Bisherige Bundesligen werden aufgelöst

Die Jugend des 1. FC Heidenheim steht vor gravierenden Änderungen

Nach einer großartigen Saison 2022/23 mit Rang sechs für die Bundesliga-A-Junioren stehen die U19 und U17 des 1. FC Heidenheim in der laufenden Runde nicht so gut da. Einen Abstiegskampf wird es aber dennoch nicht geben. Warum? Wie sieht es allgemein mit der Nachwuchsarbeit beim FCH aus?

Die Jugend des 1. FC Heidenheim steht vor gravierenden Änderungen

Was ändert sich in der neuen Saison?

Die bisherigen drei Bundesligagruppen bei den A- und B-Junioren werden aufgelöst. Stattdessen wird ab der Spielzeit 2024/25 zunächst eine Vorrunde, in regionalen Gruppen mit bis zu acht Mannschaften, mit Hin- und Rückspiel gespielt. Jeweils die erst- und zweitplatzierten Teams spielen dann in der Hauptrunde in der A-Gruppe den deutschen Meister aus. Die anderen Mannschaften machen in der Hauptrunde in der B-Gruppe weiter. Teilnahmeberechtigt sind alle Vereine mit einem vom Deutschen Fußballbund (DFB) anerkannten Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), die Junioren der Amateurvereine können sich als Herbstmeister für die B-Gruppe qualifizieren. Die Änderung kommt durch das vom DFB angestoßenen „Projekt Fußball“ zustande.

Derzeit stehen U 19 und U 17 des FCH auf Abstiegsplätzen in der Bundesliga – ist der Kampf um den Klassenerhalt damit überflüssig geworden?

„Unsere Aufgabe ist es ganz grundsätzlich, die Spieler weiterzuentwickeln und dafür zu sorgen, dass die Mannschaften gute Leistungen abliefern. Deshalb ist es für uns durchaus wichtig, dass die U19- und die U17-Junioren auch am Ende der laufenden Runde über dem Strich stehen“, betont Roger Prinzen, der Leiter des Heidenheimer NLZ. Und Timm Fahrion als Trainer der U19 fügt an: „Manche Spiele liefen sehr unglücklich, aber beispielsweise mit dem 2:0-Sieg über den VfB Stuttgart hat die Mannschaft gezeigt, zu was sie in der Lage ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch auf sportlichem Weg den Klassenerhalt schaffen würden.“

Was bedeutet der neue Modus für die Nachwuchsarbeit beim FCH?

Erst einmal gar nichts, die Ausrichtung des Heidenheimer NLZ bleibt die gleiche. „Vorrangig geht es ja darum, die Talente individuell soweit zu bringen, dass sie Kandidaten für unsere Profimannschaft werden könnten. Das Ziel, so macht Fahrion klar, wird in der kommenden Spielzeit dann auch die Qualifikation für die A-Runde sein. Allerdings hängt dies natürlich davon ab, welcher Gruppe der FCH zugeteilt wird, da könnten Schwergewichte wie der VfB Stuttgart, FC Augsburg, TSG Hoffenheim oder sogar Bayern München dabei sein. Roger Prinzen: „Wir haben noch keine Erfahrung mit diesem neuen Modus und wollen das Beste daraus machen.“

Wie ist man im NLZ generell mit der Einwicklung zufrieden?

Aktuell gibt es beim FCH mit Kevin Sessa nur einen Spieler, der aus dem Heidenheimer Nachwuchsbereich hervorging und nun regelmäßig in der Bundesliga spielt. Ein anderer – Tim Skarke – ist in Darmstadt am Ball. Zum Profi-Kader des FCH zählen zudem die Torhüter Paul Tschernuth und Frank Feller sowie die Feldspieler Seedy Jarju, Luka Janes und Elidon Qenaj, die das NLZ des FCH durchlaufen haben. Alles in allem eine Quote, mit der ein Verein in der Größenordnung und Ausrichtung des 1. FC Heidenheim zufrieden sein kann. Von den ehemaligen Jugendspielern spielt beispielsweise Julian Stark mittlerweile beim SC Freiburg II genauso in der 3. Liga wie Omar Sijaric bei Erzgebirge Aue, Diant Ramaj steht sogar bei Ajax Amsterdam im Tor.

Woher kommen die Jugendspieler im Heidenheimer NLZ?

Der FCH setzt bei der Nachwuchsarbeit stark auf Regionalität. „Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen, wenn sie zu weit von zu Hause weg müssen, ist das oft mit Schwierigkeiten verbunden Im Bereich U12 bis U17 sollte der Aufwand für die Spieler zu einem Training nicht mehr als eine Stunde  sein. Ab der U19 sind alle Spieler in unserem Internat untergebracht, damit alle Spieler an den beiden Fördertrainingseinheiten am Vormittag – während der Schulzeit – teilnehmen können“, so Prinzen. Über dem sportlichen Erfolg steht die schulische Ausbildung. „Wir sagen immer, Fußball ist euer Plan B. Wenn es bei unseren Internatsspielern in der Schule nicht klappt, wird auch schon einmal ein Fördertraining gestrichen“, berichtet der sportliche Leiter des NLZ.

Andere Vereine holen die Spieler aus ganz Deutschland – oder darüber hinaus. „Wenn man gegen Teams wie Frankfurt spielt, dann klingt das schon anders“, berichtet Fahrion vom jüngsten Auswärtsspiel der Heidenheimer U19. Bei den A-Junioren der Eintracht tummeln sich beispielsweise Spieler aus acht Nationen.

Kommt genügend Nachwuchs nach Heidenheim?

Der Andrang ist riesig, bei den Fußball-Camps des FCH im vergangenen Jahr hatten sich über 1.000 Kinder angemeldet. Der Verein hat fünf Stützpunkte in der Region zwischen Gmünd und Günzburg, auch diese sind Anlaufstellen für ambitionierte Nachwuchskicker. Manchmal natürlich auch für welche, die sich nur dafür halten. „Wir schicken niemand gerne weg, aber die Plätze in den Kadern der einzelnen Jahrgänge sind eben begrenzt und letztlich geht es ja auch darum, spielen zu dürfen. Deshalb verweisen wir in solchen Fällen an die Vereine in der Nachbarschaft“, so Prinzen.

Wie sind die Bedingungen im Heidenheim NLZ?

Aus Sicht von Prinzen und Fahrion könnte ein Trainingsplatz mehr nicht schaden, insgesamt sind aber alle notwendigen Einrichtungen vorhanden. Ab der U17 gibt es einige Spieler, die von weiter weg kommen, diese sind im Sportinternat des Heidenheimer Sportbundes untergebracht. Auch die Anzahl und Qualität der Trainer ist gut. Beispielsweise macht Fahrion derzeit die Ausbildung für die UEFA Pro-Level-Lizenz, bisher bekannt unter dem Titel Fußballlehrer.

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