Frank Schmidt bricht den Trainer-Rekord - So gratulieren Prominente und Wegbegleiter
Am Sonntag, pünktlich zum Spiel gegen Werder Bremen, wird der gebürtige Heidenheimer nun 5845 Tage im Amt sein und damit Volker Finke, der 16 Jahre lang beim SC Freiburg an der Seitenlinie stand, als Rekordtrainer ablösen.
Für Schmidt zählt wie immer die nächste Aufgabe und die heißt Bremen, der Rekord kommt ganz weit hinten. Dennoch soll ihm an dieser Stelle von Begleitern und Fußballfachleuten aus ganz Deutschland gratuliert werden. Wie wird Schmidts Laufbahn beurteilt, wie wird er als Mensch gesehen?
Holger Sanwald, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Heidenheim: Diese lange Amtszeit als Trainer bei einem Verein, mit der Frank am Sonntag den Rekord von Volker Finke brechen wird, ist die Bestätigung für die fantastische Arbeit, die er seit nun 16 Jahren als Cheftrainer für unseren FCH leistet. Und das ganz unabhängig davon, in welcher Spielklasse und mit welchen Spielern er arbeitet. Ohne Frank wäre unser sportlicher Aufstieg aus dem Amateurfußball bis in die Bundesliga so nie möglich gewesen! Umso mehr gilt Frank unser größtmöglicher Dank für diese einzigartige Leistung.
Frank zeichnen schon seit jeher sein unbändiger Ehrgeiz und seine Begeisterungsfähigkeit aus, womit er es auch geschafft hat, über die vielen Jahre hinweg, unsere Mannschaft immer wieder zu Höchstleistungen zu bringen. Außerdem verkörpert er Werte wie Verlässlichkeit, Bodenständigkeit und die Identifikation mit Heidenheim nach außen wie kaum ein Zweiter. Sportlich wie menschlich passt Frank deshalb so perfekt zu unserem FCH!
Aljoscha Pause, Filmemacher / drehte mit Schmidt den Film "Trainer": Frank Schmidts Laufbahn als Trainer ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Die Anzahl der Aufstiege seit der 5. Liga, die Erfolge, die Krönung mit dem Einzug in die Bundesliga. Am Ende ist es aber vor allem die Kontinuität, die Konstanz in der Ermöglichung absoluter Topleistungen, meist gegenüber deutlich solventerer Konkurrenz. Man muss sich das einfach vor Augen führen. 16 Jahre – das sind Amtszeiten wie von Helmut Kohl oder Angela Merkel.
Und als es damals für ihn losging, 2007, wurde der VfB Stuttgart beinahe Doublesieger. Heute unvorstellbar. Das waren noch ganz andere Zeiten. Im Fußball ist so vieles auch vom Glück abhängig, von Konstellationen, vom Momentum. Manchmal entscheidet auch der Zufall. Aber wer es schafft, solche Leistungen, solche Kraftakte immer wieder zu produzieren, gegen alle Wahrscheinlichkeit, der ist ein großer Könner, ein Meister seines Fachs.
Selten passte die Formulierung „hart aber herzlich“ so gut wie bei Frank Schmidt. Er verlangt von sich selbst, den Mitarbeitern und der Mannschaft immer das absolute Maximum. Nur weil er das so vorlebt, ist es überhaupt möglich. Er ist glaubwürdig ehrzeitig, belastbar und leistungsbereit, und verbindet das mit hoher Sozialkompetenz und Durchsetzungsfähigkeit.
So bleibt seinen Spielern im Grunde gar keine andere Wahl als mitzuziehen. Wenn es um das Erreichen der Ziele geht, kann er knallhart sein, bis in Grenzbereiche. Gleichzeitig habe ich ihn als extrem offen, warmherzig, verbindlich und berechenbar kennengelernt. Bei ihm weiß man, woran man ist. Für Frank Schmidt zählt noch ein Wort, ein Handschlag. Altmodisch könnte man sagen, ich finde es aber völlig zeitlos. Er ist im besten Sinne ein total korrekter Typ. Und er verliert nie den Glauben an die durchaus großgedachten Visionen. Schon während meines Trainer-Films, in der Saison 2012/13, formulierte er die 1. Liga als klares Fernziel. Als damaliger Drittligist von der Schwäbischen Alb haben ihn einige dafür belächelt. Ich habe damals schon gespürt, wie ernst es ihm damit ist.
Und was für eine einzigartige Konstellation das in der Zusammenarbeit mit Holger Sanwald ist. Hier wird kein Trainer entlassen. Spieler kommen und gehen: der Erfolg bleibt. Ich habe mich zuletzt Ende der abgelaufenen Saison mit Frank Schmidt vor dem Auswärtsspiel in Paderborn getroffen. Wir haben lange geredet und er erzählte mir von seinem Credo, immer ganz und gar im Moment zu sein. Total konsequent. Ohne Wenn und Aber. Ich sagte ihm daraufhin, dass er, gemessen daran, eigentlich ein Buddhist sei. Er schaute mich etwas überrascht an. Er würde das natürlich nie so formulieren. Aber letztlich ist das sein Rezept dafür, dem großen Druck standzuhalten, eine so große Kraft zu entwickeln und sich nie allzu sehr von Vergangenheit und Zukunft ablenken zu lassen. Insofern sollte man davon ausgehen, dass dieser einzigartige Weg auch nach 16 Jahren noch lange nicht zu Ende ist.
Christian Streich, seit 2012 Trainer des SC Freiburg: Was soll man zu so einem Rekord noch sagen? Ich kann ihm nur herzlich gratulieren, das ist eine großartige Leistung von Frank Schmidt und seinen Kollegen – Chapeau!
Er ist ein wahnsinnig netter Kerl, der einfach – normal ist immer ein blödes Wort, normal ist nichts, jeder ist individuell. Er ist einfach ein leidenschaftlicher Fußballtrainer und ein saunetter Kerle, mit dem man gerne spricht und der halt wie jeder andere um die Ecke kommt. Dass er jetzt abhebt, weil er so einen Rekord aufstellt und hervorragende Leistungen mit Heidenheim zeigt, diese Gefahr besteht nicht bei ihm, da bin ich ziemlich sicher.
Frank Wormuth, einer der früheren Ausbilder von Frank Schmidt: Ist der jetzt schon über 16 Jahre Trainer? Wahnsinn. Der Weg des 1. FC Heidenheim spricht automatisch für die Leistungen des Trainers und des Managers. Man sieht, das Kontinuität Erfolg bringen kann. Den Verein bis ins Oberhaus zu bringen zeugt von großer Qualität.
Wenn ich mich recht erinnere, haben wir ihn „Feldwebel“ genannt. Das war aber nie negativ gemeint, sondern bezieht sich einfach auf die Klarheit und Deutlichkeit seiner Ansprache. Er ist immer zielorientiert und untermauert seine Gedanken mit Argumenten. Als Trainer hat er eine klare Linie und schafft es dennoch, auf die verschiedenen Spielertypen einzugehen – das ist absolut vorbildlich.
Horst Blankenburg, Heidenheims erfolgreichster Fußballer: Das gab es bisher noch nie. Eine Mannschaft von der Verbands- bis in die Bundesliga zu führen, ist unglaublich. Wenn ich einen Hut auf hätte, würde ich ihn ziehen. Die Spiele des FCH bis zum Aufstieg habe ich noch verfolgt und ich habe schon bei meinem Besuch in Heidenheim gesagt: Dieses Jahr sind sie dran.
Ich durfte ihn beim Spiel zwischen FCH und HSV kennen lernen. Er ist natürlich geblieben, überhaupt nicht eingebildet. Uns verbindet ja auch etwas, wir haben beide beim Wieder Sportclub gespielt.
Michael Pfeifer, Redakteur beim Kicker: Das ist ein ganz erstaunliches Beispiel für Kontinuität selbst in den höchsten Ligen und setzt einen angenehmen Kontrapunkt in diesen ansonsten sehr schnelllebigen Fußballwelt.
Ich habe Frank Schmidt als einen sehr nahbaren, bodenständigen, offenen Menschen ohne jegliche Allüren kennengelernt, der die Dinge sehr fachmännisch und direkt auf den Punkt bringt.
Nadine Schmidt, Ehefrau von Frank Schmidt: Der Erfolg ist ihm nicht zugeflogen. Er erfordert jeden Tag Disziplin und lässt es nicht zu, Schwäche zu zeigen. Frank hat viele Opfer gebracht und sich selbst oft hinten angestellt.
Er hat sich seit wir uns kennen nicht verändert. Er ist authentisch und verstellt sich nie. Er ist konsequent. Und um es auf den Nenner zu bringen: hart, aber herzlich.
Michael Schiele, Heidenheimer und zuletzt Trainer von Eintracht Braunschweig: Diese Laufbahn sucht ihresgleichen, das ist nur schwer in Worte zu fassen. Seine Laufbahn bedeutet eine Verbundenheit zum Verein, zur Stadt, zu den Fans und bedeutet zugleich eine enge, konstruktive und erfolgsbasierte Zusammenarbeit mit den Entscheidern des FCH, insbesondere mit Holger Sanwald, die schon länger hält als so manche Ehe.“
„Frank ist ein Macher, der seinen Weg und seine Visionen verwirklicht hat. Er agiert klar und geradlinig.“
Volker Finke, ehemals Trainer des SC Freiburg: Ich gratuliere und sende alle Glückwünsche nach Heidenheim. Der Verein ist ein tolles Beispiel für Kontinuität und dafür, dass man auch an einem kleinen Standort große Dinge erreichen kann. Es gibt da ja schon gewisse Parallelen zu Freiburg. Die Zusammenarbeit zwischen Heidenheims Vorstandschef Holger Sanwald und Trainer Schmidt erinnere ihn ein bisschen an die zwischen dem damaligen SC-Präsidenten Achim Stocker und ihm einst im Breisgau, erklärte Finke. Ich freue mich wirklich sehr, dass der FCH nun in der Bundesliga angekommen ist – gerade auch nach der verlorenen Relegation gegen Werder Bremen 2020.
Tim Jürgens, Stellvertretender Chefredakteur bei "11 Freunde": Schmidts Story ist nicht weniger als ein Fußballmärchen. Im schnelllebigen Profigeschäft in seiner Geburtsstadt als Lückenbüßer in die Cheftrainerposition zu kommen, dann über bald zwei Jahrzehnte den heimischen Verein trotz zahlreicher Rückschläge in die Bundesliga zu führen und dabei wirklich alle im und um den Verein herum so mitzunehmen, dass sich auch bei akribischer Suche niemand findet, der Frank Schmidt im Entferntesten etwas Negatives nachsagt oder zumindest eine gewisse Hybris unterstellt, das ist schon eine nahezu unvorstellbare Leistung. Und dass er nun mit seiner direkten Art und seiner „Alles-reinhauen-und-niemals-aufgeben“-Philosophie eine neue, unverbrauchte Farbe in den mitunter recht grau gewordenen Erstliga-Alltag bringt, lässt uns auch bei 11 Freunde mit großem Interesse nach Heidenheim blicken.
Dass ein Proficoach nach 16 Jahren in Heidenheim den Mut hat, öffentlich zu bekennen, dass er hier bis voraussichtlich 2027 weiterarbeiten möchte, um dann vielleicht noch einmal zu verlängern und dann um Ende seiner Laufbahn das beim FCH erlernte zumindest einmal noch bei einem anderen Profiverein zu erproben, habe ich in dieser Klarheit noch nie erlebt. Was zeigt das? Frank Schmidt will für seine Mitmenschen berechenbar sein und er lässt keinen Zweifel daran – weder seinen Spielern, noch den Fans und dem Verein gegenüber –, dass man sich immer auf ihn verlassen kann. Im oft verlogenen Profigeschäft ein Arbeitsethos, das gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Mit anderen Worten: Einen Typen wie ihn kann sich kein Verein nicht backen. Und Holger Sanwald tut gut daran, einen solchen Mann festzuhalten ohne ihn dabei festzubinden. Und da Schmidts Lebensplan bis auf Weiteres steht, freue ich mich insgeheim auch ein bisschen auf den Moment, wenn er sich aus dem aktiven Fußball verabschiedet, um mit seinem Kumpel Ralf in Heidenheim die ersehnte Tapas Bar zu eröffnen. Da will ich nämlich auf jeden Fall mal einkehren. Denn wir wissen ja schon heute, was dort als Spezialität auf der Karte steht: Es gibt von allem „reichlich“!
Die HZ-Redaktion zieht den Hut
Die Heidenheimer Fußballer 16 Jahre in Folge zu trainieren und dabei auch noch von der Oberliga bis in die Bundesliga zu führen ist eine unfassbare Leistung - darüber können auch wir als langjährige Begleiter der Heidenheimer Fußballer nur staunen.
Als Mensch ist Frank Schmidt dabei trotz allem der gleiche geblieben, verkörpert bis heute die Werte aus der Vereinshymne: geradeaus und ehrlich.