"Halbfinalist der Herzen": Als der 1. FC Heidenheim gegen den FC Bayern München fast die Sensation schaffte
Viele Umwege gibt es in der Vereinsgeschichte des 1. FC Heidenheim nicht, um auf eine ganz besondere Partie zu stoßen. „Ach ja, da war ich mit dabei“, „Ich kann mich noch genau daran erinnern“, „Wir waren so nah dran“, quasi jeder, der es mit dem FCH hält, hat seine eigene kleine Geschichte dazu zu erzählen. Die Rede ist natürlich vom Viertelfinalspiel im DFB-Pokal beim FC Bayern München.
Was bei dem Rückblick viele überrascht: Es ist schon viereinhalb Jahre her, als die Heidenheimer den Rekordmeister über 90 Minuten forderten, sogar am Sieg schnupperten, um dann doch mit 4:5 zu verlieren. Um die Erinnerungen vor dem Wiedersehen beim Bundesliga-Auswärtsspiel des FCH gegen die Münchner an diesem Samstag, 11. November, noch einmal aufzufrischen - ein Rückblick auf das Spektakel in der Allianz-Arena.
Über 7000 Heidenheimer Fans fieberten in München mit
Dass jeder der über 7000 mitgereisten Heidenheimer Fans, den berauschenden Mittwochabend des 3. Aprils 2019 noch bestens im Gedächtnis, war dem unglaublichen Drehbuch der 90 Minuten plus Nachspielzeit geschuldet. Das emotionale Auf und Ab endete erst mit dem Abpfiff.
12. Minute: Mit dem Führungstreffer von Leon Goretzka sah es danach aus, dass die Weichen schon früh auf einen Münchner Sieg gestellt waren.
15. Minute: Doch dann kam der Wendepunkt, als FCB-Verteidiger Niklas Süle für seine Notbremse gegen Robert Andrich die Rote Karte sah.
26. und 39. Minute: Der FCH packte die Gelegenheit beim Schopf und nutze seine zahlenmäßige Überlegenheit aus. Erst sorgte Robert Glatzel mit seinem Kopfball-Treffer für den Ausgleich, 13 Minuten später erzielte Marc Schnatterer die 2:1-Pausenführung und entfachte damit Euphorie im Gästeblock.
53. bis 65. Minute: Doch die Bayern wären nicht die Bayern, wenn sie sich so einfach geschlagen geben würden. Und so war es auch damals. Thomas Müller, Robert Lewandowski und Serge Gnabry drehten die Partie mit ihren drei Toren binnen 13 Minuten zu Gunsten der Münchner.
74. Minute: Jetzt etwas aufgeben? Das wollten die tapferen Heidenheimer aber nicht. Vor allem Robert Glatzel nicht: Erst markierte der Angreifer mit einem platzierten Rechtsschuss den Anschlusstreffer, …
77. Minute: … drei Minuten später war der gebürtige Münchner treffsicher und stellte mit seinem Tor vom Elfmeterpunkt aus auf 4:4.
82. Minute: Für den Schlussakkord in einer mitreisenden Partie hätte fast Denis Thomalla gesorgt, im Eins-gegen-eins scheiterte der Heidenheimer aber an Keeper Sven Ulreich.
83. Minute: Stattdessen hatte der FCB in Persona Robert Lewandowski das letzte Wort. Nach einem Handspiel von Marnon Busch verlud der Pole FCH-Keeper Kevin Müller aus Elf-Metern und schoss zum 5:4-Endstand ein.
Das sagten Besteiligen des 1. FC Heidenheim damals:
Unglücksrabe Marnon Busch, der den Elfmeter vor dem 4:5 verursachte hatte, zeigte sich trotz der bitteren Niederlage als guter Verlierer und schicke einen Dank an die Fans: „Ich denke wir können stolz sein, gefühlt war heute halb Heidenheim hier“, sagte er, „Das war Wahnsinn, eine richtig geile Unterstützung.“
Dreifach-Torschütze Robert Glatzel versteckte nach der unglaublichen Leistung seine Enttäuschung nicht: „Man kann es kaum beschreiben, trotz allem tut jetzt erst einmal die Niederlage weh“, sagte Glatzel.
Ein stolzer Frank Schmidt hob derweil das Positive bei der Fast-Sensation heraus. „Es war abartig, was wir geleistet haben. Das Handy ist voll mit Nachrichten und für viele sind wir der Halbfinalist der Herzen“, sagte der FCH-Trainer nach dem Abpfiff.
Am Samstag kommt es nun zum zweiten Pflichtspiel zwischen FCB und FCH. Die Heidenheimer Fans würden sich sicherlich nicht beschweren, wenn sie ähnlich viel Spannung und Nervenkitzel erleben dürften – und vielleicht sogar mit einem Jubeln nach dem Schlusspfiff.
Das Spiel zum Nachschauen
Wer sich das Spektakel vor dem Bundesliga-Duell noch einmal anschauen möchte, kann dies auf dem Youtube-Kanal des DFB tun. Hier geht es zur Zusammenfassung und zum Spiel in voller Länge.