Nur sieben der 18 Fußball-Bundesligisten sind in diesem Jahr in den Flieger gestiegen und haben fernab der Heimat ihr Wintertrainingslager bezogen. Der 1. FC Heidenheim ist einer davon. Für den Aufsteiger war die Option, die komplette Vorbereitung angesichts der nur dreieinhalbwöchigen Winterpause ganz in Heidenheim zu verbringen, kein Thema. "Das Wetter ist das Entscheidende, wenn du zweimal auf den Platz musst", sagt FCH-Teammanager Alexander Raaf, der für die Organisation des Trainingslagers verantwortlich zeichnet. „Dabei sind die Bedingungen sehr wichtig", sagt der ehemalige Angreifer der Heidenheimer und wirft einen Blick auf die FCH-Profis, die ihre morgendliche Trainingseinheit auf dem kurz gemähten Rasen unweit der Hotelanlage abspulen.
Konstant gute Wetterbedingungen in Algorfa
Und der Rundblick bestätigt den 49-Jährigen, es weht zwar ein leichter Wind, gegen elf Uhr haben aber bei strahlendem Sonnenschein auch die Letzten ihre Trainingsjacken ausgezogen. "Wir sind zum sechsten Mal nacheinander in Algorfa und seitdem hatten wir keinen schlechten Tag hier", sagt Raaf. Lediglich eine einjährige Pause musste der FCH coronabedingt einlegen.
Doch nicht nur das zuverlässig mildwarme Wetterlage zieht die Heidenheimer in die Nähe der Costa Blanca. Bei einigen Schritten auf dem weichen Rasen kommt eher der Gedanke ans Golfspielen auf als an den Fußball. Das ist der beste Platz weit und breit", sagt Heinz Rosenauer, der den FCH seit 2016 mit seiner Sportagentur „Onside Sports" bei der Planung und Durchführung der Trainingslager unterstützt. Ein weiteres Plus: Auf dem Trainingsplatz trainiert während des Aufenthalts des Bundesligisten kein weiterer Verein. Lediglich auf dem angrenzenden Spielfeld ist mit dem OH Leuven aus Belgien ein zweites Team zu Gast, in die Quere kommt man sich aber nicht.
Dank einjähriger Vorplanung: Viele Ruhe und ein bekanntes Umfeld für Frank Schmidt und Co.
In der Türkei, wo der FCH zuvor mehrere Jahre im Winter trainierte, kam das häufiger vor. "Dort muss man sich den Platz mit anderen Mannschaften teilen", so Rosenauer. Und nicht nur auf dem Trainingsplatz ist es ruhig. Die weitläufige Anlage, die von drei Golfplätzen durchzogen ist, bietet den Heidenheimern wenig Ablenkung. "Außerdem haben wir einen perfekt eingerichteten Fitnessbereich und gute Erholungsmöglichkeiten", zählt Raaf auf.
Dass der FCH seinen Status als Dauergast auf der weitläufigen Anlage aufrechterhalten kann, dabei helfen vor allem die gefestigten Strukturen beim Bundesligisten von der Ostalb. Da in Heidenheim der Coach seit Jahren der gleiche ist, ändern sich die Vorstellungen für das Trainingslager ebenfalls kaum. „Der FCH ist so früh dran, dass man im Vorlauf sehr gut planen kann", sagt Rosenauer. Und das geschieht schon gut ein Jahr im Voraus. Ist die Ligazugehörigkeit und damit auch die Länge der Winterpause klar, wird im Mai der Zeitrahmen des Trainingslagers festgelegt. "Wenn im August die Winterflugpläne feststehen und wir die Flüge gebucht haben, sind wir eigentlich fertig mit der Planung", sagt Alexander Raaf.
In diesem Jahr ist der Heidenheimer Tross 44 Personen stark, mit im Flieger war auch eine Tonne Übergepäck. Neben der Spielerkleidung und Trainingsmaterialien füllten die Geräte und Ausrüstung der medizinischen Abteilung die Transportkisten. Und auch diese fanden pünktlich zur ersten Einheit den Weg nach Algorfa - und werden wohl auch im kommenden Jahr wieder tun.
Bald kommen die Bayern
Nicht nur der 1. FC Heidenheim und seine belgischen Nachbarn aus Leuven haben Gefallen an der Anlage in Algorfa gefunden. „Werder Bremen und der FC Augsburg waren auch schon hier", sagt Heinz Rosenauer. Und ab dem Sonntag, 7. Januar, beginnt der FC Bayern München sein Trainingslager auf dem Nachbarplatz. Aber: Es ist nicht der Bundesliga-Konkurrent der Heidenheimer, sondern die Fußballerinnen des FCB.