Ein lockerer Schlenzer und der Ball sitzt. Während ihre Mannschaftskollegen vom 1. FC Heidenheim bereits ihre Sachen packen und in Richtung Hotel trotten, verlängern Niklas Beste und Kevin Sessa die Vormittagseinheit noch um ein paar Minuten. Sessa mimt den Aushilfstorhüter und Beste zirkelt einen Freistoß ins linke obere Toreck. Es sieht spielerisch aus, die Kraft scheint keine allzu große zu spielen. Doch der Effekt aus diesen ruhenden Bällen, die schnell Fahrt aufnehmen, ist groß – für den Erfolg des FCH und die Wahrnehmung von Niklas Beste in der Öffentlichkeit.
Beste ist Mister Standard beim Aufsteiger und tritt damit in die Fußstapfen von Tobias Mohr und vor allem von FCH-Legende Marc Schnatterer. Und diese Fußstapfen füllt er seit seinem Wechsel im Sommer 2022 auf den Schlossberg immer besser aus. „Ich bin jemand, der sich auf dem Platz nicht so viele Gedanken macht“, lautet seine Erklärung für die Leistungen für seine schnelle Anpassung an die Bundesliga und fügt an: „Ich mache einfach.“
Sportliche wie private Höhepunkte prägten Niklas Bestes Jahr
Und das macht der Linksfuß ziemlich gut: Mit fünf Treffern und acht Vorlagen ist er der FCH-Spieler mit den meisten Torbeteiligungen in der Bundesliga. Besonders waren für Beste aber nicht nur die ersten 16 Ligaspiele, sondern die gesamten vergangenen zwölf Monate. „Das Jahr werde ich nicht vergessen, egal ob im Privatleben mit der Hochzeit sowie der Geburt unseres Sohnes und sportlich mit dem Aufstieg und wie es in der Bundesliga läuft“, sagt Beste, „Da blicke ich sehr gerne zurück.“
Und der Blick nach vorne für 2024: Praktischerweise kann Niklas Beste die Vorsätze für das neue Jahr mit seinen Wünschen zu seinem Geburtstag verbinden. Einen Tag nach seinem Trainer Frank Schmidt wurde er am Donnerstag, 4. Januar, 25 Jahre alt. Den einzigen Wunsch, den er zu seinem Geburtstag hat, sei, gesund zu bleiben. „Das gilt aber nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie und die Menschen in meinem Umfeld“, fügt er an. Deshalb war sein wichtigstes Geburtstagsgeschenk auch kein materielles, sondern das morgendliche Telefonat mit seiner Frau und seinem Sohn.
BVB-Jugendtrainer erkennt besonderes Talent des Linksfuß
Unter den Wünschen der Fans des 1. FC Heidenheim für das Jahr 2024 werden auch weiterhin starke Standards von ihrer Nummer 37 gefallen sein. Und diese Hoffnung könnte erfüllt werden. Denn: Ganz zufällig fliegen die Eckbälle und Freistöße von Niklas Beste nicht in Richtung Tor. Seine besondere Begabung für das Ausführen von Standardsituationen zeichnete sich schon im Nachwuchsbereich ab, verrät er im Trainingslager des FCH. „Es hat sich schon angedeutet, was ich für eine Schusstechnik habe“, so Beste, dem ein Jugendtrainer bei Borussia Dortmund bescheinigte, dass es wenige Standardspezialisten wie ihn gebe - die Freistöße wie Ecken gleichermaßen gut schlagen können. „Damals war ich 17 und da bekommt man viel erzählt“, sagt er. Acht Jahre später ist Niklas Bestes Blick auf die Einschätzung sehr viel klarer geworden. „Im Nachhinein hat er total recht gehabt“, sagt er. Mittlerweile weiß Beste die Mischung aus Ballgefühl, Technik und Schusskraft optimal einzusetzen und ist deshalb beim FCH für nahezu alle Eck- und Freistöße verantwortlich. Wie wichtig diese für den Erfolg sind, dem ist er sich bewusst. „Extrem viele Spiele werden mittlerweile durch Standards entschieden“, sagt Beste, der sich daher nicht auf seinem Talent ausruht.
Bei den Einheiten im Training und den Extraschichten danach feilt er aktuell an seinen Freistößen aus kurzer Distanz zum Tor. „Das ist nicht so einfach, der Ball muss über die Mauer und sich auch noch senken“, erklärt er. Bei seiner bisherigen Lernkurve dürfte auch das bald klappen. Und das im Trikot des FCH. Auf die Immer wieder aufkommenden Gerüchten um einen Wechsel erwidert Beste - dessen Vertrag noch bis Sommer 2025 läuft - eindeutig: „Ich bin hier glücklich und konzentriere mich nur auf unser Ziel Klassenerhalt.“
Zwei FCHler auf dem Flügel stark
Nationale Klasse: In dieser Kategorie hat das Fachmagazin Kicker die Außenstürmer Niklas Beste und Eren Dinkci bei seiner halbjährlichen Bewertung aller Bundesliga-Spieler eingordnet. In der "Rangliste des deutschen Fußballs" belegt Beste hinter den deutschen Nationalspielern Leroy Sané und Chris Führich den dritten Rang auf dieser Position, Dinkci folgt zwei Plätze dahinter.