auch gewinnen, um Rang sieben und damit die Qualifikation für die Europa League zu verteidigen. Köln muss in Heidenheim gewinnen, um bei einer Niederlage von Union noch den Relegationsplatz zu holen, der FCH muss aber auch gewinnen, um selbst noch Siebter oder Achter zu werden und damit ins internationale Geschäft einziehen zu können. Da ist also kommenden Samstag also noch einmal richtig Musik drin.