Wenn an diesem Samstag, 17. August, um 15.30 Uhr der Anpfiff in der MS-Technologie-Arena zwischen dem FC 08 Villingen und dem 1. FC Heidenheim ertönt, ist die Favoritenrolle klar vergeben. „Wir wissen, dass an diesem Tage natürlich vieles sehr, sehr gut für uns laufen muss, um den 1. FC Heidenheim ärgern zu können“, sagt Trainer Mario Klotz mit Blick auf die Erstrundenpartie im DFB-Pokal. Nach dem Aufstieg in die Regionalliga gehen die Gastgeber drei Spielklassen niedriger als der FCH auf Torejagd. Das war in der Vergangenheit aber nicht immer so: In den 2000ern lieferte sich der FC Villingen in der Oberliga insgesamt sechs Duelle mit den Heidenheimern – wobei es viermal noch gegen den HSB ging. Besondere Erinnerungen hat Mario Klotz vor allem an das letzte Aufeinandertreffen im Mai 2008 in Villingen. „Aufgrund der Einführung der 3. Liga in Deutschland ging es damals um den Aufstieg in die neue Regionalliga. Heidenheim und wir haben beide um den Aufstieg mitgespielt“, erinnert sich der 39-Jährige.
Villingen-Trainer Mario Klotz traf beim letzten Duell gegen den 1. FC Heidenheim
Vor 2000 Zuschauern gingen die Heidenheimer damals nach einem Tor von Martin Klarer in Führung. Doch auch die Villinger durften jubeln – und besonders ihr heutiger Trainer. „Mir war es vorbehalten, den 1:1-Ausgleichstreffer zu erzielen“, blickt Klotz, der auch die Funktion des Sportdirektors innehat, zurück. Das Remis war für die Gastgeber letztlich aber zu wenig: Der FCH schaffte es als Vierter in die Regionalliga, Mario Klotz und die „08er“ blieben in der Oberliga. Dass der FCH in den folgenden 16 Jahren auf den Schritt in die Regionalliga noch viele weitere folgen ließ, fordert dem Villinger Trainer großen Respekt ab. „Die sportlichen Erfolge und die Arbeit von Frank Schmidt sind sensationell und können nicht hoch genug bewertet werden“, sagt er. Es sei bemerkenswert, wie der Verein es geschafft hat, auch strukturell stetig mitzuwachsen, so Klotz zur Entwicklung der Heidenheimer.
Hautnah miterlebt hat die Erfolgsgeschichte des FCH ein weiterer Villinger: Jonas Brändle – seit 2022 im Trikot der Südbadener – spielte für mehrere Jugendteams auf dem Schlossberg und war eine Saison im Kader der Profimannschaft. „Die Vorfreude auf das Spiel ist riesengroß bei mir“, sagt er 24-Jährige, der schon eine kleine Vorahnung für die Paarung hatte. Im Kreis der Familie habe er immer gewitzelt, dass es gegen seinen Ex-Club gehen könnte. „Ich hatte da so ein Gefühl“, verrät der Mittelfeldspieler, „Als das Los wirklich gezogen wurde, habe ich mir gedacht: ,Das gibt es doch nicht.‘“ Ein paar Nachrichten hat Brändle dann gleich mit einigen ehemaligen Weggefährten ausgetauscht. „Ich habe noch regelmäßig mit Patrick Mainka und Betreuer Manuel Henck Kontakt“, sagt Brändle, der ein Zweitliga-Spiel für den FCH bestritt.
Die Euphorie und Freude über den Aufstieg in die Regionalliga Südwest sowie die Teilnahme am DFB-Pokal sind natürlich riesig.
Mario Klotz, Trainer des FC Villingen
Dass er am Samstag wieder auf dem Rasen stehen kann – und das auch noch gegen seinen Ex-Club – war vor einigen Monaten nicht abzusehen. Erst im April feierte er nach einer schweren Knieverletzung sein Comeback. „Ich habe fast auf den Tag ein Jahr nicht spielen können“, sagte er.
FC Villingen feiert nach dramatischem Saisonfinale den Aufstieg in die Regionalliga
Die Rückkehr kam gerade noch rechtzeitig. Wie der FCH feierten auch die Villinger einen furiosen Saisonendspurt. Neben dem 1:0-Finalsieg im Südbadischen Landespokal – der die Qualifikation für den DFB-Pokal bedeutete – endete die Rückrunde mit einem spektakulären letzten Spieltag. Gegen den 1. CfR Pforzheim holten die „08er“ vor über 4000 Zuschauern gleich zweimal einen Rückstand auf, siegten letztlich mit 3:2 und machten die Meisterschaft perfekt. „Die Euphorie und Freude über den Aufstieg in die Regionalliga Südwest sowie die Teilnahme am DFB-Pokal sind natürlich riesig“, sagt Mario Klotz. Wie sich die Mannschaft in den entscheidenden Spielen präsentiert hat, werde bei allen Beteiligten unvergesslich bleiben, so der Trainer der Villinger.
Unvergesslich soll nun auch der Auftritt gegen den FCH für die Gastgeber werden, die auf ein ausverkauftes Stadion hoffen. Und eigentlich sind die Villinger echte Spezialisten, wenn es um den Pokal geht. Dabei gibt es aber einen Haken: Erfolge feiert der Traditionsverein nur im Südbadischen Landespokal. Mit elf Finalerfolgen ist der FC Villingen Rekordsieger des Wettbewerbs. Im DFB-Pokal sind die Südbadener aber mit einem kleinen Fluch belegt: Bei den bisherigen elf Teilnahmen scheiterte der Regionalligist jeweils in der ersten Runde. Somit wartet man in VIllingen seit 1969, als es gegen den HSV eine 1:3-Niederlage gab, auf den Premierensieg.
Die Heidenheimer werden alles dafür tun, dass die Serie der Hausherren weitergeht. Und selbst wenn Jonas Brändle seinen Ex-Kollegen nach Spielende zum Weiterkommen gratulieren müsste, freut er es sich auf das Wiedersehen und den Trikottausch. „Mit wem ich den machen werde, weiß ich noch nicht“, sagt er. Doch vielleicht darf Brändle nach 90 oder 120 Minuten jubeln und es bewahrheiten sich dann gleich zwei Fußballfloskeln auf einmal: dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat und jede Serie irgendwann endet.
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