Tabellenerster bleibt bodenständig

Mahnender Spitzenreiter: Wie Trainer Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim wieder für einen Kultmoment sorgt

Was für ein Galauftritt! Beim 4:0-Heimsieg gegen den FC Augsburg verzückte der 1. FC Heidenheim das eigene Publikum in der Voith-Arena. Doch wie viel Jubelstimmung ist angesichts der Tabellenführung in der Bundesliga erlaubt? FCH-Trainer Frank Schmidt, aber auch seine Spieler haben da eine eigene Meinung:

Was sind das für Wochen für den 1. FC Heidenheim: ein Weiterkommen im DFB-Pokal, Einzug in die Gruppenphase der Conference League, zwei Siege in zwei Spielen in der Bundesliga. Spitzenreiter, vor dem FC Bayern München. In der Voith-Arena wurden von den Fans nach dem 4:0-Sieg gegen den FC Augsburg „Spitzenreiter-Spitzenreiter“-Gesänge angestimmt. Aus dem Feiern kommt der Verein von der Brenz momentan eigentlich gar nicht mehr heraus. Wohl auch deswegen braucht es einen Mahner, der zur Besonnenheit und Bescheidenheit aufruft.

Frank Schmidt wurde im Hinblick auf die Tabellenführung gefragt: Tabellenführer. Was macht das mit ihm und dem FCH? Und der Trainer des 1. FC Heidenheim antwortete auf seine eigene Art und Weise: „Gar nichts. Ganz einfach: gar nichts. Wir haben jetzt 15 Prozent der Punkte, die wir am Ende brauchen, um die Klasse zu halten. Es ist ein guter Start, nicht mehr, nicht weniger.“ 

Das Ergebnis gegen den FC Augsburg ist zu hoch ausgefallen

Doch auch seine Spieler wussten den Sieg einzuordnen. „Das Ergebnis war am Ende recht deutlich, aber Augsburg war nicht vier Tore schlechter als wir“, erklärte zum Beispiel Adrian Beck, dessen Vertragsverlängerung bis Sommer 2028 zusammen mit der von Benedikt Gimber vor der Partie bekannt gegeben worden war. Und Beck analysierte weiter: „Wir hatten in der ersten Halbzeit Glück bei den zwei Lattentreffern, haben dafür aber die Tore zu den richtigen Zeitpunkten gemacht.“

Benedikt Gimber wiederum erinnerte an die vergangene Saison: „Augsburg ist eine physisch extrem starke Mannschaft, von der wir uns damals zweimal haben den Schneid abkaufen lassen.“ Diesen Ausdruck benutzte auch FCH-Coach Schmidt, der besonders an die 2:5-Niederlage am 8. Spieltag in der Voith-Arena erinnerte: „Man fragt sich immer, wofür so ein Spiel aus der letzten Saison mit einer 2:0-Führung und einer 2:5-Niederlage am Ende etwas Gutes ist? Das hat man heute gesehen. Wir waren wieder 2:0 vorne. Ich habe die Spieler daran erinnert, dass man da den Kopf benutzen muss. Und wir haben nicht erneut den Fehler gemacht, uns den Schneid abkaufen zu lassen.“

War gegen den FC Augsburg auch gelöst: Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim. Foto: Eibner/Oliver Schmidt

Der FC Augsburg war womöglich sogar nicht die schlechtere Mannschaft und hatte zum Beispiel mehr Ballbesitz (64 Prozent) und die gleiche Anzahl an Torschüssen wie der FCH (beide 15). Die Heidenheimer waren allerdings effizienter und nutzten vor allem die Konter, um zum Erfolg zu kommen. Was das Umschaltspiel der Gastgeber betrifft, adelte Augsburgs Trainer Jess Thorup den FCH: „Heidenheim hat uns ganz hart erwischt“, erklärte der 54-Jährige.

Die Neuzugänge treffen weiter für den 1. FC Heidenheim

Auffällig auch: Trotz der Abgänge mehrerer Leistungsträger haben die Neuzugänge und auch die Einwechselspieler auf Heidenheimer Seite erneut zugeschlagen. Drei der vier Tore gegen den FC Augsburg gehen auf das Konto von Spielern, die erst zu dieser Saison dazugestoßen waren (Paul Wanner, Leo Scienza, Maximilian Breunig). Das 3:0 von Beck bereitete zudem Wanner nach einer eigenen Balleroberung mustergültig vor.

Und was jetzt? Jetzt braucht es Mahner. „Wir wollen das nicht überbewerten“, betonte Adrian Beck. „In der vergangenen Saison hatten wir zum selben Zeitpunkt null Punkte. Jetzt sind es sechs. Der erste Schritt ist getan.“ Und Kumpel Gimber fügte an: „Es ist ein Saisonstart, wie man sich ihn wünscht. Damit konnte man nicht rechnen, dass es so gut anläuft. Wir haben aber jetzt gerade mal zwei von 34 Spielen gespielt. Wir wissen, was unser Ziel ist.“

Freuen ist beim FCH also nicht erlaubt? Doch, das schon. „Wir sind Spitzenreiter und es ist eine schöne Momentaufnahme, wenn wir auf die Tabelle schauen. Daran gilt es nach der Länderspielpause anzuknüpfen“, so Adrian Beck.

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