Nach 0:2 beim VfL Wolfsburg

"Lehrgeld bezahlt": Was der 1. FC Heidenheim in der Bundesliga schnell verbessern muss

Die Bundesliga-Premiere endete für den FCH mit einer 0:2-Niederlage und deckte einige Schwachstellen beim Aufsteiger auf. Welche Lehren Trainer Frank Schmidt und seine Spieler daraus ziehen und was sie im ersten Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim besser machen müssen:

"Lehrgeld bezahlt": Was der 1. FC Heidenheim in der Bundesliga schnell verbessern muss

Nun ist der 1. FC Heidenheim also ein Bundesligist. Die 0:2-Niederlage am Samstagnachmittag beim VfL Wolfsburg zeigte aber deutlich, dass auf die Mannschaft von Frank Schmidt als Neuling große Herausforderungen warten. Damit wurde die Vorahnung, die der FCH-Trainer vor der historischen Premiere formuliert hatte, bestätigt: Der Aufsteiger muss noch einiges lernen in der höchsten deutschen Spielklasse. Diese fünf Erkenntnisse haben die ersten 90 Bundesliga-Minuten gebracht, die für den Erfolg der Heidenheimer Bundesliga-Lehrlinge in den kommenden Wochen entscheidend sein werden.

1. Schon kleine Fehler werden in der Bundesliga bestraft

Beim Einlaufen war bei den Spielern die Vorfreude nur so in die Gesichter gemalt. Viel Zeit zum Genießen und für Emotionen blieb den Heidenheimern in der Volkswagen-Arena dann aber nicht. Die Wolfsburger ließen die übliche Abtastphase einfach aus, drückten direkt aufs Tempo und suchten nach Schwachstellen. Eine fand der VfL auf der linken Abwehrseite des Aufsteigers und nutzte diese eiskalt aus. Mit zwei Treffern nach dem gleichen Schema legten die Wolfsburger die Grundlage für einen letztlich ungefährdeten Heimsieg. Der FCH ließ den Hausherren zu viel Platz und Zeit, sodass sie zweimal eine flache Flanke nach innen spielen konnten, die dann jeweils Jonas Wind verwertete (5.,27. Minute). „Dass wir hier gnadenlos bestraft werden, auch wenn wir keine großen Fehler machen, war von vorneherein klar“, sagte Tim Kleindienst nach der Partie. Und trotzdem musste der FCH die schmerzliche Erfahrung machen.  

2. Die Chancen müssen in der Bundesliga genutzt werden

Die Zahlen der Heidenheimer Premiere lesen sich nicht schlecht. Die Schmidt-Elf gab 14 Torschüsse ab, hatte sieben Ecken und schlug 17 Flanken in den Wolfsburger Strafraum. Doch weil Adrian Beck (13.), Lennard Maloney (52.) und Kevin Sessa (73.) ihre guten Einschusschancen nicht nutzten – und der VfL das einfach besser machte -, blieb der FCH ohne Punkte. Ein Umstand, den auch Frank Schmidt ausmachte: „Man hat heute in beiden Sechzehnern den Unterschied gesehen, was das Ausnutzen der Chancen betrifft“, so der Heidenheimer-Trainer.  

3. Die Qualität der Gegner in der Bundesliga ist größer

„In den entscheidenden Momenten waren wir eine Fußspitze zu langsam und natürlich ist beim VfL auch Qualität da“, lautete das Fazit von Kapitän Patrick Mainka zu seiner Bundesliga-Premiere zog. So war bei den Wolfsburgern, die sich für Neuzugängen für rund 70 Millionen Euro verstärkt haben, kaum eine Schwachstelle zu finden. Neben den Treffern spielte sich der Tabellenachte der Vorsaison noch weitere Chancen heraus, die aber Kevin Müller – der beim 0:1 unglücklich agierte – zunichtemachte.

Zweitliga-Torschützenkönig Tim Kleindienst schaut den Wolfsburgern zu wie sie in der Bundesliga jubeln. EIBNER/Stephanie Zerbe

Und als die Kräfte bei den schwül-warmen Bedingungen schwanden, wechselte VfL-Trainer Nico Kovac den nächsten Schwung hochtalentierter Spieler ein. Diese Kadertiefe hat der FCH schlichtweg nicht: Das Fehlen von Niklas Beste – der bei seiner hochschwangeren Frau in Heidenheim blieb – war spürbar. Auch die Marnon Busch (32.) und Lennard Maloney (84.) die mit muskulären ausgewechselt wurden, lassen sich ebenfalls nicht eins zu eins ersetzen.

4. Das Spiel des FCH funktioniert auch in der Bundesliga

Bei allen kleinen Fehlern, Nervositäten und Unglücksmomenten gab es für den FCH vor allem in der zweiten Spielhälfte Dinge, die Mut machen. So funktionierte das Umschaltspiel der Heidenheimer in der Offensive genauso wie die Abstimmung in der Defensive besser. „In der zweiten Halbzeit muss ich ehrlich sagen, dass ich fast komplett zufrieden bin“, sagte Frank Schmidt.

Auf Frank Schmidt und sein Trainer-Team wartet vor dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim noch viel Arbeit. EIBNER/Stephanie Zerbe

Auch die Trümpfe aus der Aufstiegssaison konnte der 1. FC Heidenheim auch eine Etage höher zeigen. Bei ausgeglichener Laufleistung und Ballbesitz trumpfte der FCH bei den Zweikämpfen auf und gewann 56 Prozent der Duelle.  „Von der Spielanlage her wären wir in der zweiten Liga wohl nicht als Verlierer vom Platz gegangen, aber in der Bundesliga ist das eben anders“, sagte Patrick Mainka, „Da haben wir heute Lehrgeld gezahlt.“

5. Es bleibt nicht viel Zeit in der Bundesliga

So wie während der Partie kaum Zeit war, die Begleitumstände der Bundesliga-Premiere zu genießen, muss auch die Aufarbeitung der Niederlage schnell vonstattengehen. „Wir können uns nicht die ersten fünf sechs Wochen anschauen und dann ein Fazit ziehen“, sagte Patrick Mainka. Sein Team müsse direkt Lehren aus den Erkenntnissen der Partie in Wolfsburg ziehen, so der Kapitän.
Denn: Wie der FCH in der Vorsaison auf einer Euphoriewelle geschwommen hatte, kann der Trend auch in eine andere Richtung gehen. Auf den Aufsteiger warten mit dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am Samstag, 26. August (15.30 Uhr/Voith-Arena), die nächste knifflige Aufgabe. Und danach folgt mit der Partie bei Vizemeister Borussia Dortmund der erste große Höhepunkt.

Deshalb ist klar: Die Lernkurve der Heidenheimer Lehrlinge muss steil sein, damit sie das zweite Bundesliga-Lehrjahr erreichen können.